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Die Effizienz von Verwaltung und Gemeinderat erhöhen: Das ist das Ziel des neuen Geschäftsleitungsmodells, das die Exekutive per 1. Januar eingeführt hat. Mit dem neuen Modell soll aber auch das Gemeinderats-Amt attraktiver werden. "Je attraktiver das Amt, desto weniger werden wir Mühe haben, neue Mitglieder für die Exekutive zu finden", so Gemeindeammann Peter Huber.
Der Gemeinderat Fislisbach ist mit zwei neuen Mitgliedern in die Amtsperiode 2018/21 gestartet. Aber nicht nur: Er hat per 1. Januar auch das neue Geschäftsleitungsmodell in Kraft gesetzt. Damit delegiert der Gemeinderat verschiedene operative Kompetenzen an die Geschäftsleitung respektive Verwaltung. Mit anderen Worten: Neu leitet die Exekutive verschiedene Fachaufgaben an die Gemeindeverwaltung weiter, zum Beispiel Fachaufgaben mit einer klaren rechtlichen Ausgangslage, geringem Ermessensspielraum oder von geringer politischer Bedeutung. Es können aber auch Fachaufgaben an die Verwaltung delegiert werden, die von untergeordneter finanzieller Bedeutung sind oder Routinegeschäfte. Das Ziel: Die Effizienz erhöhen.
«Früher mussten Gemeinderatsmitglieder bei vielen Themen bis zu vier oder fünf Personen in der Verwaltung kontaktieren, bis sie die gewünschten Informationen beisammen hatten», sagt Gemeindeammann Peter Huber. Das sei sowohl für die Verwaltung als auch für die Exekutivmitglieder zeitraubend und ineffizient gewesen. «Mit der Einführung des Geschäftsleitungsmodells erhält jedes Gemeinderatsmitglied einen verantwortlichen Abteilungsleiter zugewiesen.» Beispielsweise steht jetzt dem Gemeindeammann als Pendant in der Verwaltung der Gemeindeschreiber bei, dem Ressortverantwortlichen Finanzen der Leiter Finanzen und Steuern oder dem Ressortvorsteher Bildung die Schulpflege. «Das sogenannte ‹Tandem-Modell› schafft eine klare Organisation. Es verhindert, dass Probleme bei den Schnittstellen zwischen Gemeinderat und Verwaltung entstehen.»
Das neue Geschäftsleitungsmodell soll auch das Gemeinderats-Amt attraktiver machen, wie Huber sagt. «Für das laufende Jahr haben wir beispielsweise die Anzahl Gemeinderatssitzungen halbiert.» Auch würden die Ressorts nicht mehr wie bis anhin aufgrund des Anciennitätsprinzips verteilt. «Neu sind das Know-how und die Kompetenzen der Gemeinderatsmitglieder entscheidend.» Je attraktiver das Gemeinderats-Amt, desto weniger werde man Mühe haben, neue Mitglieder für die Exekutive zu finden.
Der Geschäftsleitung Fislisbach gehören an: Gemeindeschreiber Donat Blunschi, Leiter Zentrale Dienste, als Vorsitzender sowie Richard Schraner, Leiter Finanzen und Steuern, als Mitglied. «Derzeit stecken wir noch in der Übergangsphase», sagt Peter Huber. Es werde noch einige Monate dauern, bis das neue Geschäftsleitungsmodell reibungslos laufe. «Bis dahin wird es für uns Gemeinderatsmitglieder und für die Verwaltung mehr Arbeit geben.» Ist der Wechsel einmal vollzogen, soll der Betrieb im Vergleich zu früher effizienter laufen.
Die Gemeinde Ehrendingen arbeitet bereits mit einem Geschäftsleitungsmodell. Eingeführt wurde es unter anderem, um den Gemeinderat bei Routinegeschäfte zu entlasten und die Trennung der operativen und strategischen Tätigkeit zu erreichen. Seit Herbst 2014 liegt die operative Leitung nun bei der Verwaltung, die strategische beim Gemeinderat. «Wir sind mit dem Geschäftsleitungsmodell sehr zufrieden», sagt Gemeindeschreiber und Geschäftsleiter Simon Knecht. Indem gewisse Aufgaben an die Verwaltung delegiert würden, könne man effizienter arbeiten: «Wir müssen nicht mehr abwarten, bis der Gemeinderat an seiner Sitzung über eine Sache entschieden hat, sondern können im Rahmen unserer Kompetenzen selber handeln.» So ist die Verwaltung beispielsweise dafür verantwortlich, dass das Budget umgesetzt wird, kümmert sich um das Personalwesen und erteilt Baubewilligungen im Rahmen der Delegationserteilung. «Der Arbeitsaufwand ist zwar etwas gestiegen», sagt Knecht. Doch im Gegenzug sei der Job attraktiver geworden: «Auf operativer Ebene können wir nun Entscheidungen treffen und schneller arbeiten.» Das käme nicht zuletzt auch dem Service public zugute.
Auch die Gemeinde Würenlos, die das Geschäftsleitungsmodell und somit die Trennung von operativer und strategischer Tätigkeit vor vielen Jahren eingeführt hat, ist zufrieden. «Seit der Einführung und der Überarbeitung im Jahr 2013 trägt die Verwaltung mehr Eigenverantwortung», sagt Gemeindeammann Anton Möckel. Die Verwaltung könne aktiver arbeiten und schneller handeln, ohne zuerst die Entscheide des Gemeinderates abwarten zu müssen. Gleichzeitig werde die Exekutive entlastet und kann sich auf die wichtigen Geschäfte konzentrieren. Speziell in Würenlos: Der Vorsitz der Geschäftsleitung wechselt alle zwei Jahre. «Das steigert das Verständnis für die anderen Abteilungen. ‹Gärtlidenken› hat so kein Platz. Wir ziehen ganz klar eine positive Bilanz.»