Oberrohrdorf
Gemeindeammann Daniel Hug: «Ich melde mich ab»

Die Gmeind von Oberrohrdorf genehmigt das Budget und verabschiedet Gemeindeammann Daniel Hug (FDP) mit Applaus: Bevor es zu rührenden Abschiedsworten kam, führte er durch die traktandierten Geschäfte. Keine einfache Aufgabe: Die Verschuldung nimmt zu

Carla Stampfli
Drucken
Daniel Hug (rechts) tritt Ende Jahr als Gemeindeammann Oberrohrdorfs zurück. Vizeammann Kurt Scherer (links) übernimmt die Nachfolge.

Daniel Hug (rechts) tritt Ende Jahr als Gemeindeammann Oberrohrdorfs zurück. Vizeammann Kurt Scherer (links) übernimmt die Nachfolge.

Alex Spichale

Von Dankesreden und Einstimmigkeit war sie geprägt, die Einwohnergemeindeversammlung von Oberrohrdorf. Auch ein Hauch von Wehmut schwebte in der Mehrzweckhalle Hinterbächli am Mittwochabend mit. Denn: Es war das letzte Mal, dass Gemeindeammann und Finanzvorsteher Daniel Hug (FDP) eine Gmeind leitete. Ende Jahr wird der 61-Jährige aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten. Bevor es jedoch emotional wurde, galt die Aufmerksamkeit der 161 Stimmbürger den traktandierten Geschäften.

Kreditabrechnungen ohne Gegenstimme genehmigt

Gleich vier Kreditabrechnungen in Höhe von insgesamt 2,6 Millionen Franken legte der Gemeinderat vor. Es handelte sich dabei um den Bruttokredit für die Projektierung einer dritten Turnhalle, die Erstellung eines Trottoirs an der Bergstrasse, die Sanierung der Hofmatt sowie der Weidhofstrasse. Die Abstimmung verlief so harmonisch wie der Auftritt der Harmoniemusik Rohrdorf zu Beginn der Gmeind: Sämtliche Abrechnungen wurden ohne Gegenstimmen genehmigt. Auch der Bruttokreditanteil von 287 280 Franken für die «Generelle Entwässerungsplanung» (GEP), die Oberrohrdorf gemeinsam mit Niederrohrdorf erarbeitet hatte, wurde ohne Wenn und Aber bewilligt.

Steuerfuss wird wohl angehoben

Dass keiner der Stimmbürger bei den beiden grossen Geschäften, dem Aufgaben- und Finanzplan 2015–2020 sowie dem Budget, das Wort wünschte, stand im Licht der vorherrschenden Einstimmigkeit ausser Frage: Die Gmeind liess sich nicht davon beirren, dass Oberrohrdorf bis 2020
12,5 Millionen Franken Schulden anhäufen wird (siehe Tabelle unten). Auch nicht davon, dass im Jahr 2017 aufgrund der Neuregelung des kantonalen Finanzausgleichs der Steuersatz wohl um drei Prozentpunkte, von bisher 85 auf 88 Prozent, angehoben werden muss. «Wie sich der Steuerfuss tatsächlich entwickeln wird, wissen wir erst, wenn das neue kantonale Gesetz bekannt ist», sagte Daniel Hug. Er bedankte sich für das Vertrauen und fügte an: «Das nächste Jahr wird anspruchsvoll.»

Familie hat stets Rücken gestärkt

So ernst die Worte des Gemeindeammanns bei der Vorstellung der Finanzplanung und des Budgets waren, so dankerfüllt wählte er sie am Ende der Versammlung: Daniel Hug würdigte die «grosse Arbeit zugunsten unserer schönen Gemeinde» seiner Kollegen. Danach wandte er sich an seine Liebsten: «Seit Ausbruch meiner Krankheit habt ihr mir stets den Rücken gestärkt. Liebe Familie, herzlichen Dank.»

Nachdem Daniel Hug Platz nahm, ergriff Vizeammann und Nachfolger Kurt Scherer (FDP) das Mikrofon: «Wir verlieren dich nur ungern», sagte er. Denn «Dani» sei ein Gemeindeammann für die Öffentlichkeit – ehrlich, kollegial, kompetent, souverän und wertschätzend. Zudem sei es nicht selbstverständlich, dass jemand neben dem Beruf als Verwaltungsleiter von Lenzburg die eigene Gemeinde zum Hobby macht, so Scherer. Im Gemeinderat habe es nur wenig Auseinandersetzungen gegeben, die Diskussionen seien nie persönlicher Natur gewesen. «Ich werde gerne an deine Zeit im Gemeinderat zurückdenken. Herzlichen Dank für deinen Einsatz, Dani», sagte der Vizeammann. Dann überreichte er Hug eine Wappenscheibe und einen Gutschein für einen Aufenthalt in Lauterbrunnen. «Weil du in diesen Jahren viel Zeit für uns, aber wenig für deine Frau gehabt hast», erklärte Scherer mit einem Lachen. Die Stimmbürger erhoben sich von den Stühlen und klatschten fest in die Hände.

«Genug der Lobhudelei»

Der Gemeindeammann legte die Geschenke auf das Rednerpult und sagte: «Genug der Lobhudelei.» Es sei eine faszinierende Zeit gewesen, mit der Bevölkerung, mit den Kollegen. «Ich melde mich ab und erkläre die Versammlung damit für geschlossen.» Daniel Hug entknotete die Gemeinderatskrawatte und deponierte diese vor ihm auf den Tisch.