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Letzte Woche begann eine anonyme Bürgerinitiative damit, Mail-Adressen von Personen zu sammeln, die Geri Müllers Rücktritt fordern. Doch nun distanzieren sich selbst Bürgerliche von ihr – trotzdem erhalten sie Antwortmails von der Initiative.
Die Mails der anonymen Gruppe «Bürgerinitiative für Neuwahlen in Baden», die um Unterstützung ihrer Rücktrittsforderung an Stadtammann Geri Müller buhlt, finden selbst bei den Bürgerlichen nicht ausschliesslich Gefallen. Sowohl in einem Leserbrief (az von gestern) als auch in den Social Media äussern nebst linken auch bürgerliche Politiker ihren Unmut gegenüber dem anonymen Vorgehen.
Kontraproduktives Vorgehen
Einige unvorsichtige Geri-Gegner haben das Mail mit der Aufforderung von «neuwahlen@hispeed.ch» gleich an ihre gespeicherten Adressen weitergeleitet und diese für alle einsehbar im «Cc» aufgeführt. So ist letztlich das von einem Badener Anwalt weitergeleitete Mail zu einem Redaktor des «Tages-Anzeigers» gelangt. Die kursierenden Mails sorgen manchenorts eher für Ärger als für Zuspruch.
Der Rücklauf indes blieb angesichts der Anstrengungen bescheiden. Am Freitag wollte die Gruppe (oder die Einzelperson) über das Sammlungsergebnis orientieren. Auf Anfrage der az schrieb sie in ihrer Antwort gestern von 221 erhaltenen Mails bis dato, wovon 90 Prozent von Badener Stimmbürgerinnen und -bürgern stammen würden. «Es ist uns bewusst, dass einige Personen wegen der Anonymität nicht unterzeichnen wollten», hiess es weiter in der schriftlichen Antwort.
Vorgesehen war ursprünglich, dass man die Aktion dann in die Hände der bürgerlichen Parteien legen würde. Davon ist nun nicht mehr die Rede. Dies wird auch von Reto Huber (CVP) seitens der bürgerlichen Parteien bestätigt. Huber, der sich als treibende Kraft der Unterschriftensammlung für ein Inserat bekannte, stellt jedoch auf Anfrage klar, dass er nichts mit dem anonymen Bürgerkomitee zu tun habe.
Bürgerliche doch hereingezogen
Noch mehr Verwirrung oder vielmehr Unruhe dürfte die folgende Nachricht stiften: Wer seit der Nacht auf Samstag an die besagte anonyme Adresse eine Nachricht schickt, landet nun offensichtlich direkt auch bei den bürgerlichen Parteien-Vertretern. Somit landen die persönlichen Daten – ob man das will oder nicht will – bei der CVP, der FDP und der SVP.
Stefanie Heimgartner, bei den Bürgerlichen zurzeit Ansprechperson seitens der SVP, distanziert sich von der anonymen Aktion – «auch wenn ich inhaltlich gleicher Meinung bin» – und weiss nichts von dieser Weiterleitung. Ob das gewählte Vorgehen kurz nach Geri Müllers Wiederantritt im Stadtammannamt von den bürgerlichen Parteien begrüsst wird, stellt sich spätestens nächste Woche an deren Versammlung heraus.
«Die Bürgerinitiative wollte den Leuten eine Möglichkeit bieten, ihre Meinung dennoch zu äussern, was viele auch getan haben.» Die Anonymität habe man gewählt, «um keinen neuen personellen Nebenschauplatz» zu eröffnen.
Der anonyme Absender kritisiert dann aber die bürgerlichen Parteien und wirft ihnen Untätigkeit vor. «Bisher ist auch nach mehr als drei Wochen ausser unserer Aktion nichts geschehen, um den zahlreichen Bürgern, die Neuwahlen wünschen, eine Meinungsplattform zu bieten. Dass ausgenommen von wenigen Exponenten kein Support komme, werfe ein schlechtes Licht auf deren Unterstützung für ihre eigenen Stadträte.
«Geri Müller hat bereits klargemacht, dass ihn die Rücktrittsforderung der Parteien nicht beeindruckt. Eine Reaktion der Parteien ist ausgeblieben.» Ob die anonyme Bürgerinitiative nicht doch aus einer Parteiküche kommt, bleibt offen.