Wohlenschwil
Franz Hohler berichtet von alten und neuen Geschichten so frisch wie eh und je

Mit alten und neuen Geschichten und vielen Anekdoten nahm Franz Hohler, Schweizer Schriftsteller, Kabarettist und Liedermacher, die Zuhörer mit auf eine Reise durch sein Gesamtwerk.

Julia Stückelberger
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Franz Hohler lockte rund 150 Gäste in die Wohlenschwiler Kirche.

Franz Hohler lockte rund 150 Gäste in die Wohlenschwiler Kirche.

Bis auf den letzten Platz war die alte Kirche von Wohlenschwil besetzt. Dicht an dicht sassen die Leute. Nur in der Mitte blieb ein kleiner Durchgang frei. Rund 150 Gäste sind zur Lesung gekommen. Das Ambiente des geschichtsträchtigen Ortes passte perfekt zu dem, was kommen würde. Franz Hohler nahm die Zuhörer mit auf einen Spaziergang durch sein Gesamtwerk. Er las Geschichten aus alten Tagen vor, aber brachte auch Ausschnitte aus neueren Werken wie «Ein Feuer im Garten» oder «Der Autostopper».

Zum Auftakt las Hohler ein Gedicht vor, das er zu seinem 70. Geburtstag geschrieben hatte. Dort geht es um das Schöne am Älterwerden. Seine positive Ausstrahlung, seinen Charme und sein sprühender Humor haften immer noch an ihm. Als kleinen Leckerbissen gibt er sogar sein frühestes Gedicht zum Besten über die Liebe zum Vaterland. «Dieses Gedicht habe ich als 9- oder 10-Jähriger geschrieben», sagt Hohler. «Wobei sich meine Einstellung mit den Jahren ein bisschen geändert hat», meinte er schmunzelnd.

Natürlich durften Hohlers Klassiker an seiner Lesung nicht fehlen. Als er «Das grosse Buch» hervornahm, war für viele schon klar, welche Geschichte kommen würde: «Made in Hongkong». Die lustige Geschichte der Made, die nach Hongkong ging, sorgt bei den Zuhörern für viele Lacher. Seine Anekdoten aus seinem Leben oder als Hintergrund zu seinen Geschichten, die er zwischendurch brachte, machten den Abend zu einem speziellen Erlebnis.

«Totemügerli» durfte nicht fehlen

Wer bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass Hohler auch ein politischer Kritiker ist, merkte es spätestens dann, als er sein Lied «Der Dienstverweigerer» vortrug, das eine Anlehnung an das französische Chanson «Le déserteur» von Boris Vian ist. Als er dieses 1983 in seiner Fernsehsendung «Denkpause» auf DRS bringen wollte, meinte der Sender, «dies sei zu subversiv». Kurz darauf setzte Hohler die Sendung ab.

In der Pause und nach der Lesung standen die Leute Schlange, um sich ein Buch signieren zu lassen. Der 74-jährige Hohler wirkte so frisch wie eh und je. Höhepunkt des Abends war der Schluss. Denn Hohler erzählte das berühmte bärndütsche Gschichtli vom «Totemügerli». Die Leute lachten Tränen. Als Zugabe las Hohler Kurzgedichte aus dem Kinderbuch «Es war einmal ein Igel» vor. Bei manchen Reimen machte er eine Pause und die Zuhörer vollendeten die Reime. Unter tosendem Applaus wurde Hohler von den Zuhörern verabschiedet. Ein gelungener Abend ging zu Ende, der vielen sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.