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Auch Tage nach dem grossen Schneefall sind die Gemeinde-Mitarbeiter stark gefordert. Das wird in den nächsten Tagen so bleiben – wie mehrere Beispiele zeigen.
Der Friedhof Liebenfels in Baden ist nach dem starken Schneefall bis auf weiteres gesperrt. Werkhof-Leiter Thomas Stirnemann, der auch für den Friedhof zuständig ist, braucht keine Worte, um vor Ort über die Gründe aufzuklären: Er muss nur auf jene Bäume zeigen, deren Äste abgebrochen sind. Einige drohen über Wegen und Grabfeldern herabzustürzen. Andere liegen bereits im Schnee. «Solche Äste sind mindestens 200 Kilogramm schwer. Nicht auszudenken, wenn sie aus grosser Höhe hinunterfallen und jemanden treffen würden», sagt Stirnemann.
Rund zehn markante Bäume hat der Schnee umgelegt. «Erst im Dezember haben wir die letzte Kontrolle vorgenommen; dabei wurde grosszügig ausgeholzt, um die Bäume zu entlasten», sagt Stirnemann. Gräber und Grabsteine sind mit Schnee bedeckt. Im Parkwald, wo die Asche von Verstorbenen auf einer Wiese beigesetzt wird, hat die Schneelast einen mächtigen Baum umgelegt und den Wurzelstock herausgerissen:
Sicher bis Ende Woche werde der Friedhof gesperrt bleiben. Danach sollen einzelne Bereiche sukzessive geöffnet werden. Das Unterhaltsteam des Friedhofs ist teils auf Spezialisten angewiesen, welche die abgebrochenen Äste der bis zu 30 Meter hohen Bäume schneiden. «Wird das nicht fachgerecht erledigt, ist dies das Todesurteil für die Bäume.» Und: Bis auf weiteres sind Bestattungen aus Sicherheitsgründen nur sehr beschränkt möglich, wie Stirnemann anfügt.
Ursula Steiner leitet die Insieme Region Baden-Wettingen, eine Anlaufstelle für Menschen mit Beeinträchtigung. «Wegen Corona sind wir eh schon grösstenteils nur zu Hause. Bei dem wunderschönen Wetter am Wochenende wollten alle raus, den Schnee geniessen. Aber Rollstuhlfahrern war das leider nicht möglich», sagt sie. Mehrere hätten ihr erzählt, dass ein Vorankommen mit dem Rollstuhl schlicht unmöglich gewesen sei: Die Fusswege seien anfangs gar nicht vom Schnee befreit gewesen und damit für Rollstuhlfahrer unbefahrbar.
Steiner: «Als die Wege dann weitgehend freigeräumt waren, bestand weiterhin das Problem, dass Rollstuhlfahrer die Strassen nicht queren konnten: Durch die Räumungsfahrzeuge sind Schneemaden bei den Fussgängerübergängen entstanden. Wo andere einfach einen grossen Schritt machen, müssen Rollstuhlfahrer rübergetragen werden oder kehrtmachen.» Sie würde sich wünschen, dass dieser Umstand bei den Räumungen der Strassen zukünftig berücksichtigt wird.
In Baden ist der Werkhof für die Räumungen der öffentlichen Strassen und Wege zuständig. Thomas Stirnemann räumt ein, dass man am Wochenende mit dem Winterdienst in Anbetracht des «aussergewöhnlichen Schneefalls» nicht nachgekommen war. Der Werkhof macht auf seiner Website mittels «Dringlichkeitsstufen» deutlich, welche Räumungsarbeiten oberste Priorität haben.
So werden als Erstes – im Zentrum beginnend in Richtung der Aussenquartiere – die Hauptverkehrsachsen vom Schnee befreit. Dabei orientiert sich der Werkhof an den Buslinien. Auch Strassen zum Bahnhof, Spital, zur Polizei und Feuerwehr haben höchste Priorität. Gleichermassen wird versucht, Fussgänger- und Velowege freizuschaufeln. Bei lang anhaltenden Schneefällen, wie wir sie zuletzt erlebt haben, wird nur eine Gehwegseite geräumt.
Stirnemann berichtet, dass sein Team am Montag noch damit beschäftigt war, Bushaltestellen, Parkplätze, Velowege und Trottoirs vom Schnee zu befreien. Seit Donnerstag sei der Werkhof quasi im Dauereinsatz. Der Leiter des Werkhofs ärgert sich zudem, dass sich in der Bevölkerung nur wenige Leute verantwortlich fühlen. «Man schreibt lieber ein E-Mail, anstatt selber eine Schaufel in die Hand zu nehmen», sagt er und erinnert daran, dass die Räumung auf Privatgrundstücken den Eigentümern überlassen ist.
Die Feuerwehren hatten ab Samstag deutlich weniger zu tun, mussten aber da und dort noch wegen umgestürzter Bäume ausrücken. Einige Private haben die Feuerwehren wegen geknickter oder gestürzter Bäume auf ihren Liegenschaften kontaktiert. «Wir mussten sie an private Anbieter von solchen Fäll- und Räumungsarbeiten verweisen», sagt der Badener Kommandant Florian Immer.
Die Feuerwehr rückt in der Regel bei umgestürzten Bäumen aus, die auf öffentlichem Boden liegen. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr räumen auch nur Bäume weg, die vollständig am Boden liegen und die nicht mehr unter Spannung stehen. Ansonsten überlassen sie die Säge- und Fällarbeiten den dafür ausgebildeten Fachleuten wie jenen vom Forstamt.
Weniger schlimm als ursprünglich befürchtet präsentiert sich die Lage in den Wäldern. Im Zurzibiet, dessen Waldanteil fast 40 Prozent der Gesamtfläche des Bezirks ausmacht, verzeichnen die Forstämter bisher nur marginale Schäden. Felix Stauber, Leiter des Forstbetriebs Studenland, spricht von stabilen Verhältnissen. Um sich ein genaues Bild machen zu können, müssen er und sein Team zunächst noch sämtliche Strassen freimachen, um die Bestände genau zu kontrollieren.
«Verglichen mit dem Sturm 2018, als die Bäume hektarenweise umgeknickt waren, sind die Auswirkungen aktuell kaum der Rede wert», ist Staatsförster Peter Haas erleichtert. Er rechnet mit Schäden in der Höhe von einigen zehntausend Franken.
Mit Genugtuung hat er zudem beobachtet, dass die Menschen sich an die Regeln grösstenteils gehalten haben und einen Bogen um die Wälder machten. Mehr Fingerspitzengefühl war bei Einsätzen in Wohnquartieren gefragt, wo es durch umgeknickte Bäume zu nachbarschaftlichen Streitereien kam.
Das sind die besten Bilder unserer Fotografen: