Nun gibt es eine zweite Abgabestelle in der Region für armutsbetroffene Menschen. Es fehlen noch Helfer.
Der Esstisch armutsbetroffener Menschen bleibt oftmals halb leer. Gleichzeitig landen in der Schweiz jährlich viele einwandfreie Lebensmittel im Abfall. Deshalb rettet der gemeinnützige Verein «Tischlein deck dich» Lebensmittel vor der Vernichtung und verteilt diese an Menschen, die unter dem Existenzminimum leben. Im neuen Jahr eröffnet nun auch eine Abgabestelle des Vereins an der Landstrasse bei der freien evangelischen Gemeinde (FEG) in Wettingen. Diese wird immer am Montag von 9 bis 11 Uhr geöffnet sein. Das Ziel der Abgabestelle ist es, den Wocheneinkauf zu unterstützen. Jetzt werden noch rund 20 freiwillige Helfer gesucht, die bei der Lebensmittelabgabe mitarbeiten. «Es gibt bereits ein ‹Tischlein deck dich›-Angebot in Baden, doch dieses reicht nicht aus», erklärt Helen Suter, ehemalige EVPEinwohnerrätin und die Projektleiterin für den Aufbau der Abgabestelle.
Lebensmittel beziehen kann man nur mit einer «Tischlein deck dich»-Bezugskarte. Die wird ausschliesslich von privaten oder öffentlichen Sozialfachstellen ausgestellt. Denn dort wird sichergestellt, dass nur Personen, die in einem finanziellen Engpass leben, eine Bezugskarte erhalten. «Damit eine Karte nicht mehrmals verwendet wird, werden darauf die Bezugsdaten notiert», erklärt Suter. Da eine Abgabestelle aus Kapazitätsgründen nur eine beschränkte Anzahl Personen bedienen kann, verfügte die Abgabestelle Baden einen Kartenstopp. «Die neue Stelle in Wettingen kann nun die Nachfrage im östlichen Bereich der Region abdecken», sagt Suter. Denn es sei ihr Anliegen, dass die Leute keinen langen Weg bis zur Abgabestelle zurücklegen müssen.
Woher die Lebensmittel für die neue Abgabestelle kommen werden, ist noch unklar. Die «Tischlein deck dich»-Zentrale in Winterthur regle die Verteilung der angelieferten Lebensmittel zu den Abgabestellen in den Regionen, erklärt Suter. Jedoch solle dem ökologischen Prinzip Rechnung getragen werden: Das Ziel ist, die Produkte nach Möglichkeit von Grossverteilern aus der Region zu beziehen. Aber auch regionale Bäcker oder Bauernbetriebe können ihren Überschuss spenden. Dabei werden nicht nur Lebensmittel am «Tischlein deck dich» verteilt, auch überschüssige Alltagsgegenstände finden ihren Weg in die Abgabestelle. Dürfen also auch Privatpersonen spenden? «Grundsätzlich ist das möglich», sagt Suter. Es müsse aber gut abgesprochen und organisiert werden. Denn es besteht immer die Gefahr, dass kaputte Gegenstände gespendet werden und die Stelle zum Abfallsammler privater Haushalte wird.
Hilfebedürftigen helfen und dabei Lebensmittel retten, das ist ein persönliches Anliegen von Suter. «Ich bin auf einem Bauernbetrieb aufgewachsen und weiss, wie viel Aufwand hinter der Produktion von Essen steckt, das darf man nicht verschwenden», erklärt Suter ihre Motivation. So stellt die 49-Jährige in ihrer Freizeit Konfitüre aus Früchten von öffentlichen und privaten Gärten her. «Oftmals werden die Früchte sonst nicht verarbeitet oder es besteht ein Überschuss, der nicht bewältigt werden kann.» Die selbst gemachte Dorf-Konfi wird dann im Volg verkauft. Ab dem neuen Jahr engagiert sie sich zusätzlich für die neue Abgabestelle. Suter: «Wo Not herrscht, möchte ich diese lindern.»
Infoveranstaltung «Tischlein deck dich» für freiwillige Helfer findet am Montag, 7. November, 10.15 Uhr, in der freien evangelischen Gemeinde statt.