Vorwürfe
Geri Müller nimmt Stellung: «Sie hat mich massiv unter Druck gesetzt»

Nackt-Selfies am Arbeitsplatz und eine Drohung an seine Ex-Geliebte: Geri Müller, Aargauer Nationalrat und Stadtammann von Baden, äussert sich nun zu diesen Vorwürfen. Er spricht von einer «rein privaten Angelegenheit».

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Geri Müller: «Mein Vertrauen wurde bitter enttäuscht und grob missbraucht.»

Geri Müller: «Mein Vertrauen wurde bitter enttäuscht und grob missbraucht.»

Emanuel Freudiger

Geri Müller geht in seiner Stellungnahme, die sein Anwalt heute verschickt hat, weder auf die Nackaufnahmen (sogenannte Nackt-Selfies) aus dem Badener Stadthaus noch auf die Art der Beziehung zu der jungen Bernerin ein, mit der er eine Affäre hatte. Ebenso nicht auf die vorgeworfene Drohung (die az berichtete). Der Aargauer Politiker räumt nur ein, dass er «Kontakt mit der Frau hatte» und schreibt von einer «rein privaten Angelegenheit».

Nachdem die Frau Vorwürfe an ihn gemacht hatte, tut er dasselbe nun: «Die Frau, mit der ich Kontakt hatte, hat mich seither massiv unter Druck gesetzt und damit gedroht, Privates an die Medien und Drittpersonen weiterzugeben und mir damit Schaden zuzufügen.» Leider sei es ihm nicht gelungen, sie von diesem Vorhaben abzubringen und «meine Privatsphäre zu schützen».

«Bitter enttäuscht»

Geri Müller zeigt sich aber auch selbstkritisch und nachdenklich, indem er schreibt: «Ich muss mir heute vorwerfen, darauf vertraut zu haben, dass Privates privat bleiben würde.» Sein Vertrauen sei «bitter enttäuscht und grob missbraucht» worden.

Weiter bestätigt er den von der «Schweiz am Sonntag» berichteten Sachverhalt, dass er nach Selbstmorddrohungen der Frau die Kantonspolizei Bern eingeschaltet habe. Weiter will er sich aber nicht äussern.

Geri Müller hat laut dem Bericht der Zeitung an zwei Tagen im Februar 2014 Nacktaufnahmen von sich im Badener Stadthaus gemacht und diese seiner damaligen Geliebten geschickt - teilweise während der Arbeitszeit. Der Aargauer Politiker führte ab Februar 2014 mehrere Wochen lang mit der jungen Bernerin eine Online-Chat-Beziehung und traf sich auch mit ihr.

Die Frau richtet schwere Vorwürfe an Geri Müller. Als die Affäre zu Ende war, habe er sie unter Druck gesetzt, den Sex-Chat zu löschen und das Handy abzugeben. Nachdem sie sich weigerte, habe er ihr gesagt: «Die Chance ist gross, dass du es bald nicht mehr hast.» Diese Aussage interpretierte die Frau als Drohung.

Grünen treffen sich heute

Weiter will sich Müller nicht äussern. Einige Fragen an ihn als Nationalrat dürften auch die Grünen Aargau haben. Sie treffen sich am Sonntagnachmittag mit dem Team Baden, der Partei Müllers als Stadtammann, zu einer Krisensitzung.

Bei den Grünen lagen die Nerven bereits am Morgen blank. Über ihren Twitter-Account übten sie scharfe Kritik an Müller: «Üble Sache, Geri. Deine Integrität ruhe in Frieden.»

Darauf angesprochen, ob es sich um eine Rücktrittsaufforderung handle, beschwichtigte Grünen-Präsident Jonas Fricker: «Das ist nicht die offizielle Meinung der @gruene_aargau. Sondern eine Einzeläusserung in der Hitze des Gefechts.» Ein Parteimitglied habe den Tweet unabgesprochen abgesetzt. Die Grünen wurden von der Geschichte, von der Geri Müller seit Freitag Kenntnis hatte, völlig überrascht. Auf Twitter finden sich mittlerweile zahlreiche Kommentare zur Affäre unter dem Hashtag #gerigate. (pz/trö)

Die Stellungnahme von Geri Müller:

Bei diesem Kontakt handelte es sich um eine rein private Angelegenheit. Die Frau, mit der ich Kontakt hatte, hat mich seither massiv unter Druck gesetzt und damit gedroht, Privates an die Medien und Drittpersonen weiterzugeben und mir damit Schaden zuzufügen. Ich habe versucht, sie von diesem Vorhaben abzuhalten und meine Privatsphäre zu schützen. Leider erfolglos, wie ich heute mit der Publikation im "Sonntag" feststellen musste.

Ich muss mir heute vorwerfen, darauf vertraut zu haben, dass Privates privat bleiben würde. Mein Vertrauen wurde bitter enttäuscht und grob missbraucht. Nach Suizdidrohungen von ihrer Seite habe ich die Kantonspolizei Bern eingeschaltet.

Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich mich zum Schutz der Privatsphäre aller Beteiligten nicht weiter äussern möchte.

Geri Müller, Baden