Das 30-jährige Bestehen der Grünen Baden wird mit einer Zeitreise durch die Vergangenheit gefeiert. Journalist Urs Tremp führt rund 50 Interessierte an Hotspots, die für die Geschichte und Entwicklung der Partei eine besondere Rolle spielten.
Politisch aktive Zeitzeugen der ersten Stunde berichten an jedem Standort, wie sie um eine sozial und ökologisch verträgliche Wirtschaft, Umwelt und Kultur, gegen die Atomlobby und das Establishment kämpften. In der damaligen Aargauer Energiehauptstadt Baden standen sie im Gründungsjahr 1985 auf weiter Flur alleine da.
«Uns kam viel Feindseligkeit entgegen», erinnert sich Kurt Emmenegger, der als Gewerkschaftsaktivist auf dem BBC-Areal einst Flugblätter verteilte. Er gehört zu den Mitbegründern der Grünen in Baden, die 1985 als «Alternative Liste für Umweltschutz und Arbeitsplätze» verschiedene Gruppierungen vertrat.
Die Fusion der BBC mit Asea (1988) und der damit verbundene Verlust von Tausenden von Arbeitsplätzen, zeigten die Grenzen des Wachstums auf. Der grösste Widerstand in der Bevölkerung regte sich jedoch gegen das von der ortsansässigen Motor Columbus geplante Atomkraftwerk Kaiseraugst. Kaum vorstellbar, dass an der idyllischen Parkstrasse – der nächsten Etappe des Spaziergangs – einst Farbbeutel auf die Geschäftssitze von Motor-Columbus und Nordostschweizerischen Kraftwerke (NOK) flogen.
Leo Scherer, einer der Anti-Atom-Aktivisten der ersten Stunde, erzählt: «Baden war Ausgangspunkt für viele Demos gegen Atomenergie.» Wegen des erbitterten Widerstands wurde das Projekt Kaiseraugst 1988 fallen gelassen.
Weiter promeniert die Schar dann durch die Bäderstrasse zum einstigen Sitz der feministischen Frauenorganisation Ofra. Sie war in den Achtzigerjahren Sprachrohr für verschiedene Frauenverbände. «Wir protestierten gegen die Machogesellschaft und setzten uns für gleiche Rechte von Mann und Frau ein», erläuterte das ehemalige Vereins-mitglied Evelyne Egli am Standort.
Die Ofra schrieb vor allem mit der Lancierung der Mutterschutzinitiative Geschichte.
Die letzte Etappe führt zum Schulhausplatz, der Blick fällt auf das Falkengebäude. Dort wo heute ein ultramoderner Glaspalast steht, war früher die Brauerei Falken domiziliert. Als das markante Gebäude leer stand, entwickelte sich darin ein autonomes Kultur- und Jugendzentrum. Die Grünen Daniele De Min und Heinz Peterhans erinnern sich noch bestens, wie «jeden Samstag die Generatoren angeworfen wurden und die tollsten Feste entstanden.» Viele etablierte Künstler, insbesondere Musiker, bezeichnen den ehemaligen Schmelztiegel der freien Kulturszene heute als Nährboden für ihr Schaffen.
Das Fazit gibt es am Schluss von Peter Marti, grüner Einwohnerrat der ersten Stunde und langjähriges Mitglied. Erfolge aus Sicht der Grünen: Einführung von Tempo 30 in Baden. Sperrung der schiefen Brücke, Einführung einiger Velowege, Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Misserfolge: Die Obersiggenthaler Brücke konnte genauso wenig verhindert werden wie die dritte Baregg-Röhre. Ein «trauriges Thema» ist gemäss Marti auch das Verkehrsprojekt Schulhausplatz Baden: «Es ist überdimensioniert. Man hätte eine stadtverträglichere Lösung finden müssen. «Mit einer grünen Verkehrspolitik hat man es immer noch schwer, sich Gehör zu verschaffen.»
Die Grünen schwimmen auch heute mit ihren ökologischen, sozialen und kulturellen Anliegen gegen den Strom. Das wird sie aber auch weiterhin nicht daran hindern, für ihre Ziele zu kämpfen. So wie es schon vor 30 Jahren war. Der Jubiläumstag fand in der Stanzerei – bei Musik von Hendrix Ackle – einen harmonischen Ausklang.