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Kann man das Badebecken aus der Römerzeit sichtbar machen? Historiker Bruno Meier und Stadtammann Markus Schneider mit Einschätzungen.
In Baden herrscht Euphorie: Der Fund des 1900 Jahre alten römischen Badebeckens unter dem Kurplatz ist eine Sensation, die europaweit für Schlagzeilen sorgt. Kaum entdeckt, stellen sich viele in der Stadt die Frage: Soll der Fund sichtbar gemacht, ja gar vermarktet werden, wie es zwei FDP-Politiker diese Woche gefordert haben? Oder wäre es sinnvoller, das Becken wieder zuzuschütten, um es so gut wie möglich für die Nachwelt bewahren zu können?
Der Badener Historiker Bruno Meier plädiert eher dafür, das Badebecken wenn möglich zu zeigen. «Ich versuche den Menschen in Baden immer wieder klar zu machen, dass unsere Stadt in der europäischen, ja weltweiten Bädergeschichte der allerhöchsten Liga angehört. Wir sind in der Champions League, zusammen beispielsweise mit Baden-Baden oder Bath in England. Nur leider ist das vielen nicht bewusst. Wir Badener sind viel zu wenig stolz auf unser enormes Kulturerbe.» Womöglich ändere sich dies, wenn die Überreste des antiken Beckens für die Öffentlichkeit jederzeit sichtbar wären.
Allerdings gebe es ein Problem, sagt Meier: «Wir haben wenig Zeit, um einen Entscheid zu treffen, wie wir mit dem Fund umgehen sollen. Bald eröffnet das Botta-Thermalbad, und auch beim nahe gelegenen Kurplatz werden bis dann alle Arbeiten fertiggestellt sein müssen. Uns bleiben vielleicht zwei, drei Monate», so der Historiker, der in engem Austausch mit dem Archäologen-Team steht, das die Entdeckung machte.
Grundsätzlich ist er überzeugt, dass es Möglichkeiten gibt, die Reste zu zeigen; die beiden FDP-Politiker schlugen vor, eine Glasplatte darüber zu legen. «Weil es an dieser Stelle keinen Verkehr gibt, keine Autos, die darüber fahren, sehe ich durchaus Chancen für eine Sichtbarmachung», sagt Meier. Jedoch sei die Umsetzung aus technischer Sicht wohl eine grosse Herausforderung, denn von unten drücke das warme Quellwasser.
Leider seien Fehler passiert: «Im Nachhinein ist es schade, dass der Kurplatz nicht bereits vor zehn Jahren sondiert wurde, als im Rest des Quartiers archäologische Grabungen gemacht wurden.» Denn dass sich an dieser Stelle Überreste eines Beckens befinden, damit sei an mit Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit zu rechnen gewesen. Wenn klar war, dass sich unter dem Kurplatz noch Überreste von Becken befinden – warum ist der Fund denn nun eine Sensation? «Wir gingen eher von einem mittelalterlichen Becken aus», sagt Meier. «Dass es römisch ist, wird mit Recht als Sensation bezeichnet.»
Stadtammann Markus Schneider (CVP) hat vergangene Woche vom Fund erfahren. «Wir haben sofort Abklärungen in Gang gesetzt zur Frage, wie wir mit dem Fund umgehen sollen», sagt er. Die Abteilung Planung und Bau werde von einem Fachbüro unterstützt. Erstens müsse geklärt werden, ob es überhaupt möglich sei, das Badebecken zu zeigen und gleichzeitig zu schützen. «Und zweitens stellt sich die Frage der Kosten.» Persönlich wäre es aber sein Wunsch, dass alle den Sensationsfund mit eigenen Augen sehen könnten.