Die Aufregung um den vermeintlichen Hai im Kurpark Baden war umsonst – der etwa 80 Zentimeter grosse Fisch ist ein Stör und lebt ganz offiziell im Weiher.
«Ich habe fast einen Lachkrampf bekommen, als ich gehört habe, dass der Stör mit einem Hai verwechselt wurde», sagt Robert Gartner, Verantwortlicher der Gartenanlagen in Baden. Am Samstag meldete ein Passant der Stadtpolizei Baden, dass sich ein Hai im Teich des Kurparks befinde. Erst im Verlauf des Sonntags konnte geklärt werden, dass es sich nicht um einen gefährlichen Raubfisch, sondern um einen friedlichen Stör handelt.
Stör wurde nicht ausgesetzt
Gartner räumt auch gleich mit der falschen Aussage auf, dass der Stör ausgesetzt wurde. Er wurde sogar gezielt eingesetzt: Seit der Einweihung des neuen Weihers letzten Frühling leben Koi dort, wenig später kam der Stör dazu. Ein Acipenser Baeri – ein sibirischer Stör. Gespendet wurde der etwa 80 Zentimeter grosse Fisch vom Landschaftsarchitekturbüro Schweingruber und Zulauf, das die Sanierung des Kurparks geplant hatte. «Das war ein Geschenk zum Abschluss unserer Arbeit», sagt Rainer Zulauf auf Anfrage.
«Die Bedingungen in diesem Weiher sind ideal für einen Stör», erklärt Gartner. Im Frühling bekommt der Stör einen Artgenossen, damit er nicht mehr allein ist. Abgelaicht habe der Kaviar-Produzent noch nie. «Der Stör ist wahrscheinlich ein Männchen», so Gartner. «Wir wollen aber sowieso keinen Kaviar ernten.»
Kein Badener Kaviar
Roger Wyss, Stör-Experte und Geschäftsführer von Koi-Breeder in Schinznach-Dorf, stellt klar: «Störe laichen nur unter natürlichen Verhältnissen. Das heisst, wenn sie vom Salzwasser in Süsswasser-Flüsse aufsteigen, wo sie dann laichen.» Schade, denn somit ist der Traum jedes Badener Slowfood- und Kaviar-Liebhabers dahin, mit gutem Gewissen bald in ein politisch korrektes Kaviar-Brötchen beissen zu können.
Was meint der Experte zum Hai-Alarm in Baden? «Das ist doch Blödsinn», sagt Wyss. «Haie leben im Salzwasser.» Ähnlichkeiten sieht er aber in der Schwimmweise. «Und beide Fischarten gab es bereits vor der Dinosaurier-Zeit.»
Infotafel hätte Hai-Alarm verhindert
«Störe kann man gut in einem Weiher halten», sagt Wyss. Ab 30000 Liter Wasser sei der Teich gross genug. Die Fische müssten mit einem speziellen Stör-Futter ernährt werden. Der Stör im Badener Weiher könne bis zu 1 Meter lang werden.
«Bald kommt eine Tafel mit dem Fischbestand zum Weiher im Kurpark», sagt Gartner. Hätte man schon früher über die Fische informiert, wäre ein Hai-Alarm wie jener vom Wochenende erst gar nicht entstanden. Aber das wäre ja auch schade gewesen.