Baden
Freier Stadtratssitz: So ticken die zwei SP-Kandidaten

Die SP wird entweder Erich Obrist oder Jürg Caflisch für die Stadtratswahl nominieren. Dabei stellt sich die Frage: Wie weit links soll der Berger-Nachfolger sein?

Pirmin Kramer
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Erich Obrist und Jürg Caflisch.

Erich Obrist und Jürg Caflisch.

Christine Zenz/zvg

Heute Abend nominiert die SP Baden einen Kandidaten für die Nachfolge von Daniela Berger im Stadtrat. Auf den ersten Blick könnte man meinen, zwischen die beiden Anwärter passe kein Blatt Papier. Das politische Profil von Erich Obrist (55) und Jürg Caflisch (53) auf der Wahlplattform Smartvote sieht fast deckungsgleich aus (siehe Grafik).

Beide setzen sich gleichermassen für einen ausgebauten Sozialstaat, eine liberale Gesellschaft und eine wenig restriktive Finanzpolitik ein. Und doch bestehen zwischen den beiden Politikern Unterschiede – insbesondere in der Art und Weise, Politik zu betreiben. Diese Unterschiede dürften heute Abend an der ausserordentlichen Generalversammlung mit den Ausschlag geben beim Entscheid, wen die SP-Basis als offiziellen Kandidaten für den per Jahreswechsel frei werdenden Stadtratssitz nominiert.

Kleine, aber wichtige Unterschiede

Angesprochen auf die Unterschiede, sagt Erich Obrist, der im Badener Einwohnerrat sitzt: «Ich würde mich dem rechten Flügel der SP zuordnen, Jürg Caflisch vertritt eher die linke Seite unserer Partei.» Die Unterschiede würden nicht in erster Linie inhaltlich zutage treten, was auch die fast deckungsgleichen Haltungen bei Smartvote zeigten. «Der Unterschied liegt darin, dass Caflisch als Politiker im Grossen Rat richtigerweise beharrlich linke Standpunkte vertritt, während ich als Kommunalpolitiker hin und wieder den Weg des Konsenses als zielführend erachte.» Dies zeige sich in der Badener Politik oftmals darin, «dass wir, ob links-grün oder bürgerlich, über Parteigrenzen hinweg Anfragen und Anträge miteinander einreichen».

Grossrat Jürg Caflisch erwähnt, gefragt nach den Unterschieden zu Obrist, dasselbe Thema. «Ich bin in meinen Äusserungen vielleicht ein wenig pointierter. Ein weiterer Unterschied liegt in der Art, Politik zu machen.» Er sei zwar ebenfalls kompromissbereit – für ihn komme der Kompromiss aber am Ende eines Aushandlungsprozesses, sagt Caflisch.

Die SP-Basis müsse sich am Donnerstag vor allem die Frage stellen, wer in einem Duell mit einem bürgerlichen Kandidaten um den Stadtratssitz die besseren Wahlchancen hätte, glaubt Erich Obrist. Diesbezüglich dürfte sich der Konsenspolitiker selber wohl im Vorteil sehen, weil er darauf spekuliert, selbst in einem Duell gegen einen bürgerlichen Kandidaten die eine oder andere Stimme aus der politischen Mitte zu ergattern.

Sollte die SP-Basis einen taktischen Entscheid fällen, würde dies eher gegen den linientreuen Caflisch sprechen, der sich als leidenschaftlicher Verkehrspolitiker und Präsident der VCS-Sektion Aargau für ein klimafreundliches Verkehrssystem einsetzt – und damit im bürgerlichen Lager auf wenig Gegenliebe stossen dürfte. Jürg Caflisch entgegnet: «Politiker aus anderen Parteien schätzen meine klare Haltung. Bei mir weiss man, woran man ist. Das kann auch ein Vorteil sein.» Zudem sei die Rolle in einer Exekutive eine andere als in der Legislative.

Sowohl Jürg Caflisch als auch Erich Obrist geben einen Tag vor der Nominationsversammlung zu Protokoll, das Rennen sei offen und die Meinungen noch nicht gemacht. Die Kandidaten werden sich an der Versammlung, die hinter verschlossenen Türen stattfindet, kurz vorstellen können, ehe sie sich einer Frage-Antwort-Runde stellen.

Mit welchen Argumenten weibelten die beiden Politiker im Vorfeld um die Gunst der Badener SP-Mitglieder? Er habe in den letzten Wochen mit vielen Parteikollegen gesprochen, sagt Jürg Caflisch. «Ich bin politisch breit aufgestellt, kenne mich bei den Themen Stadtentwicklung, Verkehr und in sozialen Fragen aus beruflichen Gründen gut aus. Ich habe als langjähriger Einwohnerrat und Grossrat viel Erfahrung gesammelt. Dieses Wissen würde ich gerne im Stadtrat einbringen.» Erich Obrist: «Ich habe in Gesprächen mit SP-Leuten den Wunsch geäussert, sie sollten an der Nominationsversammlung teilnehmen und auch, dass ich gerne für die SP als Stadtrat kandidieren möchte.»