Spreitenbach
Handgranate in der Chips-Fabrik - vermutlich eine deutsche aus 1. Weltkrieg

In der Fabrik von Zweifel Chips ist in einer Lieferung Kartoffeln aus Frankreich eine Handgranate entdeckt worden. Experten gehen davon aus, dass sie aus dem Ersten Weltkrieg stammte.

Martin Rupf
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Eine Kartoffel-Lieferung aus Frankreich sorgte für Aufregung.

Eine Kartoffel-Lieferung aus Frankreich sorgte für Aufregung.

Thinkstock/Handout - Montage NCH

Der Mitarbeiter in der Zweifel-Chips-Fabrik in Spreitenbach staunte wohl nicht schlecht, als er vor genau zwei Wochen Kartoffeln aussortierte. Plötzlich lag da eine Handgranate vor ihm. Sofort informierte er seinen Vorgesetzten, der wiederum die Polizei alarmierte.

Roland Pfister, Medienchef der Kantonspolizei Aargau, bestätigt den Vorfall: «Am Donnerstag, 12. November, erreichte uns eine Meldung aus Spreitenbach, wonach in der Pommes-Chips-Fabrik in einer Kartoffelkiste eine Handgranate entdeckt worden sei.»

Sofort seien Einsatzkräfte der Kantonspolizei nach Spreitenbach ausgerückt. «Vor Ort haben wir Fotos der Handgranate gemacht und dem Forensischen Institut Zürich übermittelt», so Pfister.

Die Fachleute des Instituts hätten dann anhand der Fotos sehr schnell erkannt, dass von der Handgranate keine Gefahr mehr ausgeht, weshalb man die Fabrik und die Umgebung auch nicht habe sichern müssen.

«Die Fachleute sind dann nach Spreitenbach ausgerückt, um das Objekt vor Ort zu bergen und anschliessend zu vernichten. Eine Gefahr hat zu keiner Zeit bestanden», sagt Pfister. Auch sei kein Strafverfahren eingeleitet worden, da kein Straftatbestand vorliege.

Zufällig an diesem Tag in der Fabrik anwesend, war auch Mathias Adank (63), seit 2002 Chef der Zweifel Pomy-Chips AG. Er bestätigt den Handgranaten-Fund: «Als wir von diesem erfuhren, haben wir so gehandelt, wie man das auch im Militär lernt: Bei Sprengsätzen auf keinen Fall etwas anfassen.»

Sofort habe man die Kantonspolizei Aargau informiert, die dann auch rasch angerückt sei. «Schnell stellte sich heraus, dass von der Handgranate keine Gefahr ausgeht. Sie war schliesslich auch lange genug in der feuchten Erde», sagt Adank lachend.

Tatsächlich gehen die Experten von einem deutschen Exemplar aus dem Ersten Weltkrieg aus. Während der ganzen Bergung und Entsorgung sei die Situation ruhig geblieben.

Steine und Golfbälle sind Klassiker

Dass sich hin und wieder Fremdkörper wie Steine oder auch Golfbälle unter die Kartoffeln verirren, passiert immer wieder. «Doch in all den Jahren, seit ich hier Firmenchef bin, hat es noch nie eine Handgranate bis nach Spreitenbach geschafft. Und auch unser Kartoffelchef Ernst Wullschlegel, der schon knapp 30 Jahre für uns arbeitet, hat hier noch nie eine solche zu Gesicht bekommen», sagt Adank.

Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? «Die Kartoffelernte ist ein automatisierter Prozess mit grossen Maschinen. Natürlich werden Fremdköper – allen voran Steine – aussortiert. Doch irgendwie muss es die Handgranate doch in die Kiste geschafft haben», so Adank. Besagte Handgranate versteckte sich in einer Lieferung aus Frankreich. «Dort tobten ja im Ersten Weltkrieg einige Schlachten», folgert Adank. Die Reklamation an den Kartoffellieferanten sei umgehend erfolgt.

Auf die Frage, ob die Firma den Handgranatenfund zum Anlass nimmt, eine neue Sorte wie etwa «besonders explosive Chips» zu kreieren, antwortet Adank lachend: «Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder neue, originelle Chips-Kreationen auf den Markt gebracht und werden dies auch künftig tun.» Doch «Handgranaten-Chips» werde es vorläufig keine geben.

Die Wahrscheinlichkeit, dass wieder eine Handgranate in Spreitenbach auftaucht, ist eher klein. Denn rund 97 Prozent der hier verarbeiteten Kartoffeln stammen aus der Schweiz. «Nur wenn es hierzulande aufgrund schlechter Ernten zu wenige Kartoffeln gibt, importieren wir aus dem Ausland», sagte Adank kürzlich in einem Interview. «Das könnte dieses Jahr aufgrund des heissen Sommers der Fall sein. Wir werden wohl bald Kartoffeln importieren müssen.» Kartoffeln ja, nicht aber Handgranaten.