Prisca Hubschmid kandidiert als Nachfolgerin von Schulvorstand Lucius Mathys, der nach Querelen zwischen Schulleitung und Eltern im März zurücktrat. Wieso sich die 58-jährige politische Newcomerin die Aufgabe trotz konfliktreicher Ausgangslage zutraut und warum ihr Freienwil so viel bedeutet, erzählt sie im Gespräch.
Der Blick reicht über die Felder in die Ferne. «Das ist mein Lieblingsort in meinem Zuhause. Ich geniesse jeden Abend nach der Arbeit die Aussicht und die Weite. Es ist fast so, als würde man ein Gemälde betrachten», sagt Prisca Hubschmid.
Die 58-Jährige sitzt auf der Terrasse ihres Eigenheims in Freienwil. In die Wohnung und deren Lage hat sich die Bankerin vor drei Jahren verliebt. Und so zog sie kurzerhand mit ihrer Katze von Villigen in die 1100-Einwohner-Gemeinde in die neue Überbauung Am Rank. Mittlerweile hat sie auch den Rest des Dörfchens in ihr Herz geschlossen.
«Ich bin angekommen und fühle mich sauwohl in Freienwil», sagt Hubschmid und lacht laut. Um ihre Verbundenheit mit der Gemeinde zu unterstreichen, will sie sich nun politisch für Freienwil engagieren. Die Parteilose kandidiert als Einzige für den freien Sitz im Gemeinderat. Die Ersatzwahl findet am 18. Juni statt.
Zur Vakanz in der Exekutive kam es, weil Gemeinderat und Schulvorsteher Lucius Mathys (parteilos) im März nach Konflikten zwischen Schulleitung und Eltern das Handtuch warf. Die Karten könnten nach der Wahl neu gemischt werden.
Anzunehmen ist aber, dass Hubschmid, falls sie die Wahl schafft, die Nachfolge von Mathys antreten und das Ressort Bildung übernehmen wird. «Ich bin völlig entspannt», sagt die Gemeinderatskandidatin, als sie auf die Querelen angesprochen wird, die zum Rücktritt von Mathys geführt haben. «Vielleicht habe ich eine dickere Haut und packe solche Konflikte anders an.»
Als Kundenberaterin bei der Aargauischen Kantonalbank in Baden sei sie es sich gewohnt, es nicht immer allen recht machen zu können. «Wichtig ist es, auf die Leute zuzugehen und keine Berührungsängste zu haben», sagt Hubschmid. Ein weiterer Vorteil: Sie sei teamfähig, nicht auf den Mund gefallen und für ihre direkte Art bekannt.
«Freienwil ist klein und fein. Bewährtes soll im Dorf erhalten bleiben»: Das ist das Credo der 58-Jährigen. Sie denkt dabei an die Genossenschaftsbeiz Weisser Wind, in die sie gerne einkehrt, oder an die Dorf AG, die sich um die Realisierung des neuen Dorfladens bemüht.
Begeistert ist sie von der Natur und der Ruhe in Freienwil. Am liebsten macht sie Sport im Freien oder setzt sich auf ihre Harley-Davidson und kurvt in der Gegend herum. «Ich liebe das Leben auf dem Land, hier hat man noch Lebensqualität», sagt Hubschmid.
Das hat mit ihrer Kindheit zu tun. «Ich bin in Nesselnbach aufgewachsen. Dort ist es auch sehr ländlich.» Als Tochter eines Kiesgruben-Unternehmers beobachtete sie früh die Lastwagenchauffeure, die im väterlichen Kieswerk verkehrten. «Ich war als Kind fasziniert von den Lastwagen. Vor allem, dass man so hoch oben sitzt, hat mir gefallen.» Die Faszination hat sie bis heute nicht losgelassen. «Irgendwann werde ich das LKW-Billett machen», sagt Hubschmid und lacht.
Doch bevor sie diesen Traum wahr werden lassen kann, steht die Ersatzwahl an. Die Arbeit im Gemeinderat stellt eine neue Herausforderung dar. «Ich spielte mit dem Gedanken, ein solches Amt zu übernehmen. Als ich hörte, dass ein Sitz im Gemeinderat freigeworden ist, habe ich nicht lange gezögert und mich gemeldet», erzählt Hubschmid. Der Zeitaufwand, in etwa ein 20-Prozent-Pensum, ist ihr bewusst. Sie könne sich beruflich entsprechend organisieren.
Auf den Geschmack, sich in der Gemeinde zu engagieren, kam sie bereits vor einigen Jahren an ihrem damaligen Wohnort Wettswil am Albis. «Ich habe mich dort im Dorffest-Organisationskomitee engagiert und dadurch viele Menschen kennen gelernt. Plötzlich grüssten mich der Metzger, die Wirtin und die Coiffeuse im Dorf», sagt Hubschmid. Diese Vertrautheit sei etwas Wunderbares. In ihrem lieb gewonnenen Freienwil wünsche sie sich das auch.
Aus diesem Grund ist Hubschmid auch Mitglied im Organisationskomitee für das Freienwiler Dorffest 2024. «Ich bin für die Finanzen zuständig, wie könnte es auch anders sein», sagt die Bankerin und lacht. Hubschmid blickt dem 18. Juni gespannt entgegen. «Wenn es mit der Wahl in den Gemeinderat nicht klappt, geht die Welt nicht unter. Aber schön wäre es natürlich schon.»