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Nach Geri Müllers Abwahl aus dem Badener Stadtrat gehen die Meinungen zu den Gründen auseinander: Die Gäste im "TalkTäglich" waren sich nicht einig.
"Es kam wie ein Schlag": Mit diesen Worten fasste AZ-Journalist Roman Huber die Abwahl von Geri Müller als Badener Stadtrat vom Sonntag in Worte. Huber, der die Politszene der Kleinstadt seit Jahren verfolgt und von der Abwahl überrascht war, debattierte am Dienstag im "TalkTäglich" auf Tele M1 mit Kommunikationsberater Klaus J. Stöhler und Irène Kälin, Grünen-Fraktionspräsidentin im Grossen Rat, über die Gründe von Müllers Wahlniederlage.
Vor vier Jahren war Geri Müller noch ein Coup gelungen, indem er im 2. Wahlgang mit nur 34 Stimmen Vorsprung gegen Roger Huber (FDP) siegte und Stadtammann wurde. Möglich wurde dies, weil das bürgerliche Lager nicht geschlossen hinter Huber stand und Müller einige Stimmen von CVP-Anhängern erhielt.
Für PR-Berater Klaus J. Stöhler haben sich die Zeiten geändert. "Seine politische Zeit war abgelaufen", konstatierte er. Geri Müller sei letzte Grüne Dinosaurier seiner Generation gewesen. "Mittlerweile sind überall um uns herum andere Grüne ans Ruder gekommen, bürgerlichere Grüne." Als Beispiel nannte er Winfried Kretschmann, seit 2011 Ministerpräsident von Baden-Württemberg, 2016 wiedergewählt mit den Grünen als stärkster Partei im Bundesland.
"Geri Müller hat nur seine Leute hinter sich gehabt", sagte Roman Huber mit Blick auf die Badener Verhältnisse. Der Rückhalt im Team Baden und bei den Grünen habe gebröckelt. "Er hat auch dort Stimmen eingebüsst." Eine geringere Unterstützung von Links hat auch Irène Kälin festgestellt: "Was man gemerkt hat mit der Stimmfreigabe der SP: Die Fronten hinter ihm sind dieses Mal schwächer gewesen." Bei den Grünen allerdings glaubt sie, dass "man hinter ihm gestanden ist". Aber: "Ich will nicht sagen, dass die Unterstützung nicht gegeben war, aber sie war sicher zu wenig laut." Anders sei das noch nach Beginn der Nackt-Selfie-Affäre gewesen, als Geri Müller eine breite Unterstützung erhalten habe.
Die "Schweiz am Sonntag", wie dieses Portal im Besitz der AZ Medien, hatte 2014 die Affäre mit einem Artikel ins Rollen gebracht. Kälin bezeichnete sie nicht explizit als Grund für die Abwahl, sagte aber: "Dass am Schluss so etwas Unbedeutendes wie ein Penis-Selfie den Ausschlag geben kann, das erschreckt mich fest."
Roman Huber dagegen sah das anders: "Am Schluss waren nicht die Selfies massgebend, sondern seine Arbeit." Diese habe nicht genügt. Als Beispiel für Geri Müllers Führungsmanko nannte er den Bombenalarm im Stadthaus vom Mai 2015: Als die Polizeikräfte schon vor diesem standen, waren die eigenen Mitarbeiter noch ahnungslos. Stadtammann Geri Müller hatte offenbar Alarm geschlagen, aber seine Mitarbeiter noch nicht informiert.
Den Grünen gab Stöhlker zum Abschluss einen Tipp für die Zukunft: «Jetzt sind sie gefordert, etwas Neues aufzubauen.» Und Geri Müller? «Als PR-Berater gerade im politischen Bereich kann ich nur sagen: Vergesst ihn so schnell wie möglich.»
Dass dieser Tipp kaum befolgt wird, zeigte sich bei Irène Kälins folgendem Statement zu ihrem Parteikollegen: «Ich wünsche mir, dass man ihn als Politiker in Erinnerung behält, der die Grünen im Aargau mit gross gemacht hat und nicht als Grüsel-Geri.» (pz)
Hier können Sie die ganze Sendung «TalkTäglich» zu Geri Müllers Abwahl nachschauen: