Startseite
Aargau
Baden
Das Christlichee Sozialwerk Hope in Baden schenkt Menschen in Not Hoffnung – oft reicht auch nur ein netter Blick.
Mit den Liebsten gute Gespräche führen, etwas Leckeres essen und das eine oder andere Geschenk unter dem Weihnachtsbaum austauschen. Was während der Festtage für viele selbstverständlich ist, bleibt einigen verwehrt: den Gassenleuten.
Einer, der diesen Menschen in der besinnlichen Zeit nahe steht, ist Patrick Hächler. Der 47-Jährige ist seit Anfang Dezember neuer Gassenarbeiter beim christlichen Sozialwerk Hope an der Stadtturmstrasse in Baden. «Die Adventszeit ist für viele Gassenleute eine schwierige Zeit», sagt er. Die Weihnachtslichter und die familiäre, gesellschaftliche Stimmung würden Erinnerungen und Sehnsüchte wecken. «Zu realisieren, dass die Gassenleute das Besinnliche, das sie vielleicht als Kind erleben durften, nun nicht mehr haben, ist nicht einfach», sagt Hächler. Gassenleute seien zudem oft einsam, fügt Stephan Grossenbacher, Leiter Soziale Arbeit beim «Hope», hinzu: «Gemeinschaft und Beziehungen sind deshalb von wesentlicher Bedeutung.»
Das «Hope» möchte diesen Menschen etwas Geborgenheit bieten und ihnen helfen, den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden. Dafür organisiert das Sozialwerk zwischen Weihnachten und Neujahr verschiedene Anlässe. So gibt es etwa eine kleine Weihnachtsfeier, auch wird gemeinsam gebastelt, gebacken oder an einem Neujahrsapéro auf das kommende Jahr zugeprostet. «Für Gassenleute ist es wichtig, zu wissen, dass jemand für sie da ist und sie in der Gesellschaft gebraucht werden», sagt Grossenbacher. «In der Wirtschaft wird Erfolg anhand von Zahlen gemessen. Gassenleute hingegen erfreuen sich an einem Händedruck oder daran, dass sie wahrgenommen werden, auch nur mit einem netten Blick», fügt Patrick Hächler an.
Hächler, der aus Schinznach-Dorf stammt, arbeitet seit über 20 Jahren im sozialen Bereich. «Es ist für mich eine Genugtuung, wenn ich Menschen, die kein einfaches Leben haben, helfen und etwas Hoffnung schenken kann», sagt der ausgebildete Arbeitsagoge. In anderen Worten: Sie bei der Integration in die Gesellschaft unterstützen und ihnen zeigen, dass sie akzeptiert sind. Zwar ist Hächler erst wenige Wochen in Baden tätig, doch die Arbeit auf der Gasse gefällt ihm: «Das ‹Hope› schaut hin, wo andere wegschauen.» Diesbezüglich hat Hächler eine schöne Erfahrung gemacht: Um das Vertrauen der Gassenleute zu gewinnen, ist er in den Holzunterstand auf dem Unteren Bahnhofplatz gestanden. Einmal drin, fragte ein Besucher seinen Kollegen, wer denn dieser «Neue» sei. Dieser antwortete: «Das ist doch klar: Wer sonst als ‹Hope›-Leute kommen denn in den Unterstand?» Die Anekdote habe Hächler berührt und aufgezeigt, wie wichtig es sei, dass den Gassenleuten Wertschätzung entgegengebracht werde.
Zwischen 20 und 25 Gassenleute sind es, mit denen die «Hope»-Mitarbeiter in Kontakt stehen. «Wir sind eine Anlaufstelle und für Menschen da, wenn sie Unterstützung brauchen – und das nicht nur in der Weihnachtszeit», sagt Stephan Grossenbacher. Das Sozialwerk bietet beispielsweise Hilfe bei der Suche nach einem Job oder einer Wohnung, ebenso Beratungsgespräche und Freizeitgestaltung. Des Weiteren werden Lebensmittel abgegeben und es gibt Dusch- sowie Übernachtungsmöglichkeiten. Die Gassenarbeit wird von der Stadt Baden finanziell mitgetragen, das «Hope» ist jedoch auch auf Spenden angewiesen.
Neben den Gassenleuten greifen wöchentlich rund 300 Menschen auf die Unterstützung des «Hope» zurück. Dazu gehören neben Gassenleuten auch alleinstehende Menschen und solche, die in prekären Familienverhältnissen leben oder sich in Notsituationen befinden. Einer, der das «Hope» besucht, ist Calo. Der Vater zweier Kinder ist geschieden und nimmt regelmässig am Spaghetti-Plausch oder am offenen Singen teil. Auch über Weihnachten und Neujahr wird er im Sozialwerk anzutreffen sein. «Ich finde es schön, gibt es einen Ort, an dem man zusammenkommen und gemeinsam feiern kann», sagt Calo. Weihnachten sage ihm zwar nicht viel, doch er schätze sehr, dass er die Feiertage in Gemeinschaft verbringen könne. «Auf diese Weise sitzt man nicht alleine zu Hause.»
Hope-Weihnachtsanlässe: Mo., 25. 12., «etwas für die Hände, etwas für den Mund, etwas für die Seele»; Mi. 27. 12., «Suppe, Süsses und Spass»; Fr. 29. 12., «Brot backen mit Znacht und Geschichte»; Mo. 1. 1. 18, Neujahrsapéro, Stadtturmstrasse 16, Baden, jeweils ab 15 Uhr.