Die Stadt Baden stellt im Januar 2015 die Strassenlampen nachts den Quartieren Kappelerhof und Dättwil ab – ausgerechnet dort, wo es viele Einbrüche gibt. Der Quartierverein spricht von geteilten Meinungen, was das Lichterlöschen anbelangt.
Um Energie und Geld zu sparen, wird seit Anfang Jahr in zwei Badener Quartieren nachts die Strassenbeleuchtung ausgeschaltet – in Rütihof und Allmend/
Münzlishausen. Jeweils montags bis freitags von 1 Uhr bis 5 Uhr herrscht dort Dunkelheit. Letzte Woche hat der Stadtrat bekannt gegeben, dass er das Lichterlösch-Projekt kommenden Januar auf zwei weitere Quartiere ausweiten wird – auf den Kappelerhof und Dättwil.
Insbesondere der Entscheid, auch im Kappelerhof das Licht abzulöschen, wirft Fragen auf. Denn bei einer Umfrage, welche die az diesen Mai bei Quartiervereinen Badens durchführte, äusserte sich einzig der Kappelerhof-Vertreter kritisch gegenüber dem Projekt. «Das Sicherheitsgefühl der Bewohner könnte sich abschwächen. Da wir im Quartier auch Jahre hatten, in denen einige Einbruchserien stattfanden, sind wir in dieser Thematik sehr sensibel.»
Warum stellt die Stadt nun ausgerechnet in diesem Quartier nachts die Strassenlampen ab – und nicht an einem Ort, wo die Idee positiver aufgenommen wurde? Martin Koch, Leiter der städtischen Abteilung Tiefbau, erklärt: «Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das Projekt auf zwei weitere Quartiere auszuweiten. Die Auswahl fiel auf den Kappelerhof und auf Dättwil, weil die Abschaltung hier technisch besonders einfach möglich ist.»
Ausserdem handle es sich um in sich geschlossene Quartiere, die keine unmittelbaren Nachbarn hätten. So müsse keine Lichterlösch-Grenze definiert werden, sie ergebe sich von selber. Mit dem Quartierverein Kappelerhof habe man Gespräche geführt und zu erklären versucht, dass die Kriminalität nicht zunehme, wenn die Strassenlampen ausgeschaltet sind, erklärt Koch.
Kappelerhof: Geteilte Meinungen
Beim Quartierverein Kappelerhof heisst es nun auf Anfrage: «Wir haben keine repräsentative Umfrage gemacht, aber die Vorstandsmitglieder des Quartiervereins haben mit einigen Bewohnern gesprochen. Das Quartier ist unterschiedlicher Meinung», sagt Maurizio Savastano. Es gebe einige Leute, die dem Lichterlöschen offen und gelassen gegenüberstehen. «Andere fühlen sich beim Gedanken an dunkle Strassen weniger sicher, auch wenn statistisch gesehen bei abgeschalteten Strassenlampen die Kriminalitätsrate nicht steigt, wie uns die Stadt versichert hat.» Jedoch akzeptiere und unterstütze man nun den Entscheid, aufgrund positiver Erfahrungen anderer Gemeinden, so Savastano.
Tiefbau-Chef Martin Koch sagt derweil: «Auch aus Dättwil haben uns kritische Stimmen erreicht. Dies, weil das Gewerbegebiet zu den Gegenden des Kantons zählt, in denen trotz Strassenbeleuchtung am häufigsten eingebrochen wird.» Die Stadt wäre bereit, den Entscheid zu revidieren, falls die Kriminalität wegen des Lichterlöschens ansteigen würde, so Koch. «Damit rechnen wir aber nicht. Im Brugger Gewerbegebiet oder im Gewerbegebiet Silbern in Dietikon wurde seit dem Start des nächtlichen Lichterlöschens auch keine Kriminalitätszunahme verzeichnet.»
Die Stadt hat ausserdem Neuerungen angekündigt, die das Sicherheitsgefühl stärken sollen. Die Regionalwerke AG seien beauftragt worden, ein Lichtversorgungskonzept zu entwickeln. Es sei vorgesehen, dass die Stadtpolizei das Licht im Notfall – etwa bei Verkehrsunfällen, Bränden oder Suchaktionen – innert einer Minute im gesamten Stadtgebiet einschalten könne.