Viele Schweizer Städte verzichten auf öffentliches Gratis-Internet – in Baden wurde das Angebot gar ausgebaut. Die Bandbreite wurde gar verfünffacht. Wegen der Strahlung müssen sich die Anwohner aber keine Sorgen machen.
Schweizer Städte gelten als WLAN-Wüste. Neustes Beispiel diese Woche: Die Berner Stadtregierung hat entschieden, auf den Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur zu verzichten, die den Gratis-Zugriff aufs Internet möglich machen sollte. Grund: zu teuer. Auch in Basel und Zürich gibt es kein Gratis-Internet – Gegner führen dort insbesondere das Strahlenargument ins Feld, sie sorgen sich um die Gesundheit der Stadtbewohner.
Baden hingegen gilt zusammen mit Luzern als WLAN-Pionier. Seit sechs Jahren bieten die Regionalwerke in der Innenstadt gratis Internet an. Die Nachfrage ist so stark angewachsen, dass das Netz vor wenigen Wochen ausgebaut und die Bandbreite verfünffacht worden ist.
«Jedes Jahr melden sich 20 000 neue Benutzer an. Pro Tag werden über 500 Verbindungen zu unserem kostenlosen Netz aufgebaut, das sind mehr als 15 000 pro Monat. Wir sind sehr zufrieden mit den Nutzerzahlen», sagt Adrian Fuchs, Abteilungsleiter Elektrizitätsversorgung bei den Regionalwerken. Der neuste Ausbau ermöglicht auch weiterhin schnelles Gratis-Surfen – 4,5 Megabyte pro Sekunde lassen sich in Baden gratis herunterladen, das entspricht ungefähr einem E-Mail mit Durchschnittsfoto im Anhang.
Warum loggen sich die Menschen überhaupt ins WLAN ein, wenn doch fast jeder ein Handy besitzt, mit dem er über 3G im Internet surfen kann? «Vermutlich kann man mit unserem WLAN an gewissen Orten schneller surfen als mit dem Handy, je nachdem, wie stark das Netz gerade ausgelastet ist.» Andere loggten sich vielleicht ein, um für ihr Handy-Abonnement Daten zu sparen.
Auf Badens Stadtgebiet gibt es 30 sogenannte Access-Punkte, die mit dem Glasfasernetz der Regionalwerke verbunden sind. Von diesen Punkten aus wird das WLAN-Signal gesendet. «Am meisten wird im Bereich Bahnhof, Badstrasse, Schlossbergplatz und in der Weiten Gasse gesurft und dies öfters an Werktagen als an Wochenenden», erklärt Adrian Fuchs.
Mehr Details kann er nicht bekannt geben: «Es muss sich zwar jeder Nutzer unseres WLANs registrieren, damit allfällige illegale Aktivitäten nachvollziehbar wären. Für die Daten interessieren wir uns aber nicht und werten sie auch nicht aus. Darum können wir keine Auskunft darüber geben, welche Bevölkerungsgruppen unser Netz wie stark nutzen.» Bezüglich der Strahlung müssten sich die Anwohner keine Sorgen machen. Denn die Sendeleistung einer WLAN-Antenne sei im Vergleich zu einer Mobilfunkantenne klein.
Pro Jahr investieren die Regionalwerke mehrere 10 000 Franken in das Gratis-WLAN. Die Regionalwerke lancierten es ursprünglich unter anderem als Marketinginstrument; nun aber nähere man sich immer mehr der Grenze, in der sich das Projekt auch finanziell ausbezahle. «Badener Firmen, die ihren Kunden oder Mitarbeitenden kostenlosen WLAN-Zugang anbieten möchten, benötigen eine Betriebsplattform, um die gesetzlichen Anforderungen der Nachvollziehbarkeit einhalten zu können», erklärt Adrian Fuchs. «Wir bieten unsere Plattform auch Dritten an, zum Beispiel laufen die WLAN-Angebote der Stadtverwaltung, der Stadtbibliothek, des Kantonsspitals und Casinos über unser WLAN-Netz.»