Um den Freienwiler Laden zu erhalten, soll eine Aktiengesellschaft gegründet werden. Das halten nicht alle für eine gute Idee – ein ehemaliger Gemeinderat und ein Mitglied der Finanzkommission lancierten in einem Flugblatt einen Gegenvorschlag. Am Donnerstag entscheidet die Gmeind.
In Freienwil steht am Donnerstag die Zukunft des Dorfladens auf dem Spiel. Dann entscheidet die Stimmbevölkerung an der Gemeindeversammlung, ob aus dem Laden eine gemeinnützige Aktiengesellschaft werden soll – und die Gemeinde zur Mehrheitsaktionärin. Dazu muss die Gmeind dem Erwerb eines Aktienpakets von 300'000 Franken zustimmen. Am selben Abend stimmt auch die Ortsbürgergemeinde darüber ab, ob sie 150'000 Franken in die Aktiengesellschaft einschiesst.
Mit der Gründung einer AG soll der Neubau, in den der Dorfladen dereinst ziehen soll, doch noch finanziert werden können. Zur Erinnerung: Das Gebäude, in dem sich der Dorfladen heute befindet, ist marode. Die Genossenschaft Dorfladen fand – nach längerer Suche – für die geschätzten 2,8 Millionen Franken, die das gesamte Bauprojekt kosten würde, keine Finanzierungsmöglichkeit. Deshalb wurden in Zusammenarbeit mit der Gemeinde mehrere Möglichkeiten ausgelotet, wie der geplante neue Standort vor dem früheren Restaurant Eintracht doch noch realisiert werden könnte. Am Ende blieb eine Option übrig, die man weiterverfolgte: die «Dorf AG Freienwil».
Die Idee: Gemeinde, Genossenschaft und weitere dorfnahe Personen gründen gemeinsam eine Aktiengesellschaft, die «zu günstigen Konditionen Kapital» aufnimmt. Dies, weil Gemeinden als sehr gute Schuldnerinnen gelten würden und Fremdkapital zu tiefen Zinssätzen aufnehmen könnten, wie Gemeinderat und Genossenschaftsvorstand in einem Flyer, der im Februar an alle Haushalte verschickt wurde, ausführten.
Seither sind Zeichnungsscheine im Wert von rund 85'000 Franken eingegangen – von etwa 290'000 Franken Aktienkapital, das durch die Bevölkerung erworben werden sollte, wie Gemeinderat Gaudenz Schärer ausführt. Das heisst: Es fehlen noch rund 205'000 Franken. Es müsse aber nicht das gesamte Aktienkapital von Beginn weg zur Verfügung stehen, es reiche auch, während das Bauprojekt laufe, so Schärer weiter.
Mit der Idee gehen aber offensichtlich nicht alle einig, wie ein Flugblatt zeigt, das vergangene Woche im Dorf verteilt wurde. Darin machen alt Gemeinderat Adrian Burger und Christa Ledergerber, ihres Zeichens aktuelles Mitglied der Freienwiler Finanzkommission, darauf aufmerksam, dass es riskant sei, für einen Aktienkauf einen Kredit oder ein Darlehen aufzunehmen. Sie würden viel lieber sehen, wenn die Gemeinde das Bauland, auf dem der Laden dereinst stehen soll, kaufen und es im Baurecht abgeben würde. Damit erhielte eine Bauherrschaft ein zeitlich befristetes Recht, eine Parzelle zu nutzen. Im Gegenzug profitiert die Gemeinde von einem Baurechtszins, was regelmässige Einnahmen generiert.
Gemeinderat Gaudenz Schärer sagt: «Die Genossenschaft und auch die Gemeinde haben ähnliche Varianten im Vorfeld bereits geprüft. Die Idee tönt gut.
Die Gemeinde kauft das Land und stellt es der Genossenschaft im Baurecht zur Verfügung. Damit ist aber das grosse Grundproblem der Genossenschaft nicht gelöst. Woher soll das restliche Kapital stammen?»
Die Genossenschaft habe ja bereits intensiv nach Finanzierungspartnern gesucht, musste aber erfahren, dass die finanziellen Hürden zu hoch und die Konditionen zu schlecht seien. Das sei der Grund, weshalb sie Mitte 2020 auf die Gemeinde zugegangen sind. Mit der Idee einer Aktiengesellschaft sei zwar nicht die einfachste Variante gewählt worden, «aber eine, die das Einbringen der Gemeinde sowie der Ortsbürger und der Einwohnerinnen und Einwohner ideal unterstützt».
Schärer ist zuversichtlich für den kommenden Donnerstag: «Die Aktiengesellschaft ist eine gute Lösung für unser Dorf. Sie kann relativ schnell umgesetzt werden, um den Laden im Dorf halten zu können.» Der Zustand des jetzigen Gebäudes sei bedenklich. Die jährlichen Unterhalts- und Betriebskosten, die von der Gemeinde getragen werden, würden stetig steigen und seien unverhältnismässig hoch. Er bekräftigt:
«Wir müssen uns schnell für einen Weg entscheiden, wenn wir weiterhin einen Dorfladen haben wollen.»