Startseite
Aargau
Baden
Der Polizeichef der Stadt Baden äussert sich zu den Hells Angels, die in der Region ein Klubhaus suchen. Anzeichen für einen sich anbahnenden Konflikt mit konkurrierenden Biker-Gruppen sieht er nicht.
Der Motorradklub Hells Angels weitet seine territoriale Präsenz im Mittelland aus: Anfang September wurde mit dem sogenannten Charter Riverside West eine neue Sektion gegründet, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete. Auf der Website der Höllenengel ist der Standort des Charters im Raum Baden eingetragen.
Laut dem Anwalt der Hells Angels, Valentin Landmann, stehe das Domizil des neuen Ablegers noch nicht fest. Das Charter suche derzeit nach einem geeigneten Objekt für ein Klubhaus.
Die Hells Angels werden seit ihrer Gründungszeit durch Behörden und Medien immer wieder mit Straftaten in Verbindung gebracht - vor allem im Drogen- und Milieubereich. Sie selber distanzieren sich von Straftaten und sehen sich als Motorradklub und als Symbol für Freiheit und Rebellion (Quelle: «Schweiz am Sonntag»). Die Hells Angels wurden 1948 in Kalifornien gegründet. Heute sind sie in 32 Ländern mit sogenannten Chartern (Orts- oder Landklubs) vertreten. Die Mitgliederzahl wird in der Schweiz auf rund 200 geschätzt. Nun ist eine neue Sektion gegründet worden, der Standort ist auf der Hells-Angels-Website im Raum Baden eingetragen. (PKR)
Blutige Vorgeschichte
In den vergangenen Monaten sorgten die Hells Angels in der Region Baden mehrmals für Schlagzeilen. Im Juni 2010 waren sie in Ehrendingen mit Mitgliedern des verfeindeten Motorradklubs Outlaws aneinandergeraten. Bei deren Niederlassung kam es zu einer Massenschlägerei, bei der auch Schüsse fielen. Rund ein Jahr später griffen Mitglieder der Hells Angels im «Pickwick Pub» in Baden Outlaws an, sie setzten Schlagstöcke ein.
Die Aargauer Staatsanwaltschaft verurteilte sieben Angehörige beziehungsweise Sympathisanten der Hells Angels wegen Angriffs und Sachbeschädigung zu Geldstrafen.
Polizei vertraut auf Friedliebigkeit
«Wir beobachten die Entwicklungen in der Bikerklub-Szene genau», sagt Martin Brönnimann, Chef der Stadtpolizei Baden. «Es gibt keine Anzeichen dafür, dass es in Baden oder der Region nun zu einer Art Bandenkrieg kommen wird. Wir gehen davon aus, dass Schlägereien wie 2011 im ‹Pickwick Pub› in Baden eine Ausnahme darstellen.»
Ähnlich beurteilt die Lage Renato Sinelli, Gemeindeammann von Ehrendingen: «Seit der Auseinandersetzung 2010 war es in unserem Dorf ruhig. Im Moment erachte ich die Szene als harmlos, solange man sie in Ruhe lässt.»
«Wir sind keine Softies»
Valentin Landmann erklärte die Neugründung des neuen Ablegers im Aargau damit, dass es sich wegen der Anfahrtswege um eine praktische Lösung handle. Andererseits könne so verhindert werden, dass das Charter Zürich zu gross werde.
Der «Tages-Anzeiger» hingegen vermutet, dass es wohl nichts mit Anfahrtswegen zu tun hat, dass die Hells Angels gerade jetzt im Raum Aargau Präsenz markieren. Vielmehr gehe es um die symbolische und physische Besetzung des Territoriums.
«Auskosten» der Freiheit
Auf die Frage, ob es bei der Prügelei in Ehrendingen darum ging, dass die Hells Angels keine andere Rockergruppe dulden, sagte deren Präsident Patrick Hermetschwyer vor einem Jahr zur «Schweiz am Sonntag»: «Wir leben hier mit den existierenden Motorradklubs in gutem Einvernehmen. Deswegen herrscht bei uns, anders als in Deutschland, Ruhe. Das soll auch weiterhin so bleiben.»
Die Hells Angels seien aber kein Kaffee-Kränzchen. «Richtig ist auch, dass wir keine Softies sind und die Gesetze nicht so eng sehen. Wir lieben die Freiheit und kosten diese manchmal bis an die Grenzen aus.»