Die Glocken der Stadtkirche Baden sind zurzeit verstummt. Der Grund dafür: Der Glockenstuhl, der Boden der Glockenstube und die Läutanlage werden saniert.
Gestern Morgen konnten nun die ersten Teile des Glockenstuhls und die Glockenjoche, die Stahlträger, an denen die Glocken schwingen, vom Turm hinuntergelassen werden. Die Teile sind nun in Aarau bei der Firma H. Rüetschi AG und werden restauriert.
Was früher noch mit Hanfseilen und Muskelkraft gemacht wurde, geht heute einiges einfacher. Ein Lastwagenkran übernahm die schwere Arbeit. Die Joche – jenes der grössten Glocke wiegt rund eine halbe Tonne – wurden von den Glocken abmontiert und einzeln mit Kettenzügen bis zur Kante befördert. Danach übernahm der Kran, der die Teile langsam auf den Boden sinken liess.
Damit dies geschehen konnte, leisteten die Monteure der H. Rüetschi AG viel Vorarbeit. Zuerst mussten die Holzbalken des Dachstockes mit Stahlträgern verstärkt werden, damit sie auch sicher das Gewicht aller sechs Glocken tragen können. Normalerweise lagern die Glocken bei solchen Arbeiten am Boden der Glockenstube. Da dieser aber ebenfalls saniert wird, muss das Geläut hängend gelagert werden.
Die Demontage der Glocken war vor allem bei der Glocke 1, der grössten Glocke des Badener Geläuts, knifflig. Dies geschah wie folgt: Die Fünf-Tonnen-Glocke wurde samt Joch an einen Kettenzug gehängt. Als alles gesichert war, konnten die Monteure die Muttern der Kugellager lösen und diese aufmachen. Dann kam der grosse Moment: Die Monteure hievten die Glocke an, sie schwebte im Raum. Mit einem leichten Schubs drehte sich die Glocke. «Wir müssen sie leicht drehen, damit wir sie hinunterlassen können», sagte Bauleiter Tom Zingrich. Langsam liessen die Monteure die Glocke Richtung Boden sinken. Die schwerste Glocke der Stadtkirche hatte nun das erste Mal seit 1926 für kurze Zeit wieder festen Boden unter den Füssen. Danach wurden bei allen Glocken die Joche abmontiert. Anschliessend wurden sie an ihren Kronen wieder an die Decke gehängt.
Doch auf die Monteure warten noch weitere Herausforderungen. Als nächster Schritt wird der restliche Glockenstuhl abmontiert und in Aarau restauriert. Bauleiter Tom Zingrich sagt dazu: «Das wird ein grosses Stück Arbeit. Wir müssen rund 1500 Schrauben lösen, die vor über 90 Jahren angezogen und seither einige Male überstrichen wurden.» (MLM)