Wer echte italienische Volkskomödie erleben will, muss weit in den Süden reisen – oder an die Niklausstiege. Denn dort spielen Stella Luna Palino und Xavier Mestres Emilió zu zweit sieben Rollen. Dabei geht es um Liebe, Macht, Rivalität und Hunger.
Die Bühne inmitten des Aufstiegs zur Burgruine Stein ist winzig klein, und das Publikum sitzt sozusagen mitten drin im Theatergeschehen. Der rote Samtvorhang hat schon reichlich Patina.
Nagel für Nagel haben Stella Luna Palino und Xavier Mestres Emilió das Bretter- und Balkenkonstrukt zusammengezimmert, auf dem sich ihre turbulente und slapstickreiche Komödie «Paella Komplott» abspielt.
Die sieben Rollen im Maskentheater übernehmen die zwei Künstler gleich selber. Da sind Babette und Marie Antoinette. Erstere mit Metzger Roland und Letztere mit Polizist Jean-Paul verheiratet.
Beide Frauen schwärmen für den Spanier Emilio. Der hat nicht nur einen stark animierten Stuhlgang, der im Theaterstück minutenlang (und damit zu lange) akustisch zelebriert wird, er ist auch ein Poet.
Weil der Mann Geburtstag hat, wollen ihn beide Damen mit einer besonderen Überraschung bezirzen. Und was liegt näher (zumindest wenn man sich der Klischees bedient) als dem Spanier eine Paella zu servieren.
Weil alle dieselbe Idee haben und der eifersüchtige Jean-Paul auch noch zwei Geheimagenten auf seine Frau ansetzt, entwickelt sich ein wildes Durcheinander. Grob, archaisch und laut geht es dabei zu und her.
Es wird geflucht, gefleht, gepoltert und gestöhnt. Dialoge in einem Mischmasch aus Spanisch, Französisch, Italienisch und Schweizerdeutsch entwickeln sich bei der Posse um Liebe, Macht, Rivalität und Hunger.
Aber Sprachkenntnisse braucht man nicht. Jeder versteht, was gemeint ist, wenn die Akteure sich wilde Verfolgungsjagden liefern oder Metzger Roland mit blutverschmierter Schürze die Bühne stürmt.
Während des ganzen Tohuwabohus entsteht in der grossen Pfanne nach und nach tatsächlich eine Paella, deren verlockender Duft dem Publikum durch die Nase zieht.
Im «Paella Komplott» können sowohl Mestres als auch Stella ihre ganze Bandbreite zeigen. Schauspielerisch mal mehr, mal weniger überzeugend, immer aber mit vollem, bisweilen akrobatischem Körpereinsatz.
Am Schluss sitzen Zuschauer und Künstler zusammen und verkosten das im Spiel entstandene, überraschend schmackhafte Gericht. Die Nachbarn, deren Terrasse mitten in die Kulisse hereinragt, sind positiv überrascht.
«Es war viel lustiger, als wir erwartet hatten.» Lukas Huber aus Neuenhof hat bei einer Theateraufführung noch nie erlebt «dass die Bühne zum Greifen nah ist und man am Schluss noch bekocht wird.» Stella zeigt sich am Abend heiter und ernst zugleich.
Diese Woche soll der Flügel in der Unvermeidbar von den Pfändungsbeamten abgeholt werden. Ihre Zukunft ist nach wie vor ungewiss. Die langjährigen Nachbarn von Stella zum Schluss: «Wir leben damit, dass sie scheitert, alles verliert. Dann rappelt sie sich wieder auf und macht weiter.»
Das «Paella Komplott» auf der Niklausstiege (Aufgang zur Burgruine Stein) findet noch bis zum 30. Juni (bei grossem Erfolg oder Wetterverschiebung bis 7. Juli) statt. Aufführungen Mi bis So, jeweils 20.45 Uhr. Reservationen bei Info Baden, Tel. 056 200 84 84 oder an der Abendkasse.