Robert Müller (SVP) musste am Sonntag eine bittere Pille schlucken: Er wurde von den Freienwiler Stimmberechtigten nicht mehr wiedergewählt. Müller war im Dorf seit Jahren umstritten.
Am Sonntag erlebte Robert Müller (SVP) in Freienwil eine bittere Niederlage: Er wurde klar als Gemeinderat und Gemeindeammann abgewählt. Bei einem absoluten Mehr von 210 schaffte er mit 173 Stimmen die Wiederwahl nicht – bei einer hohen Beteiligung von rund 60 Prozent. Er bewegte sich dabei stimmenmässig im gleichen Bereich wie die beiden Frauen Christa Ledergerber Burger (Mitte) und Cécile Fonti (parteilos), die es als Neukandidierende ebenfalls nicht ins Gremium geschafft haben. Mit dem 34-jährigen Servicetechniker Manuel Oeschger zieht ein politischer Neuling in den Gemeinderat.
Im 1100-Seelen-Dorf bleibt es also weiterhin bei einer reinen Männer-Bastion, ab 2022 aber ohne Robert Müller an der Spitze. Er ist seit neun Jahren im Amt. Dass er im Dorf polarisiert, ist nichts Neues. So wurde ihm zum Beispiel 2016 beim Umbau des Restaurants Weisser Wind vorgeworfen, er amte im Dorf wie ein Landvogt, weil er drei Rollen innehabe, als Ammann, Architekt und Präsident der Baukommission. Damals sass in der Baukommission auch die jetzige Gemeinderatskandidatin Cécile Fonti, die dieser Umstand nach 20 Jahren zum Rücktritt bewogen hatte.
Dann Anfang 2018 der überraschende Doppelrücktritt von zwei Gemeinderäten – wegen mangelndem Vertrauen in den Ammann. Es sei keine konstruktive Zusammenarbeit mehr möglich, erklärten sie. Auch beim Projekt «Gestaltungsplan Mitte» stand Müller als Eigentümer des früheren Restaurants Eintracht schon im Fokus. Dem Gestaltungsplan liegt die Idee zugrunde, die beiden Ortsteile, welche die Kantonsstrasse trennt, stimmig miteinander zu verbinden. Den östlichen Teil der Eintracht hatte Müller an die Genossenschaft Dorfladen veräussert, wo dereinst der Laden in einen Neubau ziehen soll.
Am 24. Juni stimmte die Gemeindeversammlung der Umwandlung des Ladens in eine Aktiengesellschaft zu, damit dieser Neubau finanziert werden kann. Die Kreditabrechnung von 200'000 Franken zum «Gestaltungsplan Mitte» hingegen schickten die Anwesenden da mit 72 zu 16 Stimmen klar bachab – auf Empfehlung der Finanzkommission. Einer der Vorwürfe: schlechte Kostenkontrolle. So sei an der Gmeind 2018 zu spät ein Zusatzkredit eingeholt worden, als das Geld bereits ausgegeben worden war. Dem Gesamtgemeinderat wurde bewusste Fehlinformation vorgeworfen, was dieser weit von sich wies, die schlechte Kostenkontrolle jedoch einräumte.
Fiko-Mitglied und Gemeinderatskandidatin Christa Ledergerber Burger hatte deshalb mit Kritik nicht zurückgehalten und glaubt, dass sie das nun – genau wie Müller – ihr aktuelles Amt gekostet hat: Sie hat die Wiederwahl in die Fiko nicht geschafft. Ihr Kollege Michael Suter hingegen wurde erneut in die Kommission gewählt. «Ich interpretiere das Resultat als korrekte Abwahl, was für mich zwar überraschend ist, aber demokratisch und gut», sagt Ledergerber Burger dazu.
Der im Amt bestätigte Vizeammann Othmar Suter (parteilos) hält es für sehr bitter, dass Müller auf diese Weise aus dem Amt scheiden muss:
«Er hat für die riesige Arbeit, die er in den letzten Jahren geleistet hat, Respekt verdient.»
Suter hat aber damit gerechnet, dass es zu einem zweiten Wahlgang kommt: «Der direkte Einzug von Manuel Oeschger hat uns alle überrascht», sagt er. Er will das Wahlergebnis nun erst einmal setzen lassen und in Gesprächen mit den Gemeinderatskollegen einen Vorschlag für das Amt des Ammanns ermitteln. Der Vizeammann geht nun auch davon aus, dass sich die Zusammenarbeit mit der Fiko wieder beruhigen wird. «Ein Neuanfang steht bevor. Wir sollten wieder einen Schritt aufeinander zu gehen, um die anstehenden Probleme gemeinsam zu lösen», erklärt er.
Für Robert Müller sitzt der Schock wohl noch zu tief. Er liess die Anfrage der AZ bisher unbeantwortet.