Steg abtransportiert
Heute Morgen in Baden: Vorübergehende Sturmböen wegen Helikopter-Transport

Eine stürmische Angelegenheit: In Baden hat am Freitagmorgen ein Helikopter Brückenteile abtransportiert. Der Limmatsteg zwischen Baden und Obersiggenthal ist Stück für Stück demontiert worden, jetzt wird er saniert und verstärkt wieder aufgebaut.

Deborah Gonzalez
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Pünktlich um neun Uhr erklingen aus der Ferne Rotorengeräusche. Wie aus dem Nichts steigt ein Helikopter hinter einem Hochhaus beim Alten Wehr in Baden empor. Zehn Meter über der Siggenthaler Brücke bleibt er in der Luft stehen und beginnt den Sinkflug in Richtung Limmatsteg.

Dort stehen zwei Mitarbeiter der Regionalwerke AG Baden, um die einzelnen Teile der Brücke an das Seil des Helikopters zu hängen. 65 Meter über dem Limmatsteg kommt der Helikopter zum Stehen. Binnen Sekunden löst sich der erste Teil von der Brücke. Der Rotorabwind zeichnet die Limmat und fegt Blätter über die Gehwege.

«Fenster und Türen zu, Haustiere im Haus»

Die Anwohner des Gebiets wurden im Vorfeld vor Lärm und Wind gewarnt und gebeten, Vorsichtsmassnahmen zu befolgen: «Viele der Bereiche wurden abgesperrt. Fenster und Türen sollen zubleiben. Haustiere sollen im Haus bleiben», erklärt Markus Gsell, Leiter Wärme und Wasserversorgung der Regionalwerke AG Baden.

Der Limmatsteg bei der Siggenthalerbrücke:

Damit auch der Verkehr trotz des Helikopter-Spektakels reibungslos weiterläuft, wurde für ein Sicherheitskonzept auf der viel befahrenen Siggenthaler Brücke und im Umkreis gesorgt: «Das war sehr aufwendig, aber nun gibt es einen sicheren Umweg für die Autofahrer.» Das hält sie jedoch nicht davon ab, einen Blick auf den Helikopter zu werfen. Langsam fahren sie über die Siggenthaler Brücke und schauen dabei zu wie der Helikopter ein paar Meter weiter hin- und herfliegt.

Die einzelnen Stegelemente werden zur Sanierung weggeflogen.
12 Bilder
Noch ist der Steg
Von der Siggenthaler Brücke lässt sich das Spektakel gut verfolgen.
Viele Autofahrer fuhren etwas langsamer über die Siggenthaler Brücke, um einen Blick auf den Helikopter zu werfen.
Die Demontage des Limmatstegs ist Teil des Projektes, die Fernwärmeleitung zwischen der Kehrichtverwertungsanlage KVA Turgi und dem Fernwärmenetz Baden Nord neu zu erstellen.
Die Teile des Stegs werden mit einem Kamov KA 32 A12 HB-XKE Helikopter weggeflogen.
Der Helikopter fliegt vor der Kulisse des Badener Industriequartier.
Das ganze Projekt kostet 10 Millionen Franken.
Ende Januar können die Fussgänger und Velofahrer wieder über den Steg gehen.
Hoch über der Limmat schwebt der Helikopter.
Das gesamte Einsatzteam von Regionalwerke AG Baden und Heliswiss.
Das Einsatzteam von Heliswiss.

Die einzelnen Stegelemente werden zur Sanierung weggeflogen.

Chris Iseli

Drei Minuten pro Teil

Drei Minuten dauert es jeweils die Fussgänger- und Velobrücke anzufliegen, die Brückenteile zu befestigen und bis zum Abladeort neben der Limmat zu fliegen. Während der Helikopter in der Luft schwebt und das nächste Teil befestigt wird, fliegen zwei Schwäne an ihm vorbei. Sie kämpfen gegen den Wind an und retten sich unter der Siggenthaler Brücke ins Wasser. Beim letzten Teil des Stegs hat der Pilot etwas mehr zu kämpfen. Er muss das Teil in der Luft drehen, damit es richtig auf den Abladeort gelegt werden kann. Dort warten vier Mitarbeiter der Heliswiss und des Unternehmers, um beim Ablegen zu helfen. «Das ist eine unheimliche Kraft, ein Helikopter hat eine Nutzlast von 4,5 Tonnen – das entspricht etwa einem Elefanten», erklärt Gsell.

Nach insgesamt 20 Minuten ist der komplette Steg abgebaut und der Helikopter verschwindet wieder hinter dem Hügel. Am Montag geht es weiter: Dann werden die abtransportierte Teile in die Werkstatt gebracht, wo die Brücke saniert und ertüchtigt wird. «Die neue Brücke wird optisch gleich aussehen, wir machen nur die Kosmetik neu», sagt Gsell. Dafür brauche es sehr viel Material, was seine Zeit dauern würde: «Wir wollen es nicht schnell machen, sondern eine gute Qualität liefern.»

Zwei Gaffer und zwei erschrockene Schwäne

Gsell zeigt sich zufrieden mit dem Ablauf. «Das war eine unglaubliche Leistung des ganzen Teams», sagt er in der Nachbesprechung. Alle Mitarbeiter stimmen ihm zu und klatschen in die Hände. In der grossen Runde stehen Mitarbeiter des Regionalwerks, die Polizei und Sicherheitsmitglieder. «Es war gut, aber es gab zwei Gaffer, die Fotos aus dem Auto aus gemacht haben», sagt einer der Sicherheitsmänner.

Einer der Mitarbeiter des Regionalwerks berichtet von den beiden Schwänen: «Sie waren ziemlich erschreckt, haben aber überlebt.» Alle klatschen. «Ich bin wirklich erstaunt, dass es so gut lief. Ich habe nichts zu motzen», unterstreicht Gsell.

Stärkere Konstruktion für die Fernwärmeleitungen

Die Demontage des Limmatstegs ist Teil des Projektes, die Fernwärmeleitung zwischen der Kehrichtverwertungsanlage KVA Turgi und dem Fernwärmenetz Baden Nord neu zu erstellen. Das gesamte Projekt kostet 10 Millionen Franken, die Demontage und Instandsetzung des Stegs beläuft sich auf rund 400 000 Franken. Das wird von der Stadt Baden, der Gemeinde Obersiggenthal, der Regionalwerk AG Baden und Limmatkraftwerke finanziert.

Dass der Limmatsteg nun demontiert und neu gebaut wird, hat laut Markus Gsell zwei Gründe: «Nach zirka 50 Jahren ist es an der Zeit, die Brücke zu sanieren.» Und: «Die Brücke muss verstärkt werden, damit sie die Fernwärmeleitungen tragen kann.» Bis Ende Januar soll die neue Brücke gebaut sein, erst danach kommen die Leitungen dran. Bis dann müssen Fussgänger und Velofahrer einen Umweg über die Siggenthaler Brücke oder das Stauwehr beim Kraftwerk Kappelerhof in Kauf nehmen.