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Neu wehrt sich auch Ehrendingen gegen die Verkehrspläne des Kantons – und stellt überraschende Forderungen.
Der Kanton will mit dem Projekt Oase bis 2040 die ärgsten Verkehrsprobleme in der Region Baden in den Griff bekommen. Hauptziel: Das Zentrum der Stadt soll vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Die Pläne des Kantons zur zukünftigen Verkehrsführung sehen unter anderem den Bau des Martinsbergtunnels, die Sperrung der Hochbrücke für den öffentlichen Verkehr sowie den Bau einer Brücke über die Limmat von Baden nach Wettingen vor. Bisher war es vor allem die Gemeinde Obersiggenthal, die lautstark ihren Unmut über die Pläne des Kantons äusserte: Sämtliche Parteien sehen das Dorf als grossen Verlierer, von links bis rechts befürchten alle eine starke Zunahme des Verkehrs. Der Gemeinderat bezeichnete das Projekt kürzlich als inakzeptabel.
Überraschend stimmt nun eine weitere Gemeinde sehr kritische Töne an, die sich bisher kaum öffentlich geäussert hatte. Der Gemeinderat von Ehrendingen schreibt unverblümt: «Das Regionale Verkehrskonzept Ostaargau bringt für Ehrendingen nur Nachteile.»
Gemeindeammann Urs Burkhard (CVP) erklärt: «Die Verkehrsbelastung ist heute mit 13'000 Fahrzeugen pro Tag höher als auf der Landstrasse in Wettingen, der Schwimmbadstrasse oder im Kappelerhof in Baden. Künftig müssten wir mit 6000 zusätzlichen Fahrzeugen pro Tag rechnen, die durch unser Dorf fahren.» Die Oase belaste Ehrendingen mit Mehrverkehr und verursache längere Wartezeiten und Fahrwege nach Baden, Wettingen und Obersiggenthal. In der Vernehmlassung zum Richtplanverfahren des Kantons stellt Ehrendingen darum Forderungen.
Eine Verlängerung der S-Bahn von Niederweningen nach Ehrendingen müsse geprüft werden, verlangt der Gemeinderat. Eine Idee, die bereits in den 2000er-Jahren diskutiert, aber nicht weiterverfolgt wurde. «Eine Option wäre eine Haltestelle bei der Tiefenwaag und womöglich auch eine Verlängerung der S-Bahn ins Surbtal», sagt Burkhard. «Schon heute stehen die Busse zu den Hauptverkehrszeiten im Stau.» Der öffentliche Verkehr zwischen Niederwenigen via Ehrendingen und Baden sei zumindest in den Hauptverkehrszeiten durchgehend auf einen 15 Minuten Takt auszubauen, damit die Zuverlässigkeit der Fahrzeiten sowie das Umsteigen in den Bahnhöfen Niederweningen und Baden verlässlicher und attraktiver werde.
Ehrendingens Gemeinderat fordert weiter den Bau des Lägerntunnels von Schneisingen zur Furttalkreuzung beim Autobahnzubringer Wettingen. «Dieser Tunnel, der im Richtplan des Kantons Zürich noch immer enthalten ist, würde die Durchfahrt in Ehrendingen sowie auch das Aaretal für den Durchgangsverkehr ab der neuen Rheinbrücke bei Koblenz massiv entlasten», sagt Urs Burkhard.
Für viel Diskussionsstoff sorgt in der Region die Idee der neuen Limmatbrücke von Baden nach Wettingen, auf der Höhe des Lidl. Die beiden Gemeinden, in denen die Brückenauffahrten zu stehen kommen würden, lehnen den Limmatübergang ab. Ehrendingen hingegen ist der Ansicht: «Die Limmatbrücke muss gebaut werden, selbst wenn die Limmattalbahn dereinst nicht über die Hochbrücke fahren sollte.» Ohne diese zusätzliche Verkehrsachse von Wettingen nach Baden werde es für Menschen aus Ehrendingen und dem Surbtal enorm schwierig, in die Stadt zu gelangen.
Der nur einseitige und zu schmale Velostreifen im Höhtal biete zu wenig Sicherheit für Schülerinnen und Schüler, welche die Oberstufe und die Schulen der Sekundarstufe II in Baden und Wettingen besuchen. «Zwischen Höhtal und Ehrendingen Dorf ist ein Veloweg als Hauptverbindung bis 2025 zu erstellen», verlangt der Ehrendinger Gemeinderat. Und die Grendelstrasse müsse für den Veloverkehr in beiden Richtungen ausgebaut werden. «Zudem braucht es einen attraktiven Veloabstellplatz an der Limmat, vor der Fussgängerbrücke, die zum Promenadenlift führt.»
Stellt sich die Frage, warum Ehrendingen diese Forderungen erst jetzt stellt und sich nicht schon früher kritisch äusserte. Folgt die Stellungnahme der 4800-Einwohner-Gemeinde nicht viel zu spät? «Nein», findet Urs Burkhard: «Die Vernehmlassung des Richtplanverfahrens ist der richtige Zeitpunkt.» Ein Verkehrsprojekt wie dieses, in das Hunderte Millionen Franken investiert werden, müsse mehr Gemeinden als nur Baden und Wettingen zu Gewinnern machen, ist der Gemeindeammann überzeugt.