Das Fotoshooting für seine Herbst-/Wintermode hat das Modehaus im «Verenahof» gemacht. Das kommt nicht von ungefähr, denn Albert Ledergerber war ein regelmässiger Badegast im Hotel.
«Wir Gäste kontrollieren einander, wie das in Sommerfrischen üblich ist, und die Mode und Eleganz spielt dabei immer eine grosse Rolle.» Es wird dann etwas intimer: «Meine Tischnachbarin erzählt mir überschwänglich von ihrem gestrigen Einkauf in Baden.
Wir berichten in loser Folge über einheimische Firmen und deren innovative Ideen im Überlebenskampf.
Zum Schluss lädt sie mich für heute Nachmittag zu einer kleinen privaten Modeschau in ihre Zimmer ein! Bin irgendwie gerührt über die mir zukommende Ehre und bin mir nicht sicher, soll ich da hingehen.»
Es sei dahin gestellt, ob die Sätze Hermann Hesse zuzuordnen sind oder dem Regisseur Walter Küng, der mit seinen Inszenierungen «Hotel offen» und «Auf der Suche nach dem Paradies», den geschlossenen «Verenahof» nochmals belebte. Für Hesse spricht, dass er anlässlich seiner Kuraufenthalte im Hotel Verenahof seine Bädergeschichten niederschrieb.
Zur selben Zeit war dort auch Albert Ledergerber, Gründer des heutigen Badener Modehauses, regelmässiger Badegast. Kein Wunder, heiratete er doch alsbald die Tochter des Verenahof-Gründers Borsinger. Ob Ledergerber und Hesse sich kannten, darüber schweigt sich die Geschichte aus. Das Auge für modisch gekleidete, in spezielle Stoffe gehüllte Damen musste Schriftsteller Hesse gehabt haben. «Es ist eine Mischung», klärt Küng auf.
Die Umstände in ihrer Gesamtheit bewogen Brigitte Knecht, Geschäftsführerin bei Ledergerber, die Herbst-/Winterkollektion des Modehauses in den Räumen des altehrwürdigen Bäderhotels ablichten zu lassen. Daraus wurde eine spezielle Mode-Broschüre. «Die Fantasie lässt die grosse Bühne wieder aufleben und verbindet Nostalgie auf wundersame Art mit Modernität und unserem Anspruch an die zeitgenössische Mode», schreibt Knecht dazu einleitend.
Wie Kurgast Hesse die Mode im Bäderquartier erlebt haben mag, durften am Wochenende Kundinnen und Gäste von Ledergerber im Mutterhaus an der Badstrasse an einer unterhaltsamen und interessanten Modeschau erfahren. Diese hat dort Tradition. Gerade Tradition ist es auch, die ein alteingesessenes Kleidergeschäft im rauen Wind der Textil-Branche mit den internationalen Ladenketten überleben lässt.
Was im 1860 gegründeten Stoff-Engros- und Detailgeschäft in Zürich begonnen hatte, wurde in Baden sorgsam in die heutige Zeit getragen. In der Vergangenheit prägte der langjährige Inhaber Caspar Leipziger das Unternehmen, während über 50 Jahren Annemarie Wanner als Chefeinkäuferin, und seit 16 Jahren Brigitte Knecht an der Spitze des Geschäfts.
Im Modehaus, das Kleider, Accessoires und Schuhe für Frauen (sowie Wohn-Accessoires) führt, setzt man auf hochwertige Mode in unterschiedlichen Preissegmenten. Im steten Bestreben, internationale Trends nach Baden zu bringen, finden sich bei Ledergerber gut und gerne 100 bekannte Labels unter einem Dach.
Laut Knecht soll auch in Zukunft die ganzheitliche und persönliche Beratung durch Fachkräfte das Erfolgsrezept bleiben. Qualität, Exklusivität und Innovation werde gewahrt. Dadurch erreichte das Modehaus auch geografisch einen grossen Kundenkreis. Dies führte dazu, dass Ledergerber den Verkauf durch den Laden für jüngere Mode im Metro Shop und sieben weitere Geschäfte in der Region oder durch Übernahmen auf Zürcher Gebiet erweiterte.