Gebenstorf/Turgi
Überraschende Versammlung der Kirchgemeinde: Präsident meldet sich ab – Rechnung wird erneut abgelehnt

Die Diskussionen bei den Katholiken in Turgi und Gebenstorf dauern an. Diesmal an der ausserordentlichen Versammlung, bei der es um das Budget und einen Rechnungsabschluss ging.

Alexander Wagner
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Die Versammlung fand in der Kirche Gebenstorf statt.

Die Versammlung fand in der Kirche Gebenstorf statt.

Alexander Wagner

Die ausserordentliche Versammlung der römisch-katholischen Kirchgemeinde in der Kirche Gebenstorf begann bereits mit einer kleinen Überraschung: Sowohl Präsident Daniel Ric wie auch der für die Finanzen zuständige Igor Kos waren nicht dabei. «Sie haben sich am Tag der Versammlung abgemeldet» wurde den über 100 Anwesenden an der Versammlung mitgeteilt. Damit waren vor der Versammlung die Fronten bereits einmal geklärt.

Dass Pater Adam Serafin nicht dabei war, war hingegen keine grosse Überraschung. Wurde ihm in der Zwischenzeit doch nicht nur ein Hausverbot, sondern sogar ein Rayonverbot auferlegt.

Sehr viele offene Fragen

Auf viele Fragen musste die neu zusammengestellte Kirchenpflege Antworten geben wie: «Das wissen wir nicht» oder «Das können wir nicht erklären» und ähnliche. Denn es lägen praktisch keine Protokolle der Sitzungen vor, auch Beschlüsse seien weder dokumentiert noch im Gremium diskutiert und darüber abgestimmt worden.

Man wisse selbst nicht einmal mehr, wer zu welchen Räumlichkeiten noch einen Schlüssel hat. Auch deshalb wurde Martin Nigg, der am längsten in der Kirchenpflege sitzt, teilweise hart angegangen. Aber auch er konnte zu vielen Fragen keine befriedigende Antwort liefern, was bei einigen ­Votanten für grossen Unmut sorgte.

Budget war überschritten worden

An der Kirchgemeindeversammlung vom November 2021 waren sowohl die Rechnung 2020 wie auch der Voranschlag für das Jahr 2022 mit grosser Mehrheit abgelehnt worden.

Der Voranschlag für das Kom­petenzgeld der Kirchenpflege
in der Höhe von 2500 wurde um satte 33000 Franken ­überschritten. Es wurden ­mehrere Rechtsgutachten erstellt zur Frage, inwiefern der Vertrag von 2017, der die Anstellung von ­Pater Adam an denjenigen von Diakon Peter Daniels knüpft, gültig ist. Zudem wurden ­Summen für Rechtsabklärungen (12300 Franken) bzw. Rechtsvertretung von Pater Adam ­Serafin in der Höhe von 7500 Franken getätigt.

Auch bei den Seelsorgeaushilfen schossen die Zahlen in die Höhe: ­Budgetiert waren 20000 Franken, aus­gegeben wurden knapp 130000 Franken und so das Budget um das sechsfache ­überzogen. ­Deshalb beantragte die neue Kirchenpflege, die Rechnung für das Jahr 2020 abzulehnen.

Das taten denn auch 92 Personen, es gab nur gerade eine Enthaltung und eine Annahme der Rechnung. Nach der zweiten Ablehnung geht die Rechnung jetzt an den Kirchenrat, der endgültig entscheidet.

«Irgendwann müssen wir weiterarbeiten»

Obwohl Pater Adam längst gekündigt ist und ihm die Missio entzogen wurde, bekam er 2022 noch zwei Monatslöhne. «Irgendwann müssen wir weiterarbeiten», erklärte Bernhard Hollinger. «Aber wir müssen jedes Rad einzeln neu erfinden», gibt Andreas Zillig zu bedenken und gibt offen zu: «Wir sind am Schwimmen».

Die Kirchenpflege ist praktisch im Blindflug, weil sehr vieles unklar ist. So seien zum Personal keine Unterlagen der Vorgänger vorhanden und die neuen Vertreter müssen zuerst die Arbeitsverträge verlangen. «Die können sie lange suchen», meinte ein Votant. Denn es gebe schlichtweg keine. Das Budget wurde zwar im zweiten Anlauf gutheissen, aber es ist zu befürchten, dass die Kirchgemeinde noch länger nicht zur Ruhe kommt.