Gastronomie
«Jede Krise birgt auch eine Chance»: Badener eröffnet Wein- und Paninibar – inmitten der Pandemie

Das «Armando’s Pane e Vino» feiert mitten im Lockdown Neueröffnung. Die Voraussetzungen sind schwierig, aber der Start ist geglückt.

Sharleen Wüest
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«Gastronomie macht man zu 99 Prozent aus Leidenschaft», erzählt Inhaber Joel Ibernini. Hier mit seiner rechten Hand, Gastgeberin Nora Fassino.

«Gastronomie macht man zu 99 Prozent aus Leidenschaft», erzählt Inhaber Joel Ibernini. Hier mit seiner rechten Hand, Gastgeberin Nora Fassino.

Britta Gut

Der Duft frischer Paninis erfüllt die Weite Gasse. Seit Dienstag sind Joel Ibernini und sein Team in der Hauptachse der Badener Altstadt am Werk. Das «Armando’s Pane e Vino» ist in die Räumlichkeiten des ehemaligen Delikatessenladen «Paradeis» eingezogen. Bereits 2019 wurde bekannt, dass das Ehepaar Gilli das Lokal nach über 24 Jahren in neue Hände übergeben wird. Ibernini hatte schon vor ein paar Jahren ein Auge auf das Lokal geworfen – ohne Erfolg. Als der Gastronom nach dem ersten Lockdown erneut nachfragte, ging für ihn ein Traum in Erfüllung. «Ich wollte hier schon immer ein Lokal eröffnen», erzählt der gebürtige Badener.

Warten war kein Thema

Der 33-Jährige arbeitet schon seit seiner Ausbildung an der Hotelfachschule in Luzern in der Gastronomie. Zuvor führte er verschiedene Lokale in Zürich. Mit der Eröffnung der Badener Weinbar und Weinhandlung schlägt Ibernini einen neuen Weg ein. Die Bar bietet am Abend eine Auswahl an italienischen Weinen vom Zürcher Lieferanten «Vergani» an. Auf dem Menu stehen auch Cocktails und Bier. Ibernini und sein Team verkaufen in zweiter Linie Paninis – vor allem coronabedingt. Der Restaurant- und Barbetrieb ist seit längerer Zeit aufgrund der aktuellen Situation untersagt. Nur Take-away ist erlaubt.

Vespa steht als Notlösung bereit

Dass sich die Schweiz noch im Lockdown befindet, war für den Badener eine negative Überraschung: «Als die Gespräche begonnen haben, sah die Situation noch anders aus.» Doch trotz schwieriger Lage entschied sich Joel Ibernini für die Eröffnung seines Lokals. Ob er damit nicht hätte warten wollen? «Nein, das war nie ein Thema», erwidert er klar. Er sei ein Macher und könne nicht einfach dasitzen und warten. Alles andere habe keinen Sinn. Ibernini bleibt positiv gestimmt:

«Ich glaube, jede Krise birgt auch eine Chance.»

Zum Start seien die Regeln in Ordnung. So könne sich das Team einspielen und Abläufe könnten getestet werden. Dennoch: Als neue Firma kann das «Armando's» keine Härtefallhilfe beantragen. Ibernini müsse sicherstellen, dass sein Lokal über die Runden kommt. Als Notlösung steht seine Vespa bereit: «Falls es nötig wird, kann ich unsere Ware auch ausliefern. Es gibt immer eine Möglichkeit.» Zum Zug kam die Vespa bisher jedoch noch nicht. Denn Ibernini blickt auf einen erfolgreichen Startschuss zurück.

Wo früher der Delikatessenladen «Paradeis» stand, werden jetzt Wein und Paninis angeboten.
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Coronabedingt ist vorübergehend nur Take Away möglich.
Die Bar bietet eine Auswahl an italienischen Weinen vom Zürcher Lieferanten «Vergani» an.
Nach italienischer Art: Die Paninis waren an den ersten Tagen ausverkauft.
Bei schönem Wetter kann der Wein draussen genossen werden.

Wo früher der Delikatessenladen «Paradeis» stand, werden jetzt Wein und Paninis angeboten.

Britta Gut

Den Start machte der Gastronom schon am Freitag mit einem Testlauf. Die Paninis, welche nach italienischen Rezepten – «und mit viel Liebe» – hergestellt werden, wurden allesamt verkauft. So auch am Dienstag und Mittwoch. Ibernini erzählt: «Ich freue mich sehr über die geglückte Eröffnung.» Wein gab es am ersten April zum ersten Mal über die Gasse. Auch dies eine Notlösung, denn im Obergeschoss des «Armando's» stünden 50 Sitzplätze zur Verfügung. Auch der erste Abendservice sei super verlaufen. «Wein und Drinks im Plastikbecher zu servieren, war nie das Ziel. Aber wir haben das Beste daraus gemacht», sagt der Gastronom. Um den Abend möglichst umweltfreundlich zu gestalten, verwendete Ibernini biologisch abbaubare Becher.

«Gastronomie macht man zu 99 Prozent aus Leidenschaft»

Auch wenn der Panini-Verkauf gut angefangen hat, finanziell lohnt sich der Barbetrieb mehr. Die Hoffnung auf baldige Besserung der Pandemielage bleibt auch bei Ibernini bestehen: «Natürlich freue ich mich darauf, irgendwann meine Gäste bei uns, so wie geplant, begrüssen zu können.»

Ibernini hofft, dass das «Armando's» mit seinem italienischen Flair so lange wie möglich in der Badener Altstadt zu Hause sein darf. Ibernini ist nicht der Erste der Familie, der einen kleinen Teil Italiens in die Schweiz einfliessen lässt. Seine Urgrossmutter eröffnete in den 50er-Jahren einen der ersten italienischen Delikatessenläden in Zürich. Während man im «Armando's» Wein geniesst, kann man mittels Ahnenfotos eine Reise durch die Geschichte der Familie machen. Das Lokal ist nach Iberninis Grossvater benannt. Der Badener ist überzeugt: «Gastronomie macht man zu 99 Prozent aus Leidenschaft.» Diese Leidenschaft möchte er auch weiterhin in sein Projekt stecken.

Aargauer Gastro-News 2021

Wohlen, 14. Mai: Turac Aslan hat in Wohlen Anfang Mai das «Vegano» eröffnet. Dort verkauft er türkisches Fast Food, aber alles vegan.
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Baden, 13. April: Tim Munz übernimmt das «Oberstadt». Der 31-Jährige ist mit 14 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet.
Mülligen, 21. April: Die Unternehmer Robin Deb Jensen und seine Frau Marloes Tjalsma übernehmen das Restaurant Müli.
Aarburg, 20. April: Gastro-Aargau-Präsident Bruno Lustenberger kocht im Hotel Krone wieder für seine Gäste.
Baden, 19. April: Die Restaurants dürfen ihre Aussenbereiche nach vier Monate langer Schliessung wieder öffnen. Rüeggs aus Untersiggenthal/Remetschwil gehören zu den ersten Gästen im «Schwyzerhüsli».
Baden, 8. April: Das «Armando’s Pane e Vino» feiert mitten im Lockdown Neueröffnung. Im Bild: Inhaber Joel Ibernini und seine rechte Hand, Gastgeberin Nora Fassino.
Künten-Sulz, 18. März: Spitzenkoch Manuel Steigmeier (26) vom Restaurant Fahr kocht neuerdings coronabedingt auch in den Küchen seiner Kunden als sogenannter «Störkoch». Daneben läuft weiterhin das Take-Away Angebot seines Restaurants.
Mülligen, 6. März: Tessa Schneider gibt ihr Restaurant Müli nach zehn Jahren auf.
Boswil, 3. März: «Löwen»-Wirt Pitsch Wyrsch (links) hält sein Take-Away Angebot weiterhin aufrecht. Seit Anfang März allerdings können «Büezer» über Mittag auch in seiner Beiz speisen.
Stein, 27. Februar: Das Alte Zollhaus am Steiner Brückenkopf bietet derzeit einen recht trostlosen Anblick. Bei der Referendumsabstimmung vom 7. März wird mitunter darüber entschieden, ob die Liegenschaft in private Hand wechselt, sowie aufgewertet und umgenutzt wird.
Waltenschwil, 26. Februar: Auf dem Parkplatz des Restaurants «Volare» sind derzeit keine Autos, sondern Wohnmobile zu finden. Adriano Caranci bewirtet seine Gäste in ihrem Wohnmobil auf seinem Restaurantparkplatz.
Unterentfelden, 24. Februar: Die Unterentfelder eine Sammelaktion für ihre einzige Dorfbeiz, das Restaurant Post, gestartet. Keine 24 Stunden später sind die 18'000 Franken bereits zusammen. Die der Wirtefamilie Sengül und die Initianten können es kaum fassen.
Wettingen, 24. Februar: Mit Ideenreichtum und kleinen Aktionen wie der Krisenkiste, der Quarantänebox oder einem Strassenverkauf stemmte sich Lägerebräu gegen die Auswirkungen der Pandemie. Das überschüssige Winterbier wurde unter die Leute gebracht.
Herznach, 23. Februar: Im Dezember 2020 haben Markus und Urs Müller die frühere Metzgerei Gasser übernommen. Das Team freut sich über den gelungenen Start: Das Geschäft sei «sehr gut angelaufen, die Umsätze stimmen».
Rheinfelden, 20. Februar: Am 1. April will ein neues Bistro am Rheinufer «festmachen:» «Dock 11» soll es heissen und laut Andreas Probst, der das Bistro mit seiner Schwester führen wird, Hafenfeeling im Zähringerstädtchen verbreiten.
Aarau, 17. Februar: Es ist noch ein langer Weg, bis das KIFF 2.0 eröffnet werden kann. Auf dem Weg zum grossen Ziel ist den Initianten aber ein grosser Schritt gelungen: Sie fanden in der Aargauischen Kantonalbank einen Hauptsponsor.
Baden, 17. Februar: Für Felix Meier, Chef von "Müllerbräu", gibt es trotz der schwierigen Lage aufgrund der Pandemie eine gute Nachricht: Die Leute trinken deutlich mehr Bier zu Hause als vor Corona.
Rietheim, 13. Februar: Sali Mehmetaj, der ehemalige Koch des Restaurants Krone, übernimmt auf Anfang März den Betrieb. Anbieten will er Schweizer und internationale Spezialitäten wie heisser Stein und als Besonderheit Cordon-bleu-Festival.
Bözen, 12. Februar: Das Restaurant Post bietet neben dem Take-away-auch ein «Do it yourself»-Angebot mit Video-Anleitung für den Genuss zu Hause.
Würenlingen, 12. Februar: Nach einem schwierigen Jahr für Andreas Meier, Besitzer des Weinguts zum Sternen, entstand die Idee, die Kunden mit einem Degustationskoffer mit zwölf verschiedenen Weinen «gluschtig» zu machen.
Stetten, 11. Februar: Auch Schnapsbrenner Lorenz Humbel setzt die Coronakrise zu. Doch Not machte erfinderisch: Mit seinem Desinfektoinsmittel auf Kirschbasis schaffte es Humbel mit dem «edelsten Desinfektionsmittel der Schweiz» in die nationalen Schlagzeilen.
Aarau, 8. Februar: Vor sieben Jahren rief Urs Marrer (l.) mit seinem langjährigen Freund, Küchenchef Robin Dürlewanger, das «Beluga» ins Leben. Einst zum besten Lokal Aaraus gekürt, muss das Restaurant nun wegen Krankheit und den Auswirkungen der Coronapandemie schliessen.
Endingen, 2. Februar: Patrick Arnold betreibt ab der kommenden Saison 2021 den Kiosk in der Badi Endingen. «Ich suche eine neue Herausforderung», sagt der gelernte Koch.
Muri, 29. Januar: Burkard Kreyenbühl bäckt vor seiner Filiale seit kurzem frisches Holzofenbrot. So kann er seine Angestellten in der Backstube trotz wegen Corona geschlossenem Café beschäftigen.
Gränichen, 29. Januar: Thomas Rey (63) war langjähriger Koch im Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg. Im August geht er in Rente.
Niederrohrdorf, 25. Januar: Roberto Kaiser war im Catering tätig. Seit Corona betreibt er einen VW-Foodtruck und serviert unter anderem Uruguayische Chivitos und argentinische Chimichurri-Sauce.
Uezwil, 12. Januar: Generationen kauften im Uezwiler «Stiefeliryter» Brot, assen im Restaurant oder tranken in der Bar. Mitte Januar wird er abgerissen.
Schöftland, 10. Januar: Das Lokal «Haltestelle» wurde abgerissen. Die Schöftler Innenarchitekten Markus Würgler und Dominic Bäni bewahrten 33 Stühle vor der Schuttmulde
Veltheim, 6. Januar: Pächter Christian Schübert will im Februar mit dem Konzept «Trinity» im Gasthaus Bären neu starten.
Bad Zurzach, 4. Januar: Der Traditionsgasthof Schlüssel verschwindet. An seiner Stelle werden Wohnungen gebaut. Das Tavernenrecht im seit zwei Jahren leerstehenden Gebäude im Bad Zurzacher Ortskern bleibt allerdings erhalten.
Wohlen, 4. Januar: Mit der Eröffnung ihres «Tom’s Diner» in Wohlen erfüllt sich für Carmen Stadelmann und Thomas Gieler heute ein lang gehegter Traum.
Leibstadt, 31. Dezember: Ein halbes Jahrhundert haben Theres und Urs Welte-Michel ihre Gäste im Landgasthaus «Schützen» bewirtet. 1970 übernahmen sie es in dritter Generation – jetzt schalten sie einen Gang zurück.
Villmergen, 31. Dezember: Die Wohler Frits van der Graaff und Sarah Dubler wagen trotz Coronakrise etwas in der Gastronomie und haben das Villmerger Bistro «Güggibueb» neu gepachtet.
Schinznach, 22. Dezember: Rettung in letzter Sekunde: Der «Bären» schlägt im 2021 neues Kapitel auf. Der Betrieb des Schinznacher Gasthofs soll dank einer neuen GmbH gewährleistet bleiben.
Wohlen/Brugg, 22. Dezember: Weil die Kunden wegblieben, hat Marco Polo seine Hotels in Wohlen und Brugg zu möblierten Wohnungen umgestellt. Das Hotel Sonne in Bremgarten bleibt wie bisher. Und in Bremgarten gibt es bald Take-away-Sushi.
Gränichen, 17. Dezember: Ein emotionales Schreiben erreichte die Gäste des Erlebniswirtshaus Rütihof am Mittwoch. Wirt Andreas Fetscher informiert über die temporäre Schliessung bis März 2021 – aber auch über die ungewisse Zukunft.
Bözberg, 17. Dezember: Die Türen des traditionsreichen Landgasthofs Vierlinden an der Bözbergstrasse bleiben zu. Im Amtsblatt ist der Konkurs der Vierlinden Gastro GmbH vorläufig publiziert.
Koblenz, 16. Dezember: Ferdinand und Angie Breg verkaufen die Liegenschaft samt Gasthaus «Engel». Was mit dem Lokal passiert, ist ungewiss. Das Ehepaar hat derweil im Kanton St. Gallen eine neue Herausforderung gefunden.

Wohlen, 14. Mai: Turac Aslan hat in Wohlen Anfang Mai das «Vegano» eröffnet. Dort verkauft er türkisches Fast Food, aber alles vegan.

Britta Gut