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Die Parteifreunde von Geri Müller, dem Badener Stadtammann und Grünen-Nationalrat, haben sich schon am Sonntagnachmittag zu einer Krisensitzung getroffen. Sie lassen ihn nun nicht fallen. Anders sieht es wohl aus, wenn sich die Vorwürfe bewahrheiten.
Für Jonas Fricker, Präsident der Grünen-Kantonalpartei, war schon vor der Sitzung klar: "Wenn dies alles stimmt, dann hat Geri Müller ein Problem." Sollte sich die Geschichte um die angeblichen Nacktbilder des bekannten Grünen-Politikers bestätigen, müsste Müller laut Fricker "die Konsequenzen ziehen". Doch zuerst müsse er mal mit ihm reden.
Um 13 Uhr trafen sich Verantwortliche des Teams Baden, für die Müller auf lokaler Ebene politisiert, sowie von den Badener Grünen. Danach verschickten sie eine kurze und vorsichtige Mitteilung. Erwartungsgemäss lassen sie ihren Stadtammann nicht einfach so fallen. Zu mehr als folgender Kritik liessen sie sich aber nicht hinreissen: «Wir distanzieren uns von einem Verhalten, welches dem Ansehen und der Integrität einer Stadt oder einer Behörde schaden könnte.»
Nur wenn privates Handeln wie hier eine öffentliche Dimension habe, sei damit eine besondere Verantwortung verbunden. Müllers Verhalten allerdings jetzt schon zu werten, «wäre vorschnell und nicht seriös». Zuerst müsse der Faktengehalt der Vorwürfe geprüft werden.
«Grundsätzlich ist Privates privat. Mit der Ausübung eines öffentlichen Amtes, insbesondre desjenigen des Stadtammanns, ist jedoch eine weitergehende Verantwortung verbunden. Eine Institution wie der Stadtrat oder die Stadt als solche wird von ihren Exponenten repräsentiert. Hier hat privates Handeln eine öffentliche Dimension. Wir distanzieren uns darum von einem Verhalten, welches dem Ansehen und der Integrität einer Stadt oder einer Behörde schaden könnte.
Die bis anhin gegen Geri Müller in den Medien ausgeführten Äusserungen präsentieren sich im Moment als Vorwürfe von privater Seite, deren Faktengehalt zu prüfen sein wird.
Das Verhalten von Geri Müller unsererseits heute zu werten, wäre vorschnell und nicht seriös. Wir schätzen seine polititsche Arbeit für die Stadt Baden.»
Bereits am Sonntagmorgen reagierte die Kantonalpartei von Müller auf die Affäre. Von ihrem offiziellen Account wurde der Tweet abgesetzt "Üble Sache, Geri. Deine Integrität ruhe in Frieden." Wer die Nachricht getwittert habe, sei unklar, sagte Fricker. Der Inhalt entspreche jedoch nicht der offiziellen Meinung der Kantonalpartei. "Es war eine Einzeläusserung in der Hitze des Gefechts."
Üble Sache, Geri. Deine Integrität ruhe in Frieden. http://t.co/9ENw9DwXSJ
— Grüne Aargau (@gruene_aargau) 17. August 2014
Der Tweet von @grueneaargau um 8:41 ist KEINE offizielle Stellungnahme. Wir suchen den Kontakt mit Geri und werden dann kommunizieren. -jf
— Grüne Aargau (@gruene_aargau) 17. August 2014
Fricker sagte der sda weiter, dass ihn die Geschichte nichts angehen würde, wenn sie privat wäre. Weil Müller aber vorgeworfen wird, Nacktbilder aus seinem Büro während der Arbeitszeit einer Bekannten geschickt zu haben, sei es "halt schon ein Thema".
Müller nimmt Stellung
Über die angeblichen Nacktbilder von Müller aus dem Badener Stadthaus berichtete die "Schweiz am Sonntag". Die Zeitung stützt sich auf Chatprotokolle, die ihr vorliegen. Der angeschuldigte Politiker gab am Mittag über seinen Anwalt eine kurze Erklärung ab.
"Bei diesem Kontakt handelte es sich um eine rein private Angelegenheit", schreibt Müller. Die Frau, mit der er in Kontakt gestanden sei, habe ihn seither massiv unter Druck gesetzt und damit gedroht, Privates an die Medien und Drittpersonen weiterzugeben - "und mir damit Schaden zuzufügen". Er habe versucht, die Frau von diesem Vorhaben abzuhalten und seine Privatsphäre zu schützen. "Leider erfolglos."
Müller übte aber auch Selbstkritik: "Ich muss mir heute vorwerfen, darauf vertraut zu haben, dass Privates privat bleiben würde." Sein Vertrauen sei bitter enttäuscht und grob missbraucht worden. Nach Suiziddrohungen von ihrer Seite habe er die Kantonspolizei Bern eingeschaltet.
Müller möchte sich gemäss eigenen Angaben "zum Schutz der Privatsphäre aller Beteiligten nicht weiter äussern". (sda/az)