Eine Motion fordert die Senkung des Treibhausgas-Ausstosses auf «netto null» – aber wie soll dieses Ziel erreicht werden?
Die Stadt Baden will ihren Treibhausgas-Ausstoss bis 2026 im Vergleich zum Jahr 2013 um 30 Prozent senken: So lautet momentan das klimapolitische Ziel. Man sei auf gutem Kurs, teilte die Stadt vor einigen Wochen mit. Die Emissionen seien in den letzten fünf Jahren um 14 Prozent gesunken beziehungsweise von 6,9 Tonnen auf 5,9 Tonnen pro Einwohner und Jahr zurückgegangen. Dies hauptsächlich dank Verbesserungen in den Bereichen Wärmeversorgung, Verkehr und Stromversorgung.
Steven van Petegem (Grüne), seit Mai Mitglied im Einwohnerrat, gehen die städtischen Klimaziele aber zu wenig weit. Er fordert in einer Motion, die CO2-Emissionen in Baden müssten bis ins Jahr 2050 auf netto null gesenkt werden. Auch der Bundesrat setzte sich «netto null» bis 2050 kürzlich zum Ziel. Van Petegem sagt: «Gemäss den neuen Zahlen ist der CO2-Ausstoss in Baden zwar gesunken.» Einer der Gründe dieser Abnahme sei aber, dass die Stromherkunft anders deklariert worden sei: «Da wird vor allem mit Zahlen gespielt, es handelt sich auf jeden Fall nicht um eine nachhaltige Lösung.»
Der Grünen-Einwohnerrat fordert den Stadtrat auf, zu zeigen, mit welchen Massnahmen das Netto-null-Ziel und damit die Anforderungen des von der Schweiz unterzeichneten Pariser Klimaabkommens erreicht werden können. Auf Anfrage macht er selber einige Vorschläge: «Die Stadt muss vor allem mehr Geld investieren. 280 000 Franken pro Jahr, wie im heutigen Energiekonzept vorgesehen, sind viel zu wenig, um Grosses zu bewirken.» Der Velo- und Fussverkehr müsse stärker gefördert werden, ebenso wie der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen sowie der Umstieg von Öl- auf Gasheizungen. Auch die CO2-neutrale Investition von Pensionskassengeldern wäre eine Möglichkeit, dem Netto-null-Ziel näher zu kommen. Als Energiestadt mit Gold-Label habe Baden eine besondere Verantwortung. «Leider sind Klimaschutzmassnahmen in der Stadt Baden derzeit kaum ein Thema. Unternehmen und die Bevölkerung werden zu wenig sensibilisiert.»
Netto null bis 2050 – ein realistisches Ziel? Christian Vogler, Energie-Koordinator bei der Stadt Baden: «Der Weg wäre noch weit, aber es bliebe auch noch viel Zeit. Aber unsere heutigen Entscheidungen beeinflussen die Emissionen der Zukunft. Deshalb müssen wir jetzt handeln», fordert auch er. Die Netto-null-Forderung sei im Prinzip nur konsequent, angesichts der Ziele des Bundesrates. Und aus Sicht der Stadt würde die Umsetzung der Motion eine Fortsetzung der aktuellen Klimapolitik bedeuten: «Wir bemühen uns jetzt schon, den Treibhausgasausstoss zu senken, müssen aber vor allem die bisherigen Massnahmen mit höherer zeitlicher Priorität verfolgen und weitere Massnahmen ergreifen.» Worauf müsste die Bevölkerung verzichten, damit das Ziel eingehalten werden könnte? Vogler: «Im Individualverkehr sowie bei der Wärmeproduktion, spricht den Heizungen, müssten wir ohne fossile Brennstoffe auskommen. Der dritte wichtige Aspekt ist die emissionsfreie Stromproduktion. Ein gewisser Verzicht wird insbesondere beim Flugverkehr notwendig sein.»
Wann der Einwohnerrat über den Vorstoss abstimmen wird, ist noch unklar. Zuletzt hatte er sich aber klimafreundlich gezeigt: Drei Ideen für eine nachhaltigere Energiepolitik werden weiterverfolgt. Erstens die Nachtabschaltung der Beleuchtung öffentlicher Gebäude von 22 bis 6 Uhr, zweitens eine höhere Vergütung für Solarstrom, der von Photovoltaik-Anlagen produziert wird, sowie drittens eine Erhöhung des Biogasanteils für alle Heizgaskunden der Regionalwerke.