Umweltarena Spreitenbach
Food-Waste: «Dafür könnten wir uns eine Woche Ferien leisten»

Die meisten Lebensmittel werden in Privathaushalten weggeschmissen. Eine Austellung in der Umweltarena Spreitenbach nimmt sich dem Thema an und klärt auf.

Claudia Laube
Drucken
«Essen hat viel mit Nachhaltigkeit zu tun.» Max Chopard ist Projektleiter der «Food Waste»-Ausstellung. Claudio Thoma

«Essen hat viel mit Nachhaltigkeit zu tun.» Max Chopard ist Projektleiter der «Food Waste»-Ausstellung. Claudio Thoma

Foto: Claudio Thoma / Aargauer Z

Je besser es einem Land wirtschaftlich geht, desto mehr Lebensmittel werden verschwendet. Weltweit gehen auf dem Weg vom Feld bis zum Teller ein Drittel der Lebensmittel verloren. Das sind in der Schweiz jährlich 2,3 Millionen Tonnen und 300 Kilogramm pro Kopf, wie auf der Website von foodwaste.ch nachzulesen ist. 45 Prozent dieser Verluste sind auf Schweizer Privathaushalte zurückzuführen. Zum Vergleich: In Kamerun sind es gerademal fünf Prozent.

Das ist nur einer von vielen erstaunlichen Fakten, die in der neuen Wechselausstellung «Food Waste — aus Liebe zum Essen» in der Umweltarena in Spreitenbach zum Nachdenken anregen. Projektleiter ist der ehemalige Nationalrat und heutige SP-Grossrat Max Chopard, der die Ausstellungs-Inhalte der Journalistin näherbringt.

An den verschiedenen gelbweissen «Wägeli» zeigt und erklärt er ausführlich, wie die Besucher auf spielerische Art und Weise ein ernstes Thema vermittelt erhalten: «Hier kann jede und jeder wirklich gute Tipps abholen, um sein eigenes Verhalten zu hinterfragen und so selbst etwas gegen Lebensmittelverschwendung beizutragen.»

Jeder kann etwas tun

Den Besuchern wird in Erinnerung gerufen, dass ein abgelaufenes Joghurt immer noch gut sein kann, auch wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits in der Vergangenheit liege: Man solle auch «auf die Sinne vertrauen», heisst es in der Ausstellung — nicht nur auf das aufgedruckte Datum. «Auch auf eine verlockende Aktion ‹3 für 1› zurückzugreifen, kann am Ende dazu führen, dass es doch zuviel ist und weggeworfen werden muss», erklärt Chopard. Deshalb: «Wer schonungsvoll und überlegt mit Lebensmitteln umgeht, kann ‹Food Waste› verringern.»

Der Hauptteil der Ausstellung in der Umweltarena wurde von foodwaste.ch zur Verfügung gestellt. Der 2012 gegründete Verein hat sich der Information und Aufklärung zu Lebensmittelverschwendung verschrieben. Die «Wägeli» auf Rollen bringen den Besuchern auf informative Art Lebensmittelverschwendung und wie sie mit einfachen Tricks vermieden werden kann, näher — und die Besucher zu Hause zum Handeln, wie Chopard hofft: «Alle können etwas gegen Lebensmittelverschwendung tun.»

Die grössten Verschwender

Neben den Wägeli von foodwaste.ch machen in der Umweltarena auch Blachen mit dem Motto «Lebensmittel verschwenden, das ist dumm» auf das Thema aufmerksam. Sie informieren über Zahlen und Fakten. So erfährt man, dass in einem durchschnittlichen Vierpersonenhaushalt etwas mehr als 2000 Franken jährlich an Lebensmitteln fortgeschmissen werden: «Dafür könnten wir uns eine Woche Ferien leisten», kommentiert Chopard das Plakat. Ein weiteres beinhaltet das Thema Energie, auf dem mit Glühbirnen aufgezeigt wird, wie viel Energie bei der Produktion von beispielsweise 100 Gramm Rindfleisch aufgewendet wird: Es würde rund 129 Stunden Licht geben. Das macht bewusst, wie viel Energie für etwas aufgewendet wird, das am Ende dann doch im Abfall landet.

Die Plakate wurden für eine Sensibilisierungskampagne des Bundes entworfen, um Privathaushalte auf «Food Waste» aufmerksam zu machen. Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass die grösste Lebensmittelverschwendung zu Hause stattfindet. Nur fünf Prozent der Lebensmittel gehen im Detailhandel und genauso viel in der Gastronomie verloren, 30 Prozent in der Verarbeitung. Wer «Food Waste» zu Hause vermeiden möchte, sollte sich mit seinem Einkaufsverhalten, der Lagerung von Lebensmitteln und einer gelungenen Resteverwertung auseinandersetzen.

«Mit der Ausstellung möchten wir vor allem auch Schulen ansprechen, um bereits Schulkinder auf die Thematik aufmerksam zu machen», sagt Chopard. Er ist sich sicher: «Wer mehr über Lebensmittelverschwendung weiss, geht sorgfältiger mit Lebensmitteln um.» Die Ausstellung gastiert noch bis 29. Januar 2019 in Spreitenbach.

Vier Tipps gegen Lebensmittelverschwendung

Einkaufsliste schreiben Eine Einkaufsliste zu schreiben, hilft auch gegen Lebensmittelverschwendung. Vor dem Einkaufen sollte ein Blick in den Kühlschrank geworfen werden, um herauszufinden, was fehlt und was noch brauchbar ist. Wer saisongerecht einkauft, hilft der Umwelt. Extratipp: Vor dem Einkaufen etwas essen, damit vor lauter Hunger nicht zu viel eingekauft wird.
4 Bilder
Kühlschrank organisieren Die richtige Platzordnung im Kühlschrank hält Nahrungsmittel länger frisch. So sollten frischgekaufte Joghurts immer weiter hinten lagern, während die mit jüngerem Ablaufdatum weiter vorne Platz finden. Äpfel können gut auch im Kühlschrank aufbewahrt werden. Die Butter wird am besten in der Seitentür platziert. Was oft im Kühlschrank lagert, dort aber nicht hingehört: Tomaten (am besten im Küchenschrank oder in der Gemüseschale) und Gurken (im Keller oder im Küchenschrank).
Richtige Lagerung Brot gehört zu den Lebensmitteln, die in Privathaushalten am häufigsten im Abfall landen (nach Frischgemüse und Kartoffeln). Deshalb: Brot am besten in einem Brotkasten lagern und noch einen Apfel dazulegen; so bleibt es länger frisch. Brot kann zudem auch gut eingefroren und bei Bedarf ganz einfach wieder aufgebacken werden. Für Brot sind Äpfel zwar gut, nicht aber für andere Lebensmittel: Zum Beispiel faulen Bananen schneller, wenn sie neben Äpfeln liegen.
Resteverwertung Reste können ganz einfach wiederverwertet werden. Mit etwas Kreativität können leckere Rezepte gekocht werden. Oder man kauft sich das passende Kochbuch: «Restenlos glücklich». Ansonsten gibt es im Internet inzwischen unzählige Vorschläge wie Reste wiederverwertet werden können. Extratipp: Wer im Restaurant nicht alles aufisst, kann sich den Rest ganz einfach einpacken lassen und mit nach Hause nehmen.

Einkaufsliste schreiben Eine Einkaufsliste zu schreiben, hilft auch gegen Lebensmittelverschwendung. Vor dem Einkaufen sollte ein Blick in den Kühlschrank geworfen werden, um herauszufinden, was fehlt und was noch brauchbar ist. Wer saisongerecht einkauft, hilft der Umwelt. Extratipp: Vor dem Einkaufen etwas essen, damit vor lauter Hunger nicht zu viel eingekauft wird.

Claudio Thoma