Gebenstorf
Gemeinderat boykottiert Moschee-Eröffnung: «Wir stehen dem nach wie vor skeptisch gegenüber»

In Gebenstorf wird nächste Woche das Islamzentrum eingeweiht – warum sich der Gemeinderat dort nicht blicken lässt.

Pirmin Kramer
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Das einstige Restaurant «Il Gabbiano» ist in ein Islamzentrum umgebaut geworden – mit Moschee und Schulungsraum für Koranunterricht.Chris Iseli

Das einstige Restaurant «Il Gabbiano» ist in ein Islamzentrum umgebaut geworden – mit Moschee und Schulungsraum für Koranunterricht.Chris Iseli

Chris Iseli

Die Muslime der islamisch-albanischen Gemeinschaft haben das ehemalige Restaurant «Il Gabbiano» seit September eigenhändig in ein Islamzentrum umgebaut. Jeden Abend und jeden Samstag arbeiteten die Mitglieder – darunter Gipser, Maurer und Elektromonteure – für ihr grosses Ziel: Noch vor Beginn des Fastenmonats Ramadan Ende Mai sollten die Moschee, der Schulungs- und der Aufenthaltsraum bezugsbereit sein.

«Wir sind sehr stolz, dass wir unsere Moschee am kommenden Samstag mit einem Tag der offenen Tür offiziell eröffnen können», sagt Vize-Präsident Murseli Ibraimov. «Im Erdgeschoss haben wir den Gebetsraum, die eigentliche Moschee gebaut. Im Obergeschoss hat es Platz für Schulungsräume, in denen unsere jungen Mitglieder in den Koranunterricht gehen können. Daneben ist auch der Aufenthaltsraum wichtig, um die Gemeinschaft pflegen zu können», sagt Ibraimov.

Zum Eröffnungsakt wurde auch der Gebenstorfer Gemeinderat eingeladen. Doch dieser hat sich in corpore abgemeldet. Es ist kein Geheimnis: Die Behörde ist alles andere als glücklich über die Moschee im Dorf.

Gemeindeammann Rolf Senn (CVP) erklärt: «Wir stehen dem Islamzentrum nach wie vor skeptisch gegenüber. Darum wollen wir auch nicht an der offiziellen Eröffnungsfeier teilnehmen und dort eine Rede halten.»

Der Gemeinderat werde jetzt die weitere Entwicklung beobachten, und er hoffe, dass die verschiedenen Religionen gut miteinander auskommen. «Was wir nicht wollen, ist ein zweites Winterthur, wo die Moschee zu einem Anziehungspunkt für radikale Muslime geworden ist.»

Der Gemeinderat hatte sich bis vor Verwaltungsgericht gegen die Moschee gewehrt. Doch dieses stellte unmissverständlich klar, die Religionsfreiheit müsse gewährleistet werden. Der Gemeinderat hatte das Baugesuch «auch aus politischen Gründen» abgelehnt.

«Wir wollen niemanden stören»

Bisher hatte die islamisch-albanische Gemeinschaft ihren Sitz im Obersiggenthaler Ortsteil Kirchdorf, doch dort hatte es nicht mehr genug Platz. «Wir haben in Kirchdorf zwanzig Jahre lang in Ruhe unsere Religion ausleben können, es gab nie das geringste Problem», sagt Murseli Ibraimov.

Das bestätigte auch Obersiggenthals Gemeindeammann Dieter Martin 2015: «Die Mitglieder sind kein einziges Mal negativ aufgefallen, begegneten der Bevölkerung stets angenehm und freundlich. Nach unseren Erfahrungen gibt es keinen Grund, sich gegen die Errichtung eines muslimschen Vereinslokals zu wehren.»

Murseli Ibraimov betont: «Wir möchten unauffällig sein und niemanden stören. Wir wollen in den kommenden Monaten alle Menschen, die uns kritisch gegenüberstehen, davon überzeugen, dass wir friedliche Menschen sind. Wir stammen aus dem Balkan und fühlen uns als Europäer. Betreffend Glauben erachten wir uns als liberal und alles andere als konservativ.»

In Obersiggenthal habe man jedes Jahr am Fest der Nationen mit der katholischen Kirche zusammengearbeitet. «Wir gehen auch in Gebenstorf auf die katholische Kirche zu und hoffen auf ein gutes Zusammenleben.»