Gregor Briner hat nach 14 Jahren den Betrieb an der Wettinger Landstrasse geschlossen. Die Gelateria hingegen bleibt.
Gregi’s Spatz in Wettingen als Institution zu bezeichnen, ist sicher nicht übertrieben: Seit 14 Jahren betrieb Gregor Briner das Café an der Landstrasse und dies offensichtlich mit Erfolg. Kaum ein Tag, an dem das Café nicht gut besucht war und wenigstens für etwas Leben rund um den Zentrumsplatz sorgte. Umso erstaunlicher, dass die Türen nun geschlossen sind. Was sind die Gründe?
Anfang 2005 übernahm Briner das Café Spatz an der Wettinger Landstrasse. Zuvor hatte der gelernte Koch – er absolvierte seine Lehre im «Bären» in Mägenwil – mit zwei Kollegen während eines Jahres das Restaurant Bodega am Badener Cordulaplatz geführt. «Ich habe damals den Wunsch verspürt, mein eigenes Restaurant zu führen», erinnert sich der heute 43-Jährige.
Per Zufall sei er damals auf das traditionsreiche Café Spatz in Wettingen gestossen. «Die ersten Jahren sind sehr gut gelaufen. Vor der Einweihung des Zentrumsplatzes hatte es in unmittelbarer Nähe ja noch 70 Parkplätze mit Kekes Kebabstand sowie das Kino Rio und einen Coop und einen Kebab-Stand. Kurz: Wir hatten immer sehr viel Laufkundschaft.»
Doch in den Folgjahren sei es immer schwieriger geworden, Kunden ins Zentrum zu locken. Grund: Mit der Einweihung des erweiterten Tägiparks Ende 2012 verfügte das alte Wettinger Zentrum plötzlich nur noch über die Hälfte der Laufkundschaft.
Doch Gregor Briner gab das Café nicht auf, weil es nicht mehr rentiert hätte. «Die Belastung wurde für mich und meine Familie einfach zu gross. Ferien und freie Tage waren zu rar und standen in keinem Verhältnis zum Ertrag. Wir hatten fast immer sieben Tage geöffnet und 18-Stunden-Tage waren keine Seltenheit.» Irgendwann vor drei Jahren sei die Erkenntnis gereift, «dass es das einfach nicht mehr wert ist».
Doch der Ablösungsprozess dauerte fast drei Jahre. Ende September war «Gregi’s Spatz» zum letzten Mal offen. «Die Wehmut war eigentlich gar nicht so gross. Denn es war quasi ein Schliessen in Raten», so Briner.
Grund: Ab dem Moment, als klar war, das Briner aufhört, hätten seine rund 12 Mitarbeitenden sich einen neuen Job gesucht – und auch gefunden. «In der Folge hatten wir seit Frühling immer weniger Personal und entsprechend auch unsere Öffnungszeiten reduziert», sagt Briner.
Die gute Nachricht für alle Stammgäste von Gregor Briner: Er bleibt Wettingen, ja gar dem Zentrumsplatz erhalten. «Wir haben uns entschieden, die Gelateria Gwundertüte, die wir seit 2011 betreiben vom Spatz abzulösen und als eigenständigen Betrieb weiterzuführen.» Auch die Gelateria werde an sieben Tagen die Woche geöffnet haben, jedoch mit weniger Aufwand als das Café Spatz. »
Zudem habe man nur noch drei Teilzeit-Mitarbeitende. «Und durch die zurückversetzte, etwas schlechtere Lage der Gelateria fällt auch die Mietzinsbelastung tiefer aus als an der Top-Lage des Café Spatz. «Kurz, ich erhoffe mir mehr Lebensqualität und Zeit für mich und meine Familie», betont Briner.
Ausruhen werde er sich aber auch mit der Gelateria nicht. «Schon jetzt bieten wir nebst selbst hergestellten Glaces auch Crêpes, Wähen, Suppen und Salate an. Für kommendes Jahr will ich das Angebot erweitern», blickt Briner optimistisch voraus.
In der Gelateria solle man weiterhin eine familiäre Atmosphäre antreffen und jeder solle sich willkommen fühlen. Natürlich hoffe Briner, dass möglichst viele Stammkunden sowie auch Neukunden sich in der Gelateria wohlfühlen. «Aber ich will nicht mehr der ‹Spatz› sein», betont Briner.
Stellt sich natürlich die Frage, was mit dem beliebten Café passiert. Thomas Müller von der Immobilienverwaltung sagt: «Das Café Spatz ist seit 62 Jahren ein fester Bestandteil der Landstrasse und von Wettingen. Mit anderen Worten: Es ist aus Wettingen nicht mehr wegzudenken.»
Es freue ihn als Vermieter und insbesondere auch als Wettinger ausserordentlich, dass man einen neuen Mieter für das Café gefunden habe und somit der Name «Spatz» erhalten bleibe. «Als wir erfuhren, dass sich Gregor Briner neu orientieren wollte, haben wir uns im Frühling 2018 – zusammen mit Gregor Briner – nach einer guten Lösung umgeschaut», sagt Müller.
Um wen es sich bei den neuen Pächtern handelt, möchte er noch nicht verraten. «Was ich aber sagen kann: Nach einer intensiven Umbauphase wird das neue Café am 6. November eröffnen.»