Zwei Monate waren die Schulen in der Schweiz komplett geschlossen, nach wie vor müssen Klassen aufgrund einer Quarantäne in den Fernunterricht. Vermehrt schicken Eltern ihre Kinder deswegen in die Nachhilfe.
Vom 16. März bis am 11. Mai 2020, also fast zwei Monate, waren alle Schulen in der Schweiz geschlossen. Die Schüler mussten zu Hause selbstständig lernen, Unterricht fand wenn, dann online statt. Als die Zahlen im Herbst 2020 wieder stiegen war der Tenor an Schulen aber auch in der Politik deutlich: Schulen sollen erst als letzte Massnahme wieder geschlossen werden. Lehrerinnen und Lehrer fürchteten vor allem, dass lernschwache und aus schwierigen Familienverhältnissen stammende Schüler abgehängt werden könnten.
Die Schulen blieben auf, doch immer wieder müssen ganze Klassen oder sogar Schulen im Aargau für mehrer Tage in Quarantäne. Dass einige Schüler wegen den neuen Umständen durch die Pandemie schulisch ins Hintertreffen gerieten, das berichten auch mehrere Nachhilfezentren in der Region Baden.
«Als die Schulen letztes Jahr wieder aufgingen, hatten wir viele Anmeldungen, und auch jetzt fragen viele nach Lernunterstützung. Das Jahr 2021 läuft sehr gut», sagt Beat Wernli. Er ist geschäftsführender Inhaber der Impuls Nachhilfezentren im Kanton Zürich und in Baden. Viele Eltern würden bei der Anmeldung angeben, dass ihr Kind wegen der Pandemie viel Stoff verpasst habe und abgehängt wurde.
Im Vergleich zur Zeit vor Corona hat das Nachhilfezentrum jetzt mehr Schüler: 10 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019. Damit läuft das Geschäft mit der Nachhilfe mittlerweile wieder gut. Denn als die Schulen geschlossen waren, brach auch die Nachfrage nach Nachhilfe ein: «Die Eltern waren verunsichert.» Aus diesem Grund hat das Impuls Nachhilfezentrum teils auch auf Onlineunterricht umgestellt. Diesen Service bieten sie nach wie vor an, doch gerade das Bedürfnis nach eins zu eins Betreuung sei momentan besonders gross, sagt Wernli.
Das Forum 44 in Baden bietet neben einer privaten Oberstufe und dem 10. Schuljahr auch Nachhilfe an. Auch dort spürte man die Auswirkungen der Pandemie. «Ab August 2020 kam es zur deutlichen Nachfragesteigerung, auch wegen sich wiederholenden Quarantänemassnahmen und verpasstem Schulstoff», sagt Schulleiter André Sax. Aktuell betreut das Forum 44 180 bis 200 Nachhilfeschüler pro Woche.
Schon 2020 vor Pandemiebeginn sei die Nachfrage im Vergleich zum guten Jahr 2018/19 um etwa 15 Prozent gesunken. Aktuell sei man wieder auf gleichem Stand wie 2018/2019, was Sax auf die Umstände durch Corona zurückführt.
Dass Homeschooling nicht das gleiche ist, wie Präsenzunterricht, das bekam Sax mehrmals zu hören. So sei als Grund für die Nachhilfe teilweise angegeben worden, dass Schulstoff aufgrund einer Quarantäne aufgeholt werden müsse. «Gewisse Lehrer neigten bei Schulschliessungen dazu, einfach das Dossier online zu stellen. Das überforderte gewisse Schüler.» Auch sei es den Schülern schwer gefallen, die geforderte Selbstdisziplin aufzubringen.
Beim Lernpodium in Wettingen sei die Nachfrage nach klassischer Nachhilfe nicht gestiegen. Das Lernpodium bietet nebst einer Privatschule ebenfalls Nachhilfe. Aber: «Was sicher zugenommen hat, ist die Nachfrage nach intensiver Beschulung und nach Online-Beschulung seitens der Eltern», sagt die Geschäftsleiterin Simone Koemeter.
Das Lernpodium bietet auch tägliche Unterstützung über mehrere Wochen an, entweder zu Hause, vor Ort oder online. Teilweise sei es wegen psychischer Probleme durch die Pandemie dazu gekommen, dass Kinder den Regelunterricht nicht mehr besuchen konnten, sagt Koemeter. Damit die Kinder nicht vollkommen abhängten, sei das Lernpodium dann mit Einzelunterricht eingesprungen.