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Die Spinnereibrücke von Gebenstorf nach Windisch wird nächsten Winter ersetzt – das Siegerprojekt «Kanagawa» besteht fast ausschliesslich aus Stahl. Die Kosten: 4,5 Millionen Franken. Vor allem für den Veloverkehr bietet sie Vorteile.
Rund 5000 Velofahrer und Fussgängerinnen benutzten die Spinnereibrücke zwischen Windisch und Gebenstorf – jede Woche. Bereits 1834 gab es einen ersten Steg über die Reuss, der 1915 durch eine Stahlbetonbrücke ersetzt wurde. Diese Brücke tat lange ihren Dienst und musste nur einmal saniert werden. Doch in den hundert Jahren hinterliess die Reuss an den Pfeilern ihre Spuren, und im September 2019 musste die Brücke gar gesperrt werden. Die Brückenpfeiler waren unterspült und mussten stabilisiert werden.
Natürlich stellte sich die Frage, ob es sinnvoll und möglich sei, die alte Brücke wieder Instand zu setzen. Doch eine Studie zeigte klar auf, dass ein Neubau die bessere Variante ist. Aus den 21 Bewerbern, welche die neue Brücke bauen wollten, wurden sieben Planerteams zu einem Projektwettbewerb eingeladen. Und die eingereichten Projekte waren sehr eindrücklich und unterschiedlich. Mit drei Pfeilern, nur mit zwei oder wie jetzt beim Siegerprojekt «Kanagawa» ohne jegliche Stützen. «So kann man quasi in einem Gump über die Reuss», meinte Gebenstorfs Gemeindeammann Fabian Keller. Die Kosten für die neue Brücke belaufen sich auf rund 4,5 Millionen Franken. Davon werden Gebenstorf und Windisch je die Hälfte tragen. Zudem erhoffen sich die beiden Gemeinden einen Zuschuss von Bund und Kanton. Der Preis war denn auch nicht der ausschlaggebende Faktor. Die Kosten beliefen sich bei allen Projekten auf knapp vier bis 4,5 Millionen, nur ein Vorschlag war leicht teurer. «Aber dieses Projekt ist sehr effizient», betont die Jury bei der Präsentation.
Das Siegerprojekt von Bauingenieur Fürst Laffranchi GmbH aus Aarwangen und dem Architekten «Felgendreher Olfs Köchling GmbH» aus Azmoos besteht praktisch ausschliesslich aus Stahl. «Wenn der Stahlpreis nur einen Franken tiefer liegt, macht das für die neue Brücke einen erheblichen Betrag aus», meinte Ammann Keller augenzwinkernd.
Rechnen kann er halt als langjähriger Banker. «Aber sonst habe ich bei diesem Projekt wieder sehr viel dazu lernen dürften», erklärte er an der kurzen Präsentation im Gemeindesaal Gebenstorf. Bei dem nur die beiden Gemeinderäte, die Experten und die Teilnehmer des Projektwettbewerbs anwesend waren. Die Bevölkerung kann die sieben ausgestellten Projekte ab dem 21. April begutachten. Der entsprechende Kreditantrag für die neue Brücke soll der Gemeindeversammlung im November 2021 vorgelegt werden. Nach 172 Jahren hat die Spinnerei ihre Produktion beendet und damit die Brücke ihre eigentliche Bestimmung, den Zugang zur Spinnerei Kunz, verloren. Trotzdem war von vornherein klar, dass die Brücke ersetzt werden soll. Zu wichtig ist sie für die Velofahrer und Fussgänger der beiden Gemeinden und der gesamten Region, die zwei Naherholungsgebiete verbindet. Die neue Brücke soll im Winter 2022/23 gebaut werden. Weil viele Teile vorfabriziert und dann als Ganzes eingesetzt werden, wird mit einer Bauzeit von nur vier Monaten gerechnet.
Aber nur etwa acht Wochen soll die Spinnereibrücke gesperrt werden. Diese zwei Monate werden für den Abbruch der alten Brücke und die Montage der neuen Spinnereibrücke benötigt. Ein Ersatz für die ausfallende Reussquerung ist während dieser Zeit nicht vorgesehen. Dafür können die rund 2500 Velofahrer, welche die Brücke pro Woche befahren, dann etwas einfacher die neue stützenfreie Verbindung benutzen. Denn die Brücke wird leicht verschoben, so dass die Einfahrten nicht mehr rechtwinklig sind und der Fahrfluss kaum unterbrochen wird. Fliessend ohne Unterbruch – wie die Reuss darunter.