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Bald stimmt die Freienwiler Bevölkerung über die Fristenverlängerung zum Pferdezentrum ab – die Gegner setzen sich aktiv für ein Nein ein. Für die IG Bücklihof wie auch für das Referendumskomitee ist die Abstimmung zur Fristenverlängerung gleichermassen wegweisend.
Seit 2013 wird das Pferdezentrum Bücklihof in Freienwil geplant – und noch immer ist es von einer Realisierung weit entfernt. Zum einen wegen Einsprachen, zum anderen wegen Änderungen des Projekts durch die Bauherrschaft, die IG Bücklihof unter der Führung von Cyrill und Dominik Burger. Im Gestaltungsplan «Bücklihof 2017» ist ein Pferde-Kompetenzzentrum mit den Schwerpunkten Veterinärmedizin, Zucht, Forschung und Lehre festgehalten.
Innert sieben Jahren, also bis spätestens 25. September 2020, hätte das Zentrum realisiert werden müssen. Ansonsten würden wieder die früheren Bestimmungen der Landwirtschaftszone gelten. Um das zu verhindern, beantragte die IG eine Fristverlängerung der «Spezialzone Bücklihof» um fünf Jahre. Darüber wird die Bevölkerung am 27. September abstimmen. Diese hat den Antrag schon einmal angenommen: An der Gemeindeversammlung im November 2019 stimmten – trotz kritischer Voten zuvor – 56 gegen und 78 Personen für die Fristverlängerung. Pikant: Die Abstimmung wurde auf Antrag geheim abgehalten. Um einen breiter abgestützten Entscheid herbeizuführen, ergriffen nach der Versammlung mehrere Personen das Referendum: Sie sammelten über 180 Unterschriften und erwirkten eine Abstimmung an der Urne. Diese hätte im Mai stattfinden sollen, wurde aber wegen der Coronakrise verschoben.
Mit den Unterlagen für die Abstimmung vom 27. September wurde in Freienwil ein Flyer der Befürworter und einer der Gegner der Fristverlängerung mitverschickt. Igor Schnyder, Sprecher des Referendumskomitees, hat ausserdem vor kurzem eine Website mit dem Namen «5423.ch» aufgeschaltet. «Mit dieser soll Gegensteuer zur spärlichen Informationspolitik der Gemeinde gegeben werden», erklärt Schnyder.
Gegen das Pferdezentrum in seiner ursprünglichen Form des Projekts hätte das Komitee eigentlich nichts, sagt Schnyder. Bei näherer Betrachtung der Unterlagen stelle man aber viele Ungereimtheiten fest, zum Beispiel dass es in Freienwil keine vernünftigen Zufahrtswege für einen solchen Betrieb gebe, zu dem auch viele Ortsunkundige mit ihren Pferdeanhängern oder Lastwagen fahren würden.
Als 2013 die Zonenänderung zur Abstimmung kam, um dem Projekt überhaupt erst den Weg zu ebnen, war die Zustimmung in der Bevölkerung grösser, meint das Komitee. An der damaligen Gmeind seien es nur wenige gewesen, die gegen die Änderung gestimmt hätten. Hätte die Bauherrschaft die damaligen Pläne beibehalten, dann wäre die Realisierung schon fortgeschrittener, wenn nicht sogar abgeschlossen, ist sich das Komitee sicher.
Doch die IG Bücklihof wollte 2016 noch einmal die Nutzungsordnung anpassen, um dem Projekt den Bereich Sportmedizin hinzuzufügen. Ausserdem wurde das Zentrum flächenmässig grösser geplant. In allen vorgelegten Gestaltungsplänen seien die Grenz- und Immissionsabstände zu einem Teil der umgebenden Liegenschaften nicht eingehalten, sagt Schnyder. «Auch deshalb ist dem Projekt überhaupt Widerstand erwachsen.» Nach Auffassung des Komitees soll sich die Bevölkerung über die strittigen Punkte ein eigenes Bild machen können, deshalb sei auf der Website auch die Position der IG Bücklihof mit ihren Projekteingaben abrufbar.
Cyrill Burger von der IG zeigt sich erstaunt über die Website: «Ich finde es fragwürdig, was die Leute auf die Beine stellen, um mit falschen Argumenten gegen das Projekt zu kämpfen», sagt er. Was das Dorfbild angehe, werde das Pferdezentrum dieses kaum tangieren, das sehe man auch auf dem den Abstimmungsunterlagen beigelegten Flyer. Der Verkehr würde sich auch mehr in Grenzen halten, als es bei einer entsprechend grossen Wohnüberbauung der Fall wäre: «Die Pferdehaltung ist vorwiegend stationär ausgelegt», so Burger. Ausserdem würde nirgends an Grenzen gebaut, mit Ausnahme der Reithalle, «aber auch dort halten wir den Abstand von vier Metern zu den Nachbargrundstücken ein». Man habe alles nach Vorschrift aufgegleist und angepasst, was angepasst werden musste. Wegen einer Einwendung liegt der Gestaltungsplan aktuell beim Verwaltungsgericht. Dort werde geprüft, ob sie als IG richtig vorgegangen seien, sagt Burger. Der Entscheid soll Ende September vorliegen, also erst kurz nach der Abstimmung.
Für die IG Bücklihof wie auch für das Referendumskomitee ist die Abstimmung zur Fristenverlängerung gleichermassen wegweisend – sie wird zeigen, wie die Bevölkerung zum Pferdezentrum steht.