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Eine Kontrolle an der Decke des «Tägi»-Hallenbads Wettingen bringt Mängel zutage. Das betroffene Schwimmbecken bleibt noch lange zu.
Seit 2. Juli ist das Hallenbad Tägerhard in Wettingen wegen Revisionsarbeiten geschlossen. Nun ist klar, dass es nicht wie geplant am 14. Juli wiedereröffnet werden kann. Der Grund: Bei einer Sicherheitsüberprüfung in diesen Tagen hat sich herausgestellt, dass die Spannfedern aus Federstahl der Deckenaufhängung sehr stark verrostet sind.
«Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass einzelne Federn brechen und die Decke in Teilen herunterzufallen droht», teilte der Gemeinderat am Freitag mit. Das Schwimmbecken bleibt deshalb auch nach Abschluss der Revisionsarbeiten geschlossen.
«Seit zehn Jahren lassen wir regelmässig den Zustand der heruntergehängten Decke analysieren», sagt Gemeindeammann Roland Kuster (CVP). Im letzten Jahr habe man den Bescheid bekommen, dass bauliche Massnahmen im 2018 nötig würden. «Nun hat sich gezeigt, dass wir bereits jetzt den Schwimmerbereich sichern müssten, um den Betrieb weiterhin gewährleisten zu können», sagt Kuster. Weil aber die Gesamtsanierung im Mai 2018 ansteht, habe der Gemeinderat entschieden, den Empfehlungen der zuständigen Kontrolleure zu folgen und das Becken vorzeitig zu schliessen.
Die Meldung weckt Erinnerungen an die Tragödie, die sich im Mai 1985 im Hallenbad Uster ereignet hatte. Damals stürzte die an Chromnickelstahlbügeln aufgehängte Decke ein und begrub zwölf Schwimmer unter sich. Untersuchungen ergaben, dass die Aufhängestäbe durchgerostet waren. Ausserdem zeigte sich, die Katastrophe hätte verhindert werden können: Ein Jahr vor dem Unglück wurden Hinweise auf Schäden ignoriert. Manch ein «Tägi»-Hallenbadbesucher stellt sich nun womöglich die Frage, ob auch für ihn ein Risiko bestanden habe. «Eine Gefahr für Badegäste hat nie bestanden», betont Kuster. Das Deckenproblem sei kein akutes gewesen: «Bis zum heutigen Zeitpunkt haben wir stets die Freigabe für den Betrieb erhalten.»
Nicht von der Schliessung betroffen ist das Nichtschwimmerbecken. Dessen Decke ist mit einem Lattenrost direkt auf die Betondecke montiert und befinde sich in «einwandfreiem Zustand». «Damit können Kurse und Schwimmstunden im Lehrschwimmbecken weitergeführt werden», sagt Kuster. Ebenfalls nicht betroffen ist der übrige Betrieb im «Tägi»: Gartenbad, Sporthalle, Kongresssaal, Fitness und Sauna bleiben bis zur Gesamtsanierung offen.
Durch die Teilschliessung des Hallenbads, das bis zu 160'000 Eintritte pro Jahr verzeichnet, entgehen der Gemeinde Einnahmen. Wie gross der finanzielle Schaden ist, kann Kuster noch nicht beantworten. Man müsse zuerst die Situation analysieren, bevor man Zahlen nennen könne. «Den grössten Schaden tragen aber sicher die Nutzer des Hallenbads, die ihrem Sport und ihrem Hobby nicht mehr nachgehen können», sagt der Gemeindeammann. Vereine wie etwa der Schwimmclub Tägi Wettingen oder die Behindertensportgruppe Wettingen wurden am Freitagmorgen informiert. «Wir werden die Klubs bei der Suche nach Ausweichmöglichkeiten unterstützen», sagt Kuster. Der Entscheid, das Becken zu sperren, war nicht einfach. «Doch die Sicherheit der Badegäste geht vor.»
Auf das Personal habe die Teilschliessung keine Auswirkungen, sagt Kuster. Es wird innerhalb der Anlage weiterbeschäftigt. Auch der Fahrplan der «Tägi»-Gesamtsanierung bleibt bestehen: «Die Bauarbeiten können wir nicht vorziehen, denn noch befinden wir uns in der Detailplanung.» Ausserdem seien die verschiedenen Arbeiten einer solch grossen Sanierung aufeinander abgestimmt.
Wasserratten müssen sich nun eine Weile gedulden, bis sie wieder ihre Bahnen ziehen können: Die «Tägi»-Sanierung soll im November 2019 abgeschlossen sein.