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Aargau
Baden
Der 14. September 2002 ist für die Region und insbesondere für den Regionalverkehr ein bedeutendes Datum: An diesem Tag wurde die neue Siggenthalerbrücke zwischen Baden und Obersiggenthal eingeweiht.
Die Klussituation von Baden erforderte durch das starke Wachstum der Region und des Transitverkehrs diese neue Achse. Weder rechts noch links der Limmat liess sich der Tagesverkehr aus damaliger Sicht weiter bewältigen. Bus und Postauto, die damals bereits im Stau stecken blieben, stellten für viele Pendler keine attraktive Alternative dar, was den Regionalverkehr noch stärker belastete.
Die Verkehrsplaner rechneten damit, dass sich der Zentrumsverkehr dank dem ausgebauten Viereck mit der Siggenthalerbrücke, der Tunnelumfahrung Ennetbaden, der ausgebauten Hochbrücke und der erweiterten Bruggerstrasse verflüssigen würde. Die Inbetriebnahme der dritten Bareggröhre sollte ebenso zur Verbesserung beitragen. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis der Verkehr im Zentrum zu Spitzenzeiten wieder zum Erliegen kommen würde.
Bus und Velos als Haupt-Profiteure
Wenn auch die dritte Fahrspur auf der Siggenthalerbrücke nicht wie ursprünglich angedacht und gefordert für den öffentlichen Verkehr reserviert wurde, so erlebte der Busverkehr ins Siggenthal mit der neuen Brücke einen Boom. Ebenso ist dank des neuen Limmatübergangs die Veloverbindung ins Zentrum attraktiver geworden.
Die mit vier Jahren Verspätung in Betrieb genommene Umfahrung Ennetbaden ermöglichte dann erst die Schliessung der Schiefen Brücke von Ennetbaden nach Baden. Diese Massnahme sollte dem ganzen verkehrsberuhigten Bäderquartier eine grosse Renaissance eröffnen; diese langwierige Entwicklung ist noch im Gange.
Die definitive Schliessung der Schiefen Brücke ist auf einen verwaltungsgerichtlichen Entscheid zurückzuführen, der letztlich Bedingung für den Bau der Siggenthalerbrücke war. Heute ist es tatsächlich ruhig im Bäderquartier, zu ruhig für all diejenigen, die vom Publikumsverkehr abhängig sind. Viele betrachten die verordnete Schliessung als Pferdefuss und fordern eine Lockerung des Fahrverbots.
Verkehrstechnisch unvollendet
Zurück zur Siggenthalerbrücke: Mit der Eröffnung des Umfahrungstunnels in Ennetbaden sind die Frequenzen über die Brücke um 50 Prozent gestiegen. Die Bruggerstrasse vermag den Verkehr nur dank rigoroser Pförtnerung im Kappelerhof und im Siggenthal zu schlucken. Im Siggenthal steht der Bus in den Spitzenzeiten heute wieder im Stau. Die Verkehrsbelastung ist sowohl in Untersiggenthal wie in Obersiggenthal stark angestiegen. Die Nebenachse Freienwil-Nussbaumen belastet Obersiggenthal zusätzlich.
Die Annahme, der Verkehr aus dem unteren Aaretal und dem Zurzibiet würde sich auf die Achsen beidseits der Limmat in etwa gleichmässig verteilen, erwies sich rasch als falsch. Die Sanierung der Wildenstichstrasse (Turgi) dürfte ebenso wenig zu einer Änderung dieser Tatsache herbeigeführt haben wie die neue Vogelsangbrücke. Man darf gespannt auf die laufenden Verkehrserhebungen des Kantons sein.
Die Problematik vermochte der neue Verkehrskreisel beim Landvogteischloss kaum positiv zu beeinflussen. Denn für einen guten Verkehrsfluss auf der Seite Limmat rechts wäre ein kreuzungsfreier Knoten beim Brückenkopf Ost der Hochbrücke unabdingbar. Eine rechtzeitige Realisierung hatte man bei der Erweiterung und Sanierung der Hochbrücke verpasst - auf diesen wunden Punkt wurde an dieser Stelle übrigens exakt vor zehn Jahren hingewiesen.
Trotz allem: Der Brückenschlag war damals notwendig und aus heutiger Sicht richtig, ebenso der Standort der Brücke. Doch die prognostizierten Verkehrszahlen und das Wachstum der Bevölkerungszahl in der Region haben heute wieder zu kritischen Verkehrsverhältnissen geführt. Wie weit sie sich verbessern werden, wenn die geplanten Bauwerke am Schulhausplatz und an der Mellingerstrasse sowie die Massnahmen des Verkehrsmanagements Region Baden-Wettingen realisiert sind, ist fraglich. Und das Projekt Baldeggtunnel hat noch einen langen, beschwerlichen Weg vor sich. Die Verkehrszukunft hängt nicht allein von der Einwohner- und Arbeitsplatzzahl in der Region ab. Das Mobilitätsverhalten der Tagespendler und lenkende Massnahmen sind heute zentral. Diese müssen weit über die Region hinaus greifen, bis dorthin, woher die Pendler kommen. Denn der Verkehr ist weder ein regionales Problem noch als solches im Zentrum lösbar. Der Umsteigeeffekt wird ausserdem nicht ohne finanziellen Druck auf den Einzelnen erreicht. Weder Symptombekämpfung noch Pflästerlipolitik verbessern die Lage.