Daniel Furrers Leidenschaft ist Holz – deshalb hat er einen Bauwagen zu seinem neuen Arbeitsort umgebaut. Dieser steht oberhalb Gebenstorfs.
Seit Kindesbeinen ist Daniel Furrer begeistert von der Arbeit am Holz – in seinen Ferienjobs und Schnupperlehren als Schreiner und Zimmermann kann er seine Passion ausleben. In der Schreinerei seines Grossvaters baut er seine ersten eigenen Möbel. Und doch entscheidet er sich gegen das Materielle, gegen körperliche Anstrengung – vorerst zumindest. Stattdessen taucht er an der ETH Zürich in abstrakte Formelwelten ein, um später als Elektroingenieur tätig zu sein. Nach der Arbeit jeweils zur Ruhe kommend, plagt Daniel Furrer je länger je mehr derselbe Gedanke: «Ich konnte am Abend nicht mehr fassen, was ich vorangebracht habe. Ich war ein kleines Zahnrad von einem komplexen Ganzen. Mich drückte der Schuh.»
Während 15 Jahren sorgte er programmierend dafür, dass Mikrochips in Maschinen die gewünschte Arbeit für den Menschen erledigten. Der Schuh drückte also, und zeitgleich liess den heute 41-Jährigen das Faszinosum Holz nicht los. Seit längerem wusste Daniel Furrer, dass die Zeit für einen Umbruch gekommen war. Im Juli dieses Jahres kündigte er seinen Beruf. Mit dem wertvollen Wissen, das er sich in den letzten sieben Jahren aneignete, zog es ihn in eine aussergewöhnliche Werkstatt. In einem umgebauten Bauwagen oberhalb Gebenstorfs stellt er Unikate für sich und seine Kundschaft her: Dazu gehören Bänke und Hocker sowie Betten aus Arvenholz, aber auch andere Möbel und Gebrauchsgegenstände.
Im Vergleich zur modernen Arbeit eines Schreiners verzichtet Daniel Furrer dafür mehrheitlich auf kostspielige und für den Bauwagen sperrige Maschinen – stattdessen setzt er auf traditionelles Handwerkzeug. Im Dezember 2020 hatte Furrer den Bauwagen gekauft, den er mit Hilfe seines Vaters und Freunden zu einer Werkstatt umfunktionierte – der Weg zur beruflichen Neuausrichtung war geebnet. Es handelt sich um eine Werkstatt fürs Holzhandwerk im Kleinformat: Auf einer Fläche von gerade ein-mal 13 Quadratmetern befinden sich zahlreiche Werkzeuge und eine Hobelbank. Mit einem Holzofen, der in den Wintermonaten Wärme spenden wird, hat er sich einen weiteren Traum verwirklicht.
Für Furrer, der mit seiner Lebenspartnerin in der Umgebung wohnt, kommt dies einer grossen Befriedigung gleich: «Wärme erzeuge ich mit den Holzstücken und Spänen, die unmittelbar von meiner Arbeit stammen. Damit schliesst sich der Kreislauf.»
Die digitale Transformation hat auch unsere Einrichtungsgegenstände in Wohn- und Schlafzimmern erreicht – die Beteiligung des Computers bei deren Herstellung ist von grossem Gewicht. Furrer möchte dieser Entwicklung ein Stück weit entgegenhalten und verhindern, dass traditionelles Wissen verloren geht.
Die Werkzeuge, mit denen er seine schlichten und funktionalen Gegenstände herstellt, haben eine bis zu 100-jährige Geschichte hinter sich: «Ziehbank und Zugmesser oder ein Zapfenhobel scheinen der Allgemeinheit höchstens noch aus dem Freilichtmuseum Ballenberg bekannt», so Furrer.
Im Vergleich zu seiner früheren Tätigkeit kann sich der passionierte Handwerker nun ab dem sichtbaren Arbeitsprozess erfreuen. Seine Hände werden zum wichtigsten Werkzeug. Furrer illustriert die individuellen Geschichten seiner Anfertigungen mit einer Anekdote: «Als im Januar Unmengen an Schnee fielen, kam eine mächtige Eiche am Ufer der Reuss zu Fall. Ich nahm mit dem Forstwart Kontakt auf. So konnte ich das Holz vor Ort aufspalten und mit dem Fahrrad transportieren. Nun entstehen aus dem Baumstamm Stuhlbeine.»
In den nächsten Wochen wird Daniel Furrer die letzten Bauten am Interieur seines Bauwagens vornehmen. In einer Ecke hat es noch Platz für eine kleine Küche. Ausserdem wird er in der alten Spinnerei in Turgi eine Werkstatt mieten – ganz ohne Maschinen kommt seine Arbeit nicht aus. Die dort grob zugeschnittenen Stücke wird er in seinem Bauwagen weiterverarbeiten.
Im Vergleich zu seinem Bauwagen ist Daniel Furrer in der Freizeitwerkstatt Brugg deutlich sichtbarer. In seinen «Bänkli-Kursen» teilt er seine Freude an der Sinnlichkeit des Holzhandwerkes mit allen, die selbst gerne etwas bauen möchten. Unter den Teilnehmenden befinden sich neben Laien erfahrene Zimmerleute. Auch sie können sich der Begeisterung über das alte und ihnen teilweise unbekannte Werkzeug nicht entziehen. Die nächste Gelegenheit für dieses Erlebnis ergibt sich am Wochenende vom 19. zum 21. November. Weitere Termine sind auf seiner Website zu finden. Furrer bietet auf persönliche Anfrage auch Spezialkurse.