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Heute Freitag taufen die Musiker um Bandleader Leo Niessner im Badener Werkk ihre Platte «Don't stop the Bop».
Zum verabredeten Kaffee erscheint Leo Niessner, Sänger und Gitarrist der Rockabillyband Louie & The Wolf Gang, wie angekündigt. «Ich bin der mit der Schiebermütze», hatte er am Telefon gesagt. Schnell wird klar: Rockabilly ist für ihn nicht nur Musikrichtung, sondern ein Lifestyle.
In der Hand hält er die brandneue Vinylplatte. Sechs Lieder zum Anfassen, so wie früher. Nach drei Stück muss man die Platte wenden. «Es hat etwas Entschleunigendes, Musik auf Vinyl zu hören», sagt Niessner. «Es beansprucht deine ganze Aufmerksamkeit.»
Heute Abend findet die Taufe der ersten Platte namens «Don’t Stop the Bop» im «Werkk» statt, neben ihnen spielt die bekannte deutsche Band Booze Bombs. Zu späterer Stunde legt Rockabilly-DJ Jesse James auf.
Foodtrucks und eigens für diesen Anlass gestaltetes Craftbeer von Bruder Sebi Niessner machen den Konzertabend zu einem richtigen Szene-Festival.
Rockabilly dürfte vielen bekannt sein als eine Spielart des Rock ’n’ Roll, mit Facetten des Country und Rhythm & Blues. Sein Ursprung liegt in den amerikanischen Südstaaten der 1950er-Jahre. Memphis und Nashville, Tennessee, gelten unter anderem als Geburtsstätten des Rockabilly, Wohnorte von Ikonen wie Elvis Presley und Johnny Cash.
An Letzteren fühlt man sich unweigerlich auch bei der Musik von «Louie & The Wolf Gang» immer mal wieder erinnert. Der Stil der heutigen Rockabilly-Szene eifert diesem spezifischen Zeitgeist nach: Koteletten, Schiebermützen und Arbeiterjeans für Männer, Bandanas und Petticoats für Frauen.
Bevor Leo Niessner letztes Jahr die Band Louie & The Wolf Gang mit seinem Bruder und zwei befreundeten Musikern, Phil Traussnig und Hans-Peter Frei, gründete, hatte er in verschiedenen andern Bands gespielt. Zuletzt spielte er Rolling-Stones-Cover in einer Tribute Band. «Aber eigentlich ist und war Rockabilly immer meine grosse Leidenschaft», sagt Leo Niessner.
«Seit ich als Jugendlicher das erste Mal die Stray Cats im Radio gehört hatte, bin ich fasziniert von der Musik. Ich glaube, ich habe mich einfach lange nicht getraut, Rockabilly zu spielen.» Die Instrumente des Rockabilly sind der Kontrabass – er gibt den Rhythmus vor – und die Gitarre.
Rockabilly-Festival
Freitag, 20. September, 20 Uhr: Louie & The Wolf Gang (CH, Plattentaufe), Booze Bombs (DE), DJ Jesse James. «Werkk», Barbetrieb ab 18.30 Uhr, Türöffnung um 20 Uhr. Beginn: 20.30 Uhr.
Anders als die Akkorde im Rock ’n’ Roll werden die Saiten oft einzeln angeschlagen, «picking style nennt sich das», erklärt Niessner, «eine filigrane Technik aus dem Folk, die viel Übung und Genauigkeit erfordert». In der Luft mimt er das Anschlagen einer Gitarrensaite.
Im Punk, wie er ihn in den 90er-Jahren mit der Band Blown Mad unter anderem gespielt hatte, oder im Rock ’n’ Roll der Rolling Stones konnte man auch mal etwas ungenau spielen, ohne dass es auffiel. «Für Rockabilly braucht es viel mehr Fingerspitzengefühl.»
Aber Rockabilly ist nicht gleich Rockabilly. Innerhalb des Genres gibt es verschiedene Richtungen, mal liebäugelt er mit dem Punk, wie die Stray Cats, mal mit klassischer Musik, wie Dick Brave, mal mit Country, Folk oder klassischem Rock ’n’ Roll.
«Als wir letztes Jahr mit den Proben begannen, war ich nervös. Aber von Anfang an waren da eine Energie, ein Groove und eine Richtung, in die es gehen sollte», erklärt Niessner. Wie sich das anhört und vor allem anfühlt, davon überzeugt man sich am besten heute Abend im «Werkk».