Baden
Grüne wollen Autobahn überdachen – nicht nur wegen «massiver Emissionen»

Mit der Überdeckung wollen die Badener Grünen den Stadtteil Dättwil besser vor Verkehrslärm schützen – ein Bauwerk in Neuenhof dient als Vorbild.

Pirmin Kramer
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Ein Autobahn-Dach im Anschluss an den Baregg-Tunnel: So wollen die Grünen das Lärmproblem in Dättwil lösen. Mario Heller

Ein Autobahn-Dach im Anschluss an den Baregg-Tunnel: So wollen die Grünen das Lärmproblem in Dättwil lösen. Mario Heller

Mario Heller

Es kommt nicht oft vor, dass die Grünen dafür plädieren, öffentliche Gelder in Autobahnprojekte zu investieren. Mitglieder der Badener Grünen schlagen in einem politischen Vorstoss vor, einen Teil der A1 in Dättwil überdachen zu lassen, beispielsweise unmittelbar nach dem Baregg-Tunnel.

«Dadurch könnte die Lärm- und Feinstaubbelastung für die Bewohner des Stadtteils Dättwil deutlich verringert werden», sagt Einwohnerrat Stefan Häusermann. «Die A1 ist die meistbefahrene Autobahn der Schweiz, sie bringt dem Badener Quartier Dättwil massive Emissionen.»

Die Belastungen hätten seit dem Autobahnausbau 2003 zugenommen, und das Problem drohe sich wegen des kantonalen Verkehrsprojekts «Oase» weiter zu verschärfen. «Sollten die Ideen wie der Bau eines Martinsbergtunnels umgesetzt werden, würde die Autobahn erneut mehr Verkehr schlucken müssen, die Belastung für Dättwil würde weiter steigen», erklärt Häusermann.

Dättwil als Oase-Verlierer

Die Idee einer Überdachung der Autobahn erwähnen die Grünen in einem Vorstoss an den Stadtrat. Dieser soll sich dazu äussern, ob er sich bereits Gedanken machte, wie die Lärm-Situation für Dättwil verbessert werden könnte. Zwar ist für Bauten bei Autobahnen nicht die Stadt zuständig, doch Beatrice Schilling, Präsidentin der Grünen, sagt: «Die lokalen Behörden müssen Druck ausüben. Wenn sich der Stadtrat nicht für Dättwil einsetzt, dann wird es niemand sonst tun», so Schilling. «Der Kanton betont immer wieder, Baden würde von der ‹Oase› profitieren, weil das Zentrum umfahren wird. In Tat und Wahrheit würden aber viele Badenerinnen und Badener, vor allem Dättwiler, zu den Verlierern zählen, weil sie zusätzlichem Verkehr ausgesetzt wären.»

Als Vorbild diene die Überdeckung Neuenhof auf der anderen Seite des Bareggs, die 2003 errichtet wurde. «Die Lärmbelastung für die Anwohner der Autobahn hat seither deutlich abgenommen», sagt Schilling. Schutz vor Emissionen seien aber nicht der einzige Grund, weshalb Überdeckungen Sinn machten. Sie dienten auch der Landschafts- und Siedlungsreparatur. Neuenhof, durch den Bau der Autobahn Anfang der 1970er-Jahre quasi zweigeteilt, sei durch die Überdeckung wieder vereint worden. In Neuenhof konnte durch die Einhausung neues Land gewonnen werden, unter anderem steht ein Fussballplatz auf dem Autobahndach. «Auch in Dättwil könnte durch eine Überdachung wertvolles Land für verschiedene Nutzungen gewonnen werden», sind die Grünen überzeugt.

Und wie soll ein solches Vorhaben finanziert werden? Bea Schilling: «Der Kanton will beim Strassenausbau mit der ganz grossen Kelle anrühren, will Dutzende Millionen Franken für das Projekt Oase ausgeben. Aus finanzieller Sicht wäre eine Überdachung angesichts der restlichen hohen Ausgaben wohl verkraftbar.» Und ihr Parteikollege Stefan Häusermann sagt: «Die Frage zur Finanzierung darf zum jetzigen Zeitpunkt nicht im Vordergrund stehen. Es braucht in erster Linie eine Debatte zur Frage, wie Autobahnanwohner vor Emissionen geschützt werden können.»