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Unter den Augen von rund 15'000 Schaulustigen präsentierten die Umzugsteilnehmer in Würenlingen die Früchte ihrer monatelangen Arbeit. Und die können sich sehen lassen.
Ist das Cédric Wermuth, der gerade an uns vorbeiläuft? Nein, es ist SVP-Ständeratskandidat Hansjörg Knecht, der sich für die AZ zum Narren macht und eine Maske seines SP-Konkurrenten überzieht. Als Narr ist er an diesem Sonntag in guter Gesellschaft: Der Fasnachtspräsident von Würenlingen hat zum Umzug geladen – und Tausende sind seinem Ruf gefolgt.
Unter dem Motto «Mer lönd d’Chele im Dorf» feierte das Eichledorf seine sechstägige Fasnacht, die sich heuer bereits zum 51. Mal jährt. An das Sprichwort hielt sich allerdings keiner der Umzugsteilnehmer: Kein Aufwand wurde gescheut, um dem Besucher vorzuführen, warum es sich lohnt, an diesem Tag nach Würenlingen zu pilgern.
Teilnehmer aus dem Breitenquartier zeigten mit beeindruckenden Wagenkompositionen, die sie dem 40-jährigen Jubiläum des Actionstreifens «Mad Max» widmeten, dass Fasnacht nicht immer farbenfroh sein muss. Unter dem Motto «Mit Hörner besch de Börner» nahmen Keller und Meier's Kinder die Hornkuh-Initiative aufs Korn. Die Chäppelibööge feierten 50 Jahre Mondlandung mit einer gigantischen Rakete, die sich nur mit viel Geschick über die engen Dorfstrassen manövrieren liess.
Doch nicht nur internationale und nationale Themen fanden ihren Weg unter die 38 Sujets. So mokierte sich die Reederei AG über die neuen WCs des Dorfkindergartens: «Aussen Prunk – innen Stunk» war an vorbeirollenden Toilettenkabinen zu lesen. Doch Vorsicht: Wer sich auf das vermeintlich stille – wirklich ziemlich schäbig wirkende – Örtchen wagte, wurde mit einem Konfettibläser gequält. Überhaupt haben Konfettischeue an dieser Fasnacht nichts verloren: Rund 1,4 Tonnen der bunten Papierschnipsel liessen die Fasnachtsgruppen über die Köpfe der Besucher rieseln.
«Unsere gewaltigen Wagen sind einfach einzigartig», sagt denn auch Fasnachtspräsident André Wenzinger voller Stolz. Unzählige Arbeitsstunden investieren die Umzugsteilnehmer jedes Jahr in ihre Fasnachtssujets. Die Hälfte der 38 Nummern kommt von Würenlinger Gruppen. Und diese arbeiten bis zu einem halben Jahr mehrmals wöchentlich für diesen einen Tag. An anderen Umzügen nehmen die Würenlinger nur selten teil; meist sind ihre Wagen so gewaltig, dass sie Strassen ausserhalb des Dorfes gar nicht befahren dürfen.
So gewaltig etwa wie die knapp 10 Meter hohe Kaugummimaschine, mit der die Dorfbachsörpfler als Zahnteufel das 150-jährige Jubiläum des Kaugummis zelebrierten. Die Gruppe zählt mit 82 Mitgliedern zu den grössten Fasnachtscliquen im Dorf. «Die Fasnacht stärkt den Zusammenhalt unter den Dorfbewohnern», erklärt Christoph Birchmeier, Oberhaupt der Dorfbachsörpfler. «Es ist ein Brauchtum, das unsere Eltern ins Leben riefen und wir mit unseren Kindern nun fortführen.»
Der Umzug war nicht nur ein Spektakel für die Augen: Elf Guggen reihten sich unter die 38 Fasnachtssujets und heizten den Besuchern als «Bärgmänsch» oder «Schneewittchen und die 46 Zwerge» gehörig ein. Auch das Wetter spielte mit: Sonnenstrahlen und blauer Himmel bescherten der Fasnachtsgesellschaft Rekordzahlen. 15'000 Schaulustige standen an den Strassenrändern und bestaunten die Früchte monatelanger Arbeit. Für Präsident Wenzinger ein mehr als gelungener Fasnachtssonntag: «Es war einfach unglaublich, besser hätten wir uns den Umzug nicht wünschen können», sagt er zufrieden. Und etwas heiser.