Mellingen
Gemeinderat spurt im Adressstreit mit Vereinen: Datenschutz wird gelockert

Der Gemeinderat von Mellingen hatte im Februar das Datenschutzreglement überarbeitet. Seither gibt er den Vereinen keine Privatadressen mehr weiter, um neue Mitglieder anzuwerben. Bei den Vereinen und Institutionen regte sich Widerstand – mit Erfolg: Die Exekutive krebst zurück.

Carla Stampfli
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In Mellingen ist wieder Ruhe eingekehrt Der Gemeinderat lockert das im Februar überarbeitete Datenschutzreglement für Institutionen und Vereine auf.

In Mellingen ist wieder Ruhe eingekehrt Der Gemeinderat lockert das im Februar überarbeitete Datenschutzreglement für Institutionen und Vereine auf.

Chris Iseli

Der Entscheid brachte dem Gemeinderat viel Kritik ein: Als er am 1. Februar das Datenschutzreglement überarbeitet hatte. Seither gibt die Exekutive den ortsansässigen Institutionen und Vereinen keine Privatadressen mehr weiter, mit denen sie neue Mitglieder anwerben können. «Von allen anderen Gemeinden rund um Mellingen bekommen wir die Adressen, um junge Neumitglieder mit einem persönlichen Brief anzuwerben», sagte Stefan Höhn, Präsident des Pontonierfahrvereins Mellingen, im Mai gegenüber dem «Badener Tagblatt». Es könne doch nicht im Interesse des Gemeinderats sein, ihre Arbeit auf diese Weise zu beeinträchtigen.

Der Aufruhr war gross, weil viele Vereine kaum die nötigen Mittel haben, um neue Mitglieder mit Flugblättern, Zeitungsinseraten oder anderen Aktionen anzusprechen. Nun krebst der Gemeinderat von seinem Entscheid zurück und lockert die Regelung für die Weitergabe von Personendaten. Mit anderen Worten: Institutionen und Vereine, die ihren Sitz in Mellingen haben, erhalten wieder die gewünschten Adressdaten.

«Der Gemeinderat hat aufgrund verschiedener Rückmeldungen eine Standortbestimmung vorgenommen», schreibt er in einer Mitteilung. Man habe «das Bedürfnis nach Personendaten zur Mitgliederwerbung» erkannt. Gleichzeitig betont er, dass «Privatpersonen das Recht haben, ihre Daten voraussetzungslos und ohne Angabe von Gründen bei der Einwohnerkontrolle sperren zu lassen.»

Keine unnötigen Barrieren mehr

Claudia Bächtiger, Leiterin des Muki-Vaki-Turnens, ist über den Entscheid hocherfreut. «Jährlich sind es zwischen 100 und 130 Adressen, die wir von der Gemeinde erhalten.» Wenn nicht durch die Gemeinde, wie sonst hätte sie Zugang zu all diesen Familien erhalten, fragt sie sich. «Ich hätte wohl den Elternbeitrag erhöhen müssen, um Werbung schalten zu können», sagt Bächtiger. Das wiederum hätte zur Folge gehabt, dass sich einige Eltern das Muki-Vaki-Turnen nicht mehr hätten leisten können. «Das wäre schade gewesen. Letztendlich geht es um die Kinder, die Zukunft der Gemeinde», sagt Bächtiger.

Auch den ehemaligen SVP-Ortspräsidenten Roger Fessler stimmt die Nachricht positiv: «Es ist erfreulich, dass man den Vereinen nun keine unnötigen Barrieren mehr in den Weg legt.» Denn dank den Adressen könnten sie weiterhin wertvolle Arbeit leisten, indem sie Jugendliche und Neuzuzüger anschreiben, diese integrieren und so das Städtchen beleben.