Vor 50 Jahren war der «TV Seminar Wettingen» das erste Frauen-Handballteam der Region. Nun trafen sich die Spielerinnen und Trainer von damals auf der Wettinger Klosterhalbinsel – dort, wo einst alles begonnen hatte.
Am Samstag nach dem Frauenstreik trafen sich auf der Klosterhalbinsel, wo vor 50 Jahren alles begonnen hatte, rund zwanzig Spielerinnen und Trainer der Frauen des einstigen «TV Seminar Wettingen». Dort wo ihre Trainingsturnhalle stand, klafft derzeit eine Baulücke.
Nachdem in der Schweiz 1970 die erste Meisterschaft im «Damen-Handball» stattgefunden hatte, bildete Brigitte Balz zusammen mit Freundinnen ein erstes Frauenteam in der Region. Ihr Vater, Heinz Balz, war damals Handball-Schiedsrichter bei den Herren und in der Folge langjähriger Spitzenfunktionär des Schweizer Handballs.
Die handballbegeisterten jungen Frauen, von denen einige das Lehrerseminar besuchten, organisierten ihre Trainings selber und erhielten dazu vom Seminardirektor die Erlaubnis, in der kleinen Turnhalle einmal wöchentlich zu trainieren. Ab 1972 trainierte Seminarturnlehrer Walter Hunkeler das Team, später Walter Erni mit Markus Widrig und darauf Roman Huber. Die beiden letzteren waren zuvor Spieler im Juniorenteam des Seminars, das 1973 den Schweizer Meistertitel holte.
In diesem ersten Treffen nach fünfzig Jahren wurde spürbar, wie wichtig das Zusammenspiel für alle Frauen war, wie viel Sympathie, Interesse und Freude wieder wach wurden, in der direkten Begegnung und in den Erinnerungen an die Trainingslager in Rovinj (ex Jugoslawien) und Slagelse (Dänemark). In dieser Truppe steckte viel «Frauenpower», bevor dieses Wort existierte. Bereits ist ein weiteres Zusammenkommen geplant.
Nach dem raschen Aufstieg in die Nationalliga reisten die Frauen auf eigene Kosten zu ihren Spielen, von St.Gallen bis nach Genf. 1974 wurden sie sogar Vize-Schweizermeisterinnen im Damenhandball. Derweilen war das zweite Team, das als Nachwuchsreservoir gebildet wurde, in der Regionalliga Baden-Wettingen erfolgreich. Im Sommer beteiligten sich Spielerinnen aus beiden Teams mit viel Spass an «Fussball-Grümpelturnieren» in der Region.
Während die Juniorenmannschaft des Seminar Wettingen bereits 1975 aufgelöst wurde, blieben die Frauenteams einiges länger bestehen. Einige wechselten später den Club, unter anderem Silvana Biedermann (Gecko-Sport) zu DHC Zürich und dann zum ATV Basel, sie kehrte jedoch später als Trainerin zurück. Es gab auch Aufgebote für das Nationalteam.
Der Frauenhandball in der Region Baden hatte es nicht leicht. Er entwickelte sich dennoch weiter, dank initiativen Frauen und Spielgemeinschaften über Vereinsgrenzen hinweg. Aus der Kooperation zwischen Seminar und Satus Wettingen entstand um 1990/91 das Frauenteam mit dem Namen BSV Wettingen. Rund zehn Jahre später spannte dieses mit dem SCS Siggenthal zum BSC Wettingen/Siggenthal zusammen. Durch die Zusammenarbeit unter anderem mit Ehrendingen formierten sich die Frauen danach unter der heute noch erfolgreichen HSG Aargau Ost. (sew)