Gasturbinen-Entwicklung
Good News nach dem GE-Schock: Grosskonzern aus Südkorea siedelt sich in Baden an

Der Grosskonzern Doosan gründet eine Niederlassung für die Entwicklung grosser Gasturbinen. Die Rede ist von 20 bis 30 Stellen, die in Baden geschaffen werden sollen.

Andreas Fahrländer
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Das Logo und der Firmensitz von Doosan an der Bruggerstrasse in Baden. AF./Montage AZ

Das Logo und der Firmensitz von Doosan an der Bruggerstrasse in Baden. AF./Montage AZ

Nach der Hiobsbotschaft, dass General Electric (GE) in Baden erneut Stellen abbauen könnte, folgt eine kleine, aber erfreuliche Nachricht für die Stadt: Der südkoreanische Grosskonzern Doosan hat einen europäischen Firmensitz in Baden gegründet. Noch ist es erst ein Büro in der ehemaligen BBC-Schreinerei an der Bruggerstrasse 69. Im Handelsregister steht der Zweck der Niederlassung: «R&D Zentrum zur Entwicklung der grossen Gasturbine». Die Abkürzung «R&D» steht für «Research and Development» – Forschung und Entwicklung.

«Es ist schön, dass es in diesen Zeiten auch Good News gibt», sagt Stadtammann Geri Müller dazu. Es habe Gespräche gegeben mit der südkoreanischen Firma, die einen geeigneten Standort in Europa suchte. Doosan hätte sich anschliessend ganz bewusst für den Technologiestandort Baden entschieden. Die Niederlassung zeige, dass die Stadt ein gutes Pflaster sei für grosse Unternehmen.

Von der Stadt willkommen geheissen

Thomas Lütolf, Leiter des Standortmarketings der Stadt Baden, sagt: «Wie in solchen Fällen üblich, wurden wir von der kantonalen Standortförderung Aargau Services kontaktiert.» Die Stadt stehe seither in regelmässigem Kontakt mit Doosan. Es habe einen kleinen offiziellen Empfang im Stadthaus gegeben mit den Geschäftsleitern von Doosan Schweiz, einem Mitglied der Konzernleitung aus Südkorea und dem Stadtrat. Das Unternehmen plane eine Forschungsabteilung, man gehe von etwa 20 bis 30 Mitarbeitern in den kommenden Jahren aus, sagt Lütolf.

Die Niederlassung an der Bruggerstrasse und die Nähe zu ABB, GE und Ansaldo sei kein Zufall: «Der Branchenschwerpunkt Energie ist auch in dieser schwierigen Zeit attraktiv. Und nicht zuletzt war für Doosan die Nähe zu Forschungszentren wie etwa dem PSI, der ETH oder dem Hightech Zentrum Aargau ein wichtiger Faktor.» Für die Stadt sei einerseits die Schaffung von Arbeitsplätzen sehr erfreulich, aber auch die Tatsache, dass der Standort Baden global wettbewerbsfähig sei, sagt Lütolf weiter.

Konkurrenz für Ansaldo?

Inwiefern Doosan zur Konkurrenz für die Ansaldo Energia Schweiz wird, ist noch offen. Bei der Übernahme der Energiesparte der Alstom durch GE intervenierte 2015 die Europäische Wettbewerbskommission wegen Vorbehalten gegen ein drohendes Monopol im Gasturbinengeschäft in Europa. Deshalb kam bei den Turbinen der italienische Energiekonzern Ansaldo als zusätzlicher Anbieter zum Zug. Dieser gründete eine Niederlassung an der Römerstrasse und übernahm von Alstom 350 Mitarbeiter in Baden. Ansaldo gehört wiederum zu 40 Prozent dem chinesischen Elektrokonzern Shanghai Electric.

Von Kosmetik zu Brennstoffzellen

Der Hauptsitz von Doosan liegt im südkoreanischen Changwon, an der Südküste der koreanischen Halbinsel. Gegründet wurde das Unternehmen 1896 als erstes Warenhaus Koreas in Seoul. Später entwickelte das Unternehmen Kosmetikpuder, Haushaltswaren und beteiligte sich an Bierbrauereien. Heute beschäftigt Doosan rund 40'000 Mitarbeiter in 38 Ländern und hat einen Jahresumsatz von rund 14 Milliarden Franken.

90 Prozent der weltweiten Einnahmen stammen aus dem Technologiegeschäft. Baumaschinen, Dieselmotoren, Brennstoffzellen und Turbinen sind nur eine Auswahl aus dem Portfolio. 2009 übernahmen die Südkoreaner den Turbinenhersteller Škoda Power im tschechischen Pilsen. Jetzt soll in Baden die Nähe zu ABB, GE und Ansaldo genutzt werden, um das Gasturbinengeschäft weiterzuentwickeln.

Doosan ist übrigens ein koreanisches Kunstwort: Doo heisst Getreidekorn, San heisst Berg. Der Unternehmensname bedeutet etwa: «Kleine Körner, die zusammen einen mächtigen Berg bilden». Doosan ist bereits das zweite asiatische Traditionsunternehmen, das sich in Baden niederlässt: Der japanische Spielehersteller Nintendo (gegründet 1889) hat seinen Schweizer Sitz in der Täfern in Dättwil.