Freienwil
Gemeinderat: «Ich lebe lieber auf dem Ballenberg als in Ehrendingen»

Die Freienwiler Gemeinderatskandidaten teilten an einer Podiumskiskussion Seitenhiebe gegen die Nachbargemeinde Ehrendingen aus, die zuletzt stark wuchs. Eine Fusion mit einem Nachbarn steht nicht zur Diskussion.

PIrmin Kramer
Drucken
«Dorfbild erhalten, Angst vor Gebäude-Tsunami»: Podiumsdiskussion mit Eva Zahno, Rébecca Schneider Häfliger, Daniel Aeschbach, Beat Bachmann, Martin Rupf (Moderator), Robert Müller und Martin Burger (v.l.). PKR

«Dorfbild erhalten, Angst vor Gebäude-Tsunami»: Podiumsdiskussion mit Eva Zahno, Rébecca Schneider Häfliger, Daniel Aeschbach, Beat Bachmann, Martin Rupf (Moderator), Robert Müller und Martin Burger (v.l.). PKR

Pirmin Kramer

Die sechs Gemeinderatskandidaten äusserten sich an einer Podiumsdiskussion zur Frage, wie Freienwil künftig aussehen soll, und sie waren sich einig: Sicher nicht so wie die Nachbargemeinde Ehrendingen. «Wenn man einen Vergleich zieht zwischen uns und Ehrendingen», sagte Ammann Robert Müller, «dann fällt eines auf: Unsere Nachbarngemeinde ist in den letzten Jahren enorm gewachsen.»

Dieses Wachstum bedinge enorme Investitionen – die Infrastruktur und die Schulen beispielsweise müssten ausgebaut werden. «Mit Wachstum sollen dort dann die Investitionen finanziert werden.» Freienwil gehe einen anderen Weg: «Wir wollen uns erst finanziell konsolidieren und erst danach wachsen, und dies in einem moderaten Tempo.» Das intakte Zusammenleben, der unvergleichbare Spirit solle nicht aufs Spiel gesetzt werden.

Auf die Frage des Moderators Martin Rupf (Leiter Ressort Aargau Ost der az), ob Freienwil mit dieser Strategie nicht zu einem Ballenberg-Museum zu werden drohe, antwortete der amtierende Gemeinderat Beat Bachmann: «Ich lebe lieber in einem Ballenberg-Museum als in Ehrendingen.»

In Freienwil gebe es durchaus bauliche Aktivitäten, insbesondere Umbauten, aber der Charakter des Dorfbildes bleibe glücklicherweise erhalten. Massives, schnelles Wachstum hätte einen grossen Nachteil, sagte Bachmann: «Wir müssten mit sprunghaften Kosten rechnen, die wir nur schwer verdauen könnten.»

Dem Dorfbild sei jahrzehntelang Sorge getragen worden, das solle weiterhin so sein, sagte Daniel Aeschbach, neuer Kandidat für den Gemeinderat. «Ich bin sehr froh, dass in Richtung Ehrendingen ein grosser Hügel steht», sagte er lachend. «Wir müssen in einem beschränkten Ausmass und gesund wachsen. Wichtig wird sein, dass wir bei der die Infrastruktur der Schulen nicht hinterherhinken.»

Für eine Fusion mit einer Nachbargemeinde sprach sich niemand aus. «Unsere Gemeinde funktioniert bestens, alle Kommissionen können besetzt werden, ebenso der Gemeinderat», sagte Bachmann. Er hätte Angst, dass nach einem Zusammenschluss etwa mit Baden ein Gebäude-Tsunami über den Hertenstein nach Freienwil schwappen könnte.

Martin Burger, amtierender Gemeinderat, sagte: «Ich wäre sofort bereit, über eine Zusammenarbeit mit einer anderen Verwaltung zu diskutieren, falls dies nötig wäre. Aber ich kämpfe dafür, dass wir nicht zu einer Satellitenstadt werden wie etwa Dättwil oder Rütihof, wo man nicht mehr sieht, wo der Dorfkern einst war.

Sechs Kandidaten bewerben sich für die fünf Gemeinderatssitze. Von den drei neuen Kandidaten wollte ein Zuhörer wissen, welche Werte sie vertreten und wo sie politisch einzuordnen sind. Eva Zahno sagte, sie vertrete Werte wie Tradition und Autonomität, und sie wünsche sich ein freundliches Miteinander.

Rébecca Schneider Häfliger sagte, sie fühle sich keiner Partei zugehörig. Wenn sie sich einschätzen müsste, würde sie sich in der Mitte sehen, vielleicht ein klein wenig links von der Mitte. Sie versuche, ihre eigenen Überzeugungen zu vertreten. «Für mich ist wichtig, das zu vertreten, was ich wirklich denke. Ich will nicht konsequent einer Parteimeinung folgen müssen, sagte Daniel Aeschbach an der Podiumsdiskussion, die der Einwohnerverein Freienwil organisiert hatte.