Bezirk Baden
Hier gibt es gleich drei Ammänner mehr mit einem Doppelmandat

Von überrascht bis vorhersehbar: Das sind die Reaktionen der acht neugewählten Grossräte

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Diese drei Gemeindeammänner ziehen in den Grossen Rat (v. l.): Werner Scherer (SVP), Killwangen; Adrian Schoop (FDP), Turgi und Susanne Voser (CVP), Neuenhof.

Diese drei Gemeindeammänner ziehen in den Grossen Rat (v. l.): Werner Scherer (SVP), Killwangen; Adrian Schoop (FDP), Turgi und Susanne Voser (CVP), Neuenhof.

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Was haben Susanne Voser (CVP), Werner Scherer (SVP) und Adrian Schoop (FDP) gemeinsam? Richtig! Voser und Scherer sind Gemeindeammänner von Neuenhof beziehungsweise Killwangen, Schoop frisch gewählter Gemeindeammann von Turgi. Doch nicht nur das: Sie wurden am Sonntag – gemeinsam mit fünf weiteren Kandidaten – neu in den Grossen Rat gewählt. Damit erhöht sich die Anzahl Gemeindeammänner, die den Bezirk Baden in Aarau vertreten, auf insgesamt sechs. Denn wiedergewählt wurden die Untersiggenthalerin Marlène Koller (SVP), die Birmenstorferin Edith Saner (CVP) und der Mellinger Bruno Gretener (FDP).

Dass gleich drei Gemeindeammänner neu in den Grossen Rat gewählt wurden, kommt für Susanne Voser nicht ganz überraschend: «Ein Gemeindeammann hat mit vielen Bereichen des Lebens zu tun und kommt mit zahlreichen Leuten in Kontakt.»

So viel kostete er

Die acht Neugewählten investierten unterschiedlich viel in
ihren Wahlkampf. Mit rund 500 Franken gab Simona Brizzi von allen am wenigsten aus. Dank der Unterstützung der SP Aargau, SP Ennetbaden und ihres Umfeldes, sagt sie. Zirka 1000 Franken bezahlte Michael Wetzel für Wahlflyer und -plakate. Auch Ruth Müri liegt mit knapp 1000 Franken im unteren
Bereich. Rund viermal so viel liess sich Michaela Huser den Wahlkampf kosten. Max Chopard hingegen bezahlte zirka 8000 Franken aus eigener
Tasche. Susanne Voser hat noch nicht abgerechnet, geht jedoch auch von einem vierstelligen Betrag aus. Adrian Schoop gab mit rund 11 800 Franken am meisten aus. Wie viel Werner Scherer investierte, ist nicht zu erfahren: «Das ist nicht relevant.» (ces/sga)

Deshalb glaube sie, dass die Stimmbürger diese auch für geeignet halten, etwas im Grossen Rat zu bewirken. Voser selber hat für das Kantonsparlament kandidiert, um auch auf höherer Ebene Einfluss zu nehmen. Denn vieles, was in Aarau festgelegt werde, habe unmittelbare Auswirkungen auf die Gemeinden. Auch Werner Scherers Motivation ist es, seine Wähler nicht nur in der kommunalen, sondern auch in der kantonalen Politik zu vertreten.

Ob Gemeindeammänner vertrauenswürdiger sind und deshalb vermehrt den Sprung in den Grossen Rat schaffen, möchte und könne er nicht beantworten, «aber sie sind sicherlich in der Bevölkerung bekannter».

Oft und regelmässig präsent sein über eine längere Zeit bei den Wählern – das ist auch das Erfolgsrezept des Turgemer Gemeindeammanns Adrian Schoop. Denn: «Der Wahlkampf beginnt nicht erst in den letzten zwei Monaten vor den Wahlen», sagt der 30-Jährige. Deshalb ist er seit seiner ersten Grossratskandidatur vor vier Jahren sehr aktiv in den sozialen Medien, schreibt immer wieder Leserbriefe oder tritt mit Referaten auf. Er rechnete sich vor den Wahlen zwar Chancen aus, war aber dennoch überrascht. «Ich war am Sonntag so nervös, dass ich bereits um 6 Uhr wach war», verrät er.

Vom unteren Listenplatz in den Rat

Baff war auch der Ennetbadener Winzer und ehemalige Vizeammann Michael Wetzel (CVP): «Ich dachte, ich werde irgendwo im Mittelfeld sein.» Zudem fiel die Traubenlese mitten in den Wahlkampf. Wieso er den Sprung in den Grossen Rat dennoch geschafft habe, kann er nur vermuten: «Als Winzer und ehemaliger Vizeammann kennen mich die Wähler. Für ganz unbekannte Personen ist es sicher schwieriger.»

Ebenfalls in das Kantonsparlament einziehen werden die Wettinger Einwohnerrätin Michaela Huser (SVP) und die Badener Stadträtin Ruth Müri (Grüne). Letztere rechnete sich zwar Chancen aus. «Aber man kann sich nie sicher sein», sagt Müri. Huser rechnete gar nicht erst mit einer Wahl: «Ich bin total überrascht, dass es gleich auf Anhieb gereicht hat.» Auch, weil ihr Name «nur» auf Listenplatz 21 gelegen sei.

«Die Wahl gibt mir Vertrauen und zeigt mir, dass die Leute zufrieden sind mit meiner Arbeit als Einwohnerrätin», sagt die 29-Jährige. Sie lässt nun alles erst einmal setzen. Ihre Ziele im Grossen Rat hat sie aber klar vor Augen: «Mir ist es ein Anliegen, dass gute Rahmenbedingungen für das Gewerbe geschaffen werden.» Auch will sie ihr unternehmerisches Denken einbringen und sich für die Bildung einsetzen.

Ehemalige Grossräte wieder dabei

Unter den acht Neugewählten befinden sich auch zwei altbekannte Gesichter: Simona Brizzi und Max Chopard-Acklin, beide SP. Letzterer hat «aufgrund der starken Liste» mit einem Sitzgewinn der SP im Bezirk Baden gerechnet: «Ich freue mich sehr für die Partei. Denn es war wichtig, dass sozial-ökologische Kräfte im Grossen Rat gestärkt werden.»

Bezirk Baden, Grossratswahlen: Gewählt/abgewählt (2016) Stefanie Heimgartner, SVP, Baden (bisher). 9567 Stimmen.
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Martin Keller, SVP, Obersiggenthal, (bisher) 9263 Stimmen.
Marlène Koller, Untersiggenthal, SVP (bisher) 8510 Stimmen.
Rolf Ryser, SVP, Würenlingen, (bisher) 8454 Stimmen.
Serge Demuth, SVP, Baden (bisher) 8265 Stimmen.
Daniel Frautschi, SVP, Wettingen (bisher) 7672 Stimmen.
Michale Huser, SVP, Wettingen (neu) 7394 Stimmen.
Werner Scherer, SVP, Killwangen (neu) 7046 Stimmen.
Antoinette Eckert, FDP, Wettingen (bisher) 7036 Stimmen.
Josef Bütler, FDP, Spreitenbach (bisher) 6604 Stimmen.
Adrian Schoop, FDP, Turgi (neu) 6127 Stimmen.
Bruno Gretener, FDP, Mellingen (bisher) 5749 Stimmen.
Anna Andermatt, SP, Wettingen (bisher) 8242 Stimmen.
Jürg Caflisch, SP, Baden (bisher) 7326 Stimmen.
Max Chopard-Acklin, SP, Obersiggenthal (neu) 6993 Stimmen.
Lea Schmidmeister, SP, Wettingen (bisher) 6779 Stimmen.
Simona Brizzi, SP, Ennetbaden (neu) 6584 Stimmen.
Kurt Emmenegger, SP, Baden (bisher) 6466 Stimmen.
Marianne Binder-Keller, CVP, Baden (bisher) 7888 Stimmen.
Peter Voser, CVP, Wettingen (bisher) 6568 Stimmen.
Susanne Voser, CVP, Neuenhof (neu) 6338 Stimmen.
Edith Saner, CVP, Birmenstorf (bisher) 6272 Stimmen.
Michael Wetzel, CVP, Ennetbaden (neu) Er ist zwar nicht direkt gewählt worden. Weil Markus Dieth aber auch in den Regierungsrat gewählt worden ist, dürfte er mit dem nächstbesten Resultat nachrücken. – 5086 Stimmen.
Kim Lara Schweri, Grüne, Untersiggenthal (bisher) 5096 Stimmen.
Ruth Müri, Grüne, Baden (neu) 4522 Stimmen.
Ruth Jo. Scheier, glp, Wettingen (bisher) 3529 Stimmen.
Sander Mallien, glp, Baden (bisher) 3528 Stimmen.
Michael Notter, BDP, Niederrohrdorf (bisher) 2813 Stimmen.
Fabian Hauser, BDP, Birmenstorf (bisher) 2033 Stimmen.
Lilian Studer, EVP, Wettingen (bisher) 4519 Stimmen.
Abgewählt: Florian Vock (SP)
Abgewählt: Norbert Stichert (FDP)
Abgewählt: Johannes Jenny (FDP)

Bezirk Baden, Grossratswahlen: Gewählt/abgewählt (2016) Stefanie Heimgartner, SVP, Baden (bisher). 9567 Stimmen.

zvg

Dass dies nun gelungen sei und er an diesem Erfolg teilhaben kann, mache den ehemaligen Nationalrat glücklich. Die 43-jährige Brizzi wurde bereits 2001 und 2006 in den Grossen Rat gewählt, trat aber 2007 zurück. «Familie, Beruf und Politik waren damals nicht mehr vereinbar», sagt Brizzi. Nun das Comeback: Sie nahm gerade mit ihrem Mann die Wahlplakate ab, als sie erfuhr, dass sie es wieder in das Kantonsparlament schaffte. «Ich freute mich riesig.»