Andreas Glarner bestreitet, seine Interview-Zitate über Drogen und Sex an der Kanti Baden nachträglich verschärft zu haben. «Ich habe sie sogar abgeschwächt.» Seinen Kritikern wirft Glarner vor, ihn als SVP-Fraktionschef «abschiessen zu wollen».
Noch selten hat ein Beitrag einer Schülerzeitung derart Schlagzeilen gemacht wie das Interview mit dem Aargauer SVP-Fraktionspräsidenten Andreas Glarner. In der Neuen Aargauer Kantizeitung Troubadour («Nakt») sagte Glarner, er habe gehört, dass die Kanti Baden «angeblich ein Drogenmekka sei». Und es sei ihm auch zugetragen worden, dass es «sogar Schülerinnen gebe, die sich prostituierten».
Die Folgen sind bekannt: Schüler, Eltern und Lehrer reagierten empört, der Kanton sah sich zu einer Stellungnahme gezwungen – und Andreas Glarner selbst äusserte gleichzeitig Bedauern über den Wirbel, lancierte neue Angriffe und schoss immer wieder gegen die Medien, die «das ganze aufbauschen». Dazu gehöre auch die Kantizeitung «Nakt».
Glarner: «Aussagen gegen Schule abgeschwächt»
Der «Sonntag» berichtete dann jedoch, dass Glarner selbst seine Vorwürfe an die Kanti Baden beim Gegenlesen des Interviews verschärft hatte. In der ersten Fassung sprach er von einer «Situation», die man «fast als Prostitution beschreiben könne». Neu wählte er folgende Formulierung: «Angeblich sei es ein Drogenmekka und es gebe sogar Schülerinnen, die sich prostituieren!». Was «fast Prostitution» war, wurde zu «Schülerinnen, die sich prostituieren!», neu mit Ausrufezeichen.
«Sex-Schülerinnen an der Kanti Baden: Alles Lüge?»: Werner de Schepper diskutiert mit Andreas Glarner, Fraktionspräsident der SVP Aargau, und Kurt Schmid, Präsident des Aargauer Gewerbeverbandes, den Wirbel um Glarners Vorwürfe an die Adresse der Kanti Baden.
«Duell aktuell», Dienstag 17. Mai, 18.25 Uhr, Tele M1 (stündliche Wiederholung bis 14 Uhr)
Andreas Glarner bestreitet, seine Aussagen verschärft zu haben. «Im Gegenteil, sie wurden abgeschwächt», erklärte Glarner in der Sendung «Duell aktuell» von Tele M1.
Seine ursprüngliche Aussage, dass die Situation an der Kanti ‹fast als Prostitution› beschrieben werden könne, hätte als Angriff gegen die ganze Schule verstanden werden können. «Ich habe diesen Satz deshalb abgeschwächt und die Aussage reduziert auf ‹Schülerinnen, die sich prostituierten».
Drogenproblem werde totgeschwiegen
Im «Duell aktuell» äusserte Andreas Glarner zudem seinen Unmut darüber, dass in der ganzen Auseinandersetzung nur seine Aussagen zur Prostitution diskutiert würden, das angesprochene Drogenproblem jedoch kein Thema sei. Für Glarner ist klar: «Es geht nur darum, den SVP-Fraktionschef abzuschiessen.» Ein harmloses Interview mit einer Schülerzeitung werde völlig ausgeschlachtet.
«Gegenüber der az hätte ich solche Aussagen nie gemacht.» Auf die Nachfrage von Moderator Werner de Schepper, ob er zwischen Kantischülern und den Lesern einer Tageszeitung unterscheide, antwortete Glarner: «Eine Kantizeitung hat nun mal ein anderes Publikum.»
Glarners Quellen waren Schülerinnen und Eltern
Für den zweiten Gesprächsgast Kurt Schmid ist es nebensächlich, wo Andreas Glarner seine umstrittenen Aussagen gemacht hat. Nun gehe es vor allem um eines: «Irgendwann muss man Namen auf den Tisch legen», sagte der Gemeindeammann von Lengnau (AG) und Ständeratskandidat der CVP.
«Andreas Glarner sagt immer, man müsse die Dinge beim Namen nennen. Das soll er nun tun.» Glarner ist und bleibt in dieser Frage jedoch wortkarg und verriet nur so viel: «Ich habe die Informationen von Schülerinnen und Eltern.»
Eine Entschuldigung, wie sie von verschiedenen Seiten von Andreas Glarner gefordert wird, ist nicht zu erwarten. Er bedauere zwar den Wirbel, der um die Kanti Baden entstanden sei. «Ich kann aber auch nichts dafür, wenn aus so einem Seich ein solch grosser Wirbel veranstaltet wird.» (pi)