Die Gemeinde will Land umzonen, damit die Garage J. Stocker AG expandieren kann. Dies alles soll zu einer Aufwertung der Zürcherstrasse führen.
Heute gehen im 1867 erbauten Pfarrhaus an der Zürcherstrasse täglich rund 25 Kinder ein und aus. Seit 20 Jahren betreibt der Verein Tageshort Neuenhof hier einen Kinderhort. Doch geht es nach den Plänen der Gemeinde, ist damit bald Schluss.
Denn die Gemeinde hat die Parzelle, auf der das Haus steht, zusammen mit angrenzenden Grundstücken bereits vor einem Jahr der Garage J. Stocker AG verkauft. Erstens hatte die Gemeinde selber keinen Bedarf mehr für die Grundstücke, zweitens soll mit der dadurch möglichen Erweiterung der Garage deren Existenz an diesem Standort gesichert werden.
Damit die J. Stocker AG aber wie geplant expandieren kann, ist eine Umzonung der Grundstücke nötig. Heute befinden sich die Parzellen in der Zone für öffentliche Bauten und Anlagen. Soll das Land überbaut werden, muss es in eine Zentrumszone umgezont werden. An der kommenden Gemeindeversammlung haben die Stimmbürger darüber zu befinden.
In der Vorlage heisst es: «Die ortsbildende Zürcherstrasse soll als ansprechender öffentlicher Raum gestaltet werden.» Und sinngemäss: «Mit dem Verkauf der Grundstücke und Liegenschaften kann die Aufwertung der Zürcherstrasse unterstützt werden.» Wie bitte? Ein Kinderhort muss weichen, damit eine Garage expandieren kann – ist das tatsächlich eine Aufwertung?
Bauverwalter Peter Richiger nimmt wie folgt Stellung: «Indem der Eigentümer verpflichtet wird, einen Gestaltungsplan zu erstellen, können wir sicherstellen, dass die Zürcherstrasse insgesamt aufgewertet wird.» Konkret sei es nicht so, dass einfach eine überdimensionale Garage hingestellt würde. «Es werden sicher auch Wohnungen im höheren Standard und Büroräumlichkeiten erstellt», so Richiger. Ziel sei ganz klar, eine städtebaulich hohe Qualität zu gewährleisten.
Und was sagt der betroffene Verein Tageshort Neuenhof zu den Plänen. «Klar, wir brechen deswegen sicher nicht in Jubelstürme aus», sagt Marcel Muther, Vereinspräsident und ehemaliger Gemeindeschreiber. Aber man wisse schon lange von den Plänen und könne sich deshalb auf das sich abzeichnende Ende einstellen.
«Wichtig war für uns, von der Gemeinde – von ihr werden wir jährlich mit rund 90 000 Franken unterstützt – ein grundsätzliches Bekenntnis für den Tageshort zu erhalten; und das haben wir bekommen», sagt Muther.
Derzeit laufe mit Unterstützung der Gemeinde die Suche nach einem geeigneten Ersatzstandort, doch fündig sei man noch nicht geworden. «Es ist nicht ganz einfach, eine geeignete Liegenschaft zu finden, die gleichzeitig auch bezahlbar ist», so Muther. Doch der Umzug sei auch eine Chance. «Zwar ist es uns sehr wohl in der jetzigen Liegenschaft, aber sie liegt auch sehr nahe an der viel befahrenen Zürcherstrasse.»
Wann der Umzug erfolgen wird, steht noch offen. «Das hängt natürlich von den Plänen des Eigentümers ab. Ich gehe davon aus, dass wir nächstes Jahr den Hort noch am heutigen Standort betreiben können und wohl auf 2016 eine neue Bleibe finden müssen», sagt Muther.
Was genau die J. Stocker AG plant, war nicht in Erfahrung zu bringen. Die Eigentümerin war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Gemeindeversammlung 24. November, 19 Uhr, Turnhalle Zürcherstrasse.