Das Thema Steuern ist in Wettingen ein Dauerbrenner. Die Antwort auf eine Interpellation von Einwohnerrat Orun Palit (GLP) liefert nun spannende Einblicke in die Einkommens- und Vermögensstrukturen.
Seit Jahren bewegt die Steuerthematik die Wettinger Bevölkerung. Bisheriger Höhepunkt: das klare Nein der Stimmbevölkerung Anfang 2020 zur Steuererhöhung von 95 auf 100 Prozent. GLP-Einwohnerrat Orun Palit findet:
«In Wettingen wird viel über den Steuerfuss diskutiert, aber wenig darüber, wer die Steuerlast effektiv trägt.»
Mit einer Interpellation wollte er Licht ins Dunkel bringen. Seine Frage: Welche Steuerzahler-Gruppe erwirtschaftet wie viel Steuersubstrat?
Die Antwort des Gemeinderats liegt nun vor und bietet spannende Einblicke in die Einkommens- und Vermögensstruktur der Wettinger Bevölkerung. Die Zahlen basieren auf Daten von 2019. Damals zählte Wettingen 12'910 steuerpflichtige Personen, die ein Steuersubstrat von 42,361 Millionen Franken generierten.
1. Dreizehn Personen in Wettingen haben ein steuerbares Einkommen von 1 Million Franken oder mehr. Wie viel Einkommenssteuern bezahlen sie an die Gemeinde?
Diese 13 Personen (entspricht 0,1 Prozent der Steuerzahler) generierten rund 1,911 Millionen Franken (im Durchschnitt 147'000 Fr.). Dies entspricht einem Anteil von rund 4,51 Prozent an den gesamten Einkommenssteuern. Von diesen Personen hat inzwischen eine Person ihren Wohnsitz ausserhalb des Kantons verlegt, sie ist jedoch weiterhin sekundär steuerpflichtig (Besitz Liegenschaften). Der Gemeinderat hat vor zwei Jahren einen persönlichen Dankesbrief an die 50 wichtigsten Steuerzahlerinnen und -zahler versandt. Es ist beabsichtigt, solche Aktionen sporadisch zu wiederholen. Auch würden viele persönliche Gespräche mit guten Steuerzahlern geführt, teilt der Gemeinderat mit.
2. Ein steuerbares Einkommen von 250'000 Fr. und mehr haben 191 Personen angegeben. Welches Steuersubstrat resultiert daraus?
Aus diesem Personenkreis (1,48 Prozent der Steuerzahler) resultierten für die Gemeinde Einkommenssteuern von rund 5,164 Millionen Franken. Das entspricht 12,19 Prozent der Gesamtsumme. Rund 50 dieser Personen besitzen ein Unternehmen oder sind massgeblich an einem beteiligt. Rund 140 Personen sind angestellt und mehrheitlich in Führungspositionen zu finden.
3. Ein steuerbares Einkommen von 140'000 Franken und mehr haben 880 Personen angegeben.
Diese 880 Personen (6,8 Prozent) generierten rund 15,784 Mio. Franken. Das entspricht einem prozentualen Anteil an den gesamten Einkommenssteuern von rund 37,26 Prozent.
4. Ein steuerbares Einkommen von unter 80'000 Franken wiesen 9605 Personen auf. Wie viel Steuersubstrat generierten sie?
Diese Gruppe entspricht 74,4 Prozent der Steuerzahler. Sie generierten rund 13,755 Millionen Franken. Das entspricht einem Anteil von rund 32,47 Prozent an den Einkommenssteuern.
5. Null Franken steuerbares Einkommen wiesen 1716 Personen auf. Wie sieht die Aufteilung in Studierende, Ausgesteuerte, Pensionierte und Sozialfälle aus?
Rund 55 Prozent sind Studierende, 35 Prozent sind Sozialfälle, Ausgesteuerte, Pflegeheim-Insassen oder anderweitig unterstützte Personen. Drei Prozent sind Pensionierte und rund 7 Prozent sind Steuerpflichtige, die aufgrund spezieller Gegebenheiten (wie grössere Liegenschaftsunterhaltskosten) kein steuerbares Einkommen ausweisen.
6. Ein steuerbares Vermögen von 1 Million Franken und mehr besitzen 709 Personen. Wie viele dieser Personen versteuern ein Einkommen von unter 100'000 Franken?
Rund 180 dieser Personen versteuern ein Einkommen von unter 100'000 Franken. Sie erzielen einen geringen Kapitalertrag beziehungsweise einen steuerfreien Wertzuwachs. 25 der 709 Personen versteuern ein Einkommen von 0 Franken.
«Diese Zahlen schaffen Transparenz», ist Orun Palit nach seinem Vorstoss überzeugt. Es lassen sich drei Gruppen bilden, die etwa gleich viel zu den Einkommenssteuern Wettingens beitragen. Die 880 Personen mit einem steuerbaren Einkommen von 140'000 Franken und mehr generieren 37,26 Prozent des Steuersubstrats. Personen mit einem Einkommen zwischen 80'000 und 140'000 Franken 30,27 Prozent und jene mit einem steuerbaren Einkommen unter 80'000 Franken 32,47 Prozent.
Die beiden erstgenannten Gruppen, sprich 25 Prozent der Steuerpflichtigen, generieren zwei Drittel der Steuereinnahmen. Palit leitet daraus ab, dass mit der BNO und Siedlungsentwicklung eher Wohnraum im hohen Preissegment ermöglicht werden soll, um gute Steuerzahler anzulocken. Von den 13 Einkommensmillionären hätte er indes ein höheres Steuersubstrat erwartet. Palit sagt:
«Ein Wegzug von einem dieser Einkommensmillionäre fällt also nicht so ins Gewicht.»
Beruhigt ist er darüber, dass nur wenige Vermögensmillionäre, vermutlich Liegenschaftsbesitzer und Pensionäre, keine Steuern bezahlen. «Grosse Abzugstricks, um die Einkommenssteuer zu optimieren, sind nicht erkennbar.»