Niederrohrdorf
Gemeinde schafft Arbeitsplatz für Sozialhilfeempfänger

Dank der neuen «Hilfskraft» sollen die Sozialkosten längerfristig sinken, denn die Bevölkerung wächst stetig und die Kosten steigen immer weiter. Die Sozialhilfeempfänger sollen so einerseits eine geregelte Tagesstruktur als auch einen Job haben.

Carla Stampfli
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Dank einer neuen Hilfskraft sollen längerfristig die Kosten bald sinken.

Dank einer neuen Hilfskraft sollen längerfristig die Kosten bald sinken.

Aargauer Zeitung

Von einem solchen Ergebnis können viele Gemeinden nur träumen: Niederrohrdorf weist im Budget 2016 einen Ertragsüberschuss von rund 1,37 Millionen Franken auf. Nichtsdestotrotz ruht sich das Dorf nicht auf den Lorbeeren aus, sondern hält nach Sparpotenzial Ausschau.

Denn: «Die Bevölkerung wächst stetig», sagt Gemeinderätin Martina Egger. Dies sei zwar sehr erfreulich, «dafür kommen grosse Investitionen auf uns zu», so Egger. Beispielsweise im Bereich der Primarschule.

Um die Kosten künftiger Investitionen abzufedern, setzt der Gemeinderat im Voranschlag den Rotstift bei der Sozialen Wohlfahrt an – mit der Schaffung einer neuen Vollzeitstelle, der sogenannten «Hilfskraft». Letztere ist Teil des Projekts «Arbeit statt Sozialhilfe» und hat zum Ziel, die Ausgaben bei der Sozialhilfe längerfristig zu senken.

Tagesstruktur soll motivieren

Folgende Überlegungen stecken dahinter: Tritt ein Sozialhilfeempfänger die neue Stelle an, so erhält er einerseits einen Stundenlohn, andererseits eine Tagesstruktur. «Damit soll die Person motiviert werden und schneller in die Privatwirtschaft zurückfinden», erklärt Sozialvorsteherin Martina Egger.

Denn: Ein Sozialhilfeempfänger, der sich als Teilzeitarbeiter – in diesem Fall als Angestellter Niederrohrdorfs – für einen Job bewirbt, hat bessere Chancen als einer, der in den Bewerbungsunterlagen angibt, arbeitslos zu sein.

Und: Je höher die Chancen auf eine Wiedereingliederung sind, desto rascher wird die Person nicht mehr auf die Sozialhilfe angewiesen sein. Zudem kann die Gemeinde die Sozialhilfe kürzen, falls sie sich weigert, zu arbeiten.

«Kurzfristig ist die Schaffung der neuen Stelle zwar teurer, langfristig können die Ausgaben aber verringert werden», so Egger. Wichtig ist dies, weil in den letzten fünf Jahren sowohl die Anzahl Sozialfälle als auch die Kosten gestiegen sind: Seit Ende 2009 haben sich die Werte verdoppelt (siehe Grafik).

Geeignete Bezüger gefunden

Wer käme für die Vollzeitstelle infrage? Gemäss Martina Egger diejenigen Sozialhilfeempfänger, die den Willen haben und selbstständig arbeiten könnten – somit nicht von den Gemeindemitarbeitenden beaufsichtigt werden müssen.

Beispielsweise Personen, die zwar gut ausgebildet, aber zu lange dem Arbeitsmarkt ferngeblieben sind. Man habe bereits drei bis vier Bezüger ausfindig gemacht, die sich für die Vollzeitstelle eignen würden, sagt sie.

«Eingesetzt werden soll die neue Arbeitskraft dort, wo Bedarf besteht», sagt die Gemeinderätin. Etwa im Schulabwarts-Team, in der Verwaltung, innerhalb des Bauamts: Die Person könnte die Abfallsammelstelle der Gemeinde betreuen und sicherstellen, dass nur Einwohner von Niederrohrdorf ihren Abfall entsorgen. Ebenso wäre es möglich, dass sie sich um die Reinigung der Buswartehäuschen kümmert.

Im Voranschlag ist für die «Hilfskraft» ein Lohndeckel von 65 000 Franken vorgesehen. Die Finanzkommission steht hinter dem Antrag, eine neue Vollzeitstelle zu schaffen; auch die Ortsparteien fänden den Ansatz laut der Sozialvorsteherin «gut».

Das letzte Wort haben jedoch die Stimmbürger: Über den Antrag sowie das Budget 2016 wird anlässlich der Einwohnergemeindeversammlung am Freitagabend in der Aula des Oberstufenzentrums abgestimmt.